Ein Grieche für alle Fälle (Jenseits des Olymps - Buch 1) (German Edition)
hat, Kredite in deinem Namen aufzunehmen? Oder warte mal, vielleicht der Teil, der dir dein Auto unter deiner Nase verkauft hat, sodass du mit dem Bus zum Campus fahren musstest?“ Francesca legte mit einer spöttelnden Geste ihren Finger unter ihr Kinn.
Okay, also würde sie wohl lästern müssen. Warum kämpfte sie noch dagegen an, wenn sie noch immer über Michaels Benehmen bei der Verlesung von Elenis Testament verärgert war, als er gedroht hatte, sie wegen des Erbes zu verklagen, von dem er glaubte, dass es ihm zustand?
„Das bringt Erinnerungen zurück”, gestand Sophia. Leider nicht viele gute. Mit ihrem Cousin Michael aufzuwachsen, nachdem sowohl ihre Eltern als auch Michaels zusammen mit einem Boot verunglückt waren, war nicht einfach gewesen. „Tante Eleni war so wütend auf ihn, als sie herausfand, dass er sie bestohlen hatte. Das hat sie dazu gebracht, ihr Testament zu ändern. Sie sagte, er würde keinen roten Heller mehr von ihr bekommen.“
„Und das hat er auch nicht. Jetzt gehört das Haus dir alleine –“
Sophia unterbrach sie, „Besser gesagt der Bank – die Erbschaftssteuer bringt mich um. Mit dieser riesigen Hypothek, die ich aufnehmen musste, nur um die Steuern zu bezahlen, habe ich keine andere Wahl, als das Haus in eine Pension umzubauen. Was hätte ich sonst tun sollen? Es verkaufen?“
„Das wäre eine Idee.“
„Nein, Francesca, kommt nicht in Frage. Ich werde das Haus nicht aufgeben. Das ist alles, was ich habe.“ Es war ihr Zuhause und das einzige, das sie an ihre Eltern erinnerte. „Ich habe wirklich alles durchdacht. Ich habe alles ausgerechnet. Der Businessplan ist solide. Wenn er es nicht wäre, hätte mir die Bank nie den Kredit für die Renovierung gegeben. Ich sage dir, es wird funktionieren.“
„Na ja, so kriegt es wenigstens Michael nicht in seine Krallen.“ Francesca kippte den letzten Schluck ihres Getränkes hinunter.
„Könnte er aber doch.“ Sophia erinnerte sich noch an den Schock, als sie die Klausel in Elenis Testament gehört hatte.
„Wie denn das?“ Ihre Freundin warf ihr einen verwirrten Blick zu. „Du hast es geerbt. Ich hoffe, du setzt nicht ihn als Erben in deinem Testament ein.“
Sophia konnte als zu gutmütig bezeichnet werden, aber dumm? Nein, niemand würde sie das nennen. Sie konnte einen Geschäftsvertrag zerlegen, wie ein Zehntklässler einen Frosch sezierte: mit genug Neugier, um sicherzustellen, dass ihr nichts entging. Auch wenn sie während des Studiums nur ein paar Vertrags- und Wirtschaftsrechtskurse belegt hatte, hatte sie doch ein paar Dinge gelernt. Genug um zu wissen, wann sie einen Anwalt hinzuziehen musste und wann sie die Dinge selbst handhaben konnte.
„Tja, das ist nicht wirklich etwas, das ich kontrollieren kann. Elenis Testament hatte eine Klausel für den Notfall. Eine Familiensache“, schnitt Sophia den Protest ihrer Freundin sofort ab. „Wenn mir etwas passiert, bevor ich Kinder habe, dann ist er der Nacherbe.“
Francesca stieß ein unterdrücktes Keuchen aus. „Das kann sie tun?“
Sophia nickte. Ihr hatte die Klausel nicht gefallen, als eine Woche nach Elenis Tod das Testament verlesen worden war. Doch nach Absprache mit ihrem eigenen Anwalt hatte sie erkannt, dass die Anfechtung des Testaments sie jeden Pfennig kosten würde, den sie geerbt hatte.
„Sie kann es tun, und sie hat es getan. Ich glaube, Familie bedeutete ihr mehr als wir immer angenommen haben. Auch wenn das heißt, dass mein schrecklicher Cousin doch noch an ihr Geld kommen kann. Denn dass ich Kinder bekomme, wird nicht in absehbarer Zeit passieren, das weißt du so gut wie ich.“
Sosehr sie auch eine Familie wollte, musste sie erst einmal in der Lage sein, finanziell für eine zu sorgen. Und das bedeutete, ein profitables Geschäft aufzubauen und all ihre Energie hineinzustecken, damit es funktionierte. Auch wenn das hieß, den Kinderwunsch noch ein paar Jahre aufzuschieben. Sie hatte immerhin noch einige gebärfähige Jahre vor sich. Mit achtundzwanzig war sie noch nicht ganz aus dem Spiel.
Francesca verdrehte die Augen. „Es würde helfen, wenn du gelegentlich mal mit einem Mann ausgingst.“
Sophia hatte keinerlei Einwände gegen Verabredungen per se, allerdings gegen die verfügbaren Männer. Und eine Beziehung einzugehen, nur damit sie nicht mehr alleine war, war einfach zu erbärmlich. Sie suchte nach Mr. Right , nicht Mr. Right-Now . Nun, suchen war vielleicht ein zu starkes Wort. Sie war nicht gerade aktiv auf der
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