Ein Grieche für alle Fälle (Jenseits des Olymps - Buch 1) (German Edition)
dieser Momente. Ein für allemal würde er seinem Vater ganz deutlich sagen, was er von seinen Handlungen hielt, Handlungen, die letztendlich das Leben von Sterblichen gefährdeten.
Die Götter hatten Aufgaben, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden durften. Abgesehen davon, ein paar Streiche zu spielen und etwas Unfug zu treiben, war das mutwillige Riskieren von Menschenleben unverantwortlich und es ging zu weit, selbst wenn es darum ging, einem anderen Gott eine Lektion zu erteilen – die Triton zugegebenermaßen nötig hatte. Es gab sicherlich noch einen anderen Weg, Triton für sein Eindringen in Zeus’ Territorium zu bestrafen, statt ihn seiner Kräfte zu berauben – Kräfte, die er jetzt benötigte. Jetzt. Nicht morgen, nicht in einer Woche oder einem Monat.
Bevor Hermes eine Chance hatte, die Tür weiter zu öffnen, hörte er Zeus lachen. Das Lachen eines anderen Mannes mischte sich mit seinem. Hermes erstarrte. Zeus war nicht alleine. Er hatte einen Besucher. Und der Besucher war kein anderer als Poseidon. Hermes war nicht überrascht, Poseidon auf dem Olymp anzutreffen. Sicher war er gekommen, um bei Zeus für Tritons Rückkehr zu plädieren.
Hermes spähte durch den kleinen Spalt zwischen Tür und Rahmen und ließ seinen Blick über die beiden Götter schweifen. Ihre Tuniken sahen etwas zerzaust aus, und der süße Geruch von Ambrosia hing schwer in der Luft. So wie es aussah, waren sein Vater und sein Onkel schon seit Stunden am Trinken. Was eher ungewöhnlich war, da sich die beiden in der Regel nicht gut verstanden. Rivalität unter Geschwistern war ja nichts Neues bei den Göttern.
Was genau hatte also zu diesem freundlichen Familientreffen geführt? Hermes fühlte sofort einen Verdacht in sich hochsteigen. Er erinnerte sich daran, dass das einzige Mal, dass Zeus und Poseidon einander freundlich behandelt hatten, war, als sie ein gemeinsames Ziel gehabt hatten, oder noch genauer: einen gemeinsamen Feind, nämlich als sie sich verbündet hatten, um ihren Vater Kronos zu stürzen.
„Macht nichts“, lachte Zeus, „ich möchte nur sehen, wenn er verliebt ist und es ihm das Herz bricht.“
Was sagte Zeus da? Hermes horchte intensiver zu.
„Wer sagt, dass er Liebeskummer haben wird? Vielleicht findet er die richtige Frau und lernt schließlich und endlich, was Liebe ist. Es bedeutet doch nicht, dass es einseitig sein muss“, kam Poseidons Antwort.
Zeus schnaubte. „Ich weiß, du liebst deinen Sohn, aber ist dir aufgefallen, wie er Frauen behandelt? Ich glaube, dies ist eine Wette, kleiner Bruder, die du verlieren wirst.“
Eine Wette? Die beiden Götter wetteten über den Ausgang von Tritons Strafe?
„Nicht so schnell, Zeus, noch ist nichts verloren. Triton wird sich verlieben und sich seinen Weg zurück verdienen, das verspreche ich dir. Und wenn er Glück hat, könnte sie sogar seine Liebe erwidern. Mein Junge ist nicht durch und durch schlecht. Er braucht nur ein wenig Hilfe.“
Hermes kratzte sich am Kopf. Warum sollte Triton sich verlieben müssen? Die Herausforderung bestand eindeutig darin, dass sich eine sterbliche Frau in ihn verliebte.
„Die ihm niemand leisten wird, nicht einmal seine sogenannten besten Freunde.“
Poseidon unterbrach ihn: „Nur weil du mitten im Spiel die Regeln geändert hast und es niemandem mitteilst.“
„Schlau, nicht wahr? Niemand wird wissen, wie er Triton helfen kann, weil niemand weiß, dass er derjenige sein muss, der sich verliebt, nicht die Frau.“
„Abgesehen von Eros natürlich“, gestand Poseidon ein.
Eros wusste davon? Hermes stieß einen Fluch aus. Eine Sekunde später schwang die Tür auf. Hermes sah, wie Zeus seinen Arm hochhob und die Tür mit seinen unsichtbaren Kräften bewegte. Verdammt, er war beim Lauschen erwischt worden.
„Na, wenn das nicht einer meiner vielen Söhne ist.“
„Vater, wie schön dich zu sehen“, antwortete Hermes mit einem gezwungenen Lächeln.
Zeus unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung. „Wie lange bist du schon hier?“
„Lange genug, um zu wissen, dass du mogelst. Selbst für deine Verhältnisse ist das abscheulich.“
Zeus erhob sich mit einer raschen Bewegung, und einen Augenblick später stand er nur wenige Zentimeter von Hermes entfernt. „Und du, mein Sohn, wirst nichts daran ändern.“
„Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie unschuldige Menschen durch dein Handeln leiden müssen.“ Hermes’ Stimme blieb trotz der Einschüchterungstaktik, die sein Vater
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