Ein Grieche für alle Fälle (Jenseits des Olymps - Buch 1) (German Edition)
Augenchirurg?“
„Was?“
„Sie erblindet auf Dauer, also lassen Sie sie in Ruhe. Suchen Sie sich ein anderes Opfer.“
Auf Dauer? Die Worte hallten in Triton Kopf wider. Seine Sophia verlor ihr Augenlicht für immer? Ein plötzliches Engegefühl in seiner Brust ließ ihn nach Luft schnappen. Als er seine Stimme wiederfand, kamen die Worte wie automatisch. „Sie braucht mich jetzt mehr als je zuvor.“
Als er sich an Jonathan vorbeidrückte, kam ein Schrei von oben. Sophia! Er tauschte einen Blick mit Jonathan aus, und beide rannten die Treppe hinauf, Triton zwei Schritte voraus.
***
Sophia fühlte, wie das Geländer ihres Balkons nachgab, als sie sich dagegen lehnte. Ihre Hände griffen wild um sich, um sich an etwas festzuhalten, aber sie war nicht in der Lage, ihr Körpergewicht nach hinten zu verlagern.
Panik ergriff sie, als sie nach vorne fiel. Ihre Arme ruderten, bis sie irgendeinen Kontakt herstellte. Instinktiv packte sie mit beiden Händen eine Metallstange und konnte so ihren Sturz in die Tiefe verhindern.
Ihr Leben lief nicht vor ihren Augen ab. Sie hatte nur einen Gedanken: Sie würde sterben, ohne jemals wahre Liebe gespürt zu haben. Das war nicht fair.
Mit ihren Füßen in der Luft baumelnd hing sie vom Balkon im zweiten Stock. Der Wind, der bereits eher am Tag stärker geworden war, schlug gegen sie. Sie wusste, dass unter ihr ein paar Büsche waren. Würden sie ihren Fall abmildern und sie abfedern? Oder war die Höhe ausreichend, dass sie sich den Hals brach?
So wollte sie ihr Leben nicht enden sehen. Es war nicht richtig. Ihre Schultern brannten, und die Kraft in den Armen ließ nach. Sie brauchte Hilfe. Hatte sie geschrien? Sie konnte sich nicht erinnern.
„Hilfe!“, schrie sie verzweifelt. Den extra Atem zum Schreien zu verwenden raubte ihr ihre Energie. Sie fühlte, wie ihre Handflächen feucht wurden. Nein, sie musste sich festhalten, durfte nicht abrutschen. Nur noch ein paar Minuten. Jemand musste sie gehört haben. Ein Arbeiter vielleicht oder Jonathan. Jemand, irgendjemand, bitte!
Feuchtigkeit sammelte sich zwischen ihren Fingern und der Metallstange, die aus dem Boden des Balkons hervorragte. Ihre linke Hand glitt und rutschte ab. Jetzt hing sie nur noch mit einer Hand an der Stange. Sie streckte sich so sehr sie konnte, um ihre Hand wieder um die Stange zu legen, aber nur ihre Fingerspitzen erreichten das Metall.
In der Ferne hörte sie Schritte auf der Treppe, dann das Geräusch einer sich öffnenden Tür.
„Sophia!“ Sie erkannte die Stimme, aber sie musste träumen. Vielleicht war sie bereits gefallen und war tot, denn er konnte nicht hier sein.
Dann spürte sie einen starken Griff um ihr Handgelenk. „Ich habe dich, agapi mou.“ Die Wärme seiner Hand erneuerte ihre Stärke.
„Nehmen Sie den anderen Arm!“, befahl Triton jemandem, den Sophia nicht sehen konnte.
Einen Augenblick später spürte sie eine zweite Hand ihr anderes Handgelenk packen. „Hab sie.“ Es war Jonathan.
„Jetzt, langsam, wir ziehen sie hoch. Vorsicht!“, wies Triton an.
Gemeinsam gelang es ihnen, sie über den Rand des Balkons und aus der Gefahrenzone zu ziehen. In dem Moment, als sie den Boden unter sich fühlte, stieß sie den Atem aus, den sie angehalten hatte. Dann umschlangen sie starke Arme. Sie würde diese Arme überall erkennen.
„Sophia“, flüsterte Triton ihr ins Haar und drückte sie näher an sich.
Es war so leicht, alles in seinen Armen zu vergessen. Sie fühlte sich sicher. „Triton!“ Sophia hob ihren Kopf und versuchte, ihn anzusehen.
Als seine Lippen sich auf ihre legten und sie küssten, hätte sie ihn zurückstoßen sollen, aber stattdessen antwortete sie ihm mit Hingabe. Sie hätte sterben können, doch sie lebte, weil Triton sie gerettet hatte. Trotz all seiner Lügen verdiente er einen Kuss. Und sie verdiente ihn auch. Sie brauchte dies, wollte das Leben jetzt umarmen.
Sein Kuss war anders als all seine Küsse zuvor. Sie spürte, dass auch er Angst gehabt hatte.
Jemand räusperte sich laut, und einen Augenblick später trennte Triton seine Lippen von ihren. „Ich hätte dich beinahe verloren.“ Seine Worte wärmten ihr Herz. Er sorgte sich um sie.
„Du hast mich gerettet.“
„Ich nehme an, das bedeutet, dass Sie nicht wollen, dass ich ihn rauswerfe“, bemerkte Jonathan trocken.
Sophia schüttelte den Kopf. „Nein, Triton und ich müssen reden. Danke, Jonathan, ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.“ Sie streckte ihre Hand aus und drückte
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