Ein Grieche im 7. Himmel
Baseballspieler, der auf die Homebase schlitterte – keine Sekunde zu früh. Die Kante der schweren Tür knallte gegen seinen Knöchel.
„Geschafft!“ Hermes boxte mit einer Hand triumphierend in die Luft.
Hinter ihm hörte er sich nähernde Schritte. Er sprang schnell auf, darauf bedacht, seinen Fuß zwischen Tür und Angel zu lassen, damit sich die Tür nicht doch noch schließen konnte. Lässig lehnte er sich dagegen, um sie zu einem möglichst großen Teil zu verdecken, damit wer auch immer vorbeiging, nicht bemerkte, dass sie offen stand.
„Du siehst überhaupt nicht verdächtig aus“, kommentierte Penny, als sie näherkam und sich dabei ein verschmitztes Lächeln auf ihren Lippen bildete.
Bei ihrer sarkastischen Bemerkung verdrehte Hermes die Augen. „Hey, du warst nicht diejenige, die sich beinahe den Knöchel gebrochen hat, damit die Tür nicht zufiel!“ Obwohl er verletzt werden konnte, würde jegliche körperliche Verletzung dank seiner göttlichen Kräfte schnellstens heilen. Alle physischen Verletzungen waren lediglich vorübergehend.
Er öffnete die Tür weiter und führte Penny hinein, bevor er die Tür leise hinter ihr schloss.
„Das liegt daran, dass ich damit beschäftigt war, einen anonymen Anruf zu machen und den Sicherheitsdienst zu belügen. Wenn irgendjemand jemals herausfindet, dass ich das war, werde ich gefeuert!“
„Was hast du ihnen denn erzählt?“
„Dass die Dekanin der Geschichtsfakultät durchgedreht ist und vor einer Studentenklasse einen Striptease macht.“
Bei so viel Einfallsreichtum schmunzelte Hermes. „Deine Chefin Michelle? Kein Wunder, dass die zwei Typen so schnell rausgerannt sind. Sie wollten wahrscheinlich die Show nicht verpassen!“
Dann blickte er sich in dem fensterlosen Raum um. Es gab eine große Videokonsole mit mehreren Monitoren, zwei Stühle davor und eine Schrankwand dahinter. „Lass uns an die Arbeit gehen! Sie werden nicht ewig weg bleiben.“
Penny deutete auf die Konsole. „Weißt du überhaupt, wie das funktioniert?“
Hermes lächelte zuversichtlich. „Keine Sorge.“ Obwohl Zeus‘ Überwachungsanlage deutlich anders aussah, funktionierte sie ähnlich wie ihr weltliches Gegenstück. „Das bekomme ich schon raus.“
Er setzte sich vor die Konsole, griff nach der Maus und klickte auf ein Icon auf dem Computerbildschirm vor sich. „Irgendwo auf dem Server müssen sie die Aufzeichnungen in chronologischer Reihenfolge gespeichert haben, und ich wette, sie sind nach Gebäuden geordnet. Wir müssen nur die richtige Stelle finden und die Bänder im Schnelldurchlauf ansehen, bis wir etwas finden.“ Er warf Penny einen aufmunternden Blick zu.
„Ich hoffe, du hast recht“, sagte sie mit gerunzelter Stirn. „Denn wenn sie uns hier erwischen, werde ich mit Sicherheit entlassen.“
Er grinste und tätschelte ihre Hand. „Ich dachte, du wirst entlassen, weil du diesen Scherzanruf gemacht hast.“
„Kannst du bitte ernst bleiben?“
Er lachte, denn es machte ihm Spass, sie zu hänseln. „Aber mir ist doch ernst!“
Als Penny die Augen verdrehte und den Kopf schüttelte, ging Hermes an die Arbeit und scrollte durch die Ordner, bis er den für das Gebäude fand, in dem sich die Geschichtsfakultät befand.
„Okay, es scheint mehrere Kameras zu geben, eine am Vordereingang, eine im Hauptkorridor und eine beim Seiteneingang, aber es gibt keine auf dem Gang, wo sich das Labor befindet.“
„Verdammt!“, rief Penny aus. „Was machen wir jetzt?“
„Keine Sorge, wir finden vielleicht doch etwas auf den Videos aus den anderen Kamerawinkeln. Lass uns mal schauen!“ Er spielte das erste Band im Schnelldurchlauf ab.
„Das ist zu schnell, ich kann nichts sehen“, beschwerte sich Penny.
Er legte seine Hand auf ihre. „Ich mache das schon. Ich werde es langsamer laufen lassen, wenn ich etwas Verdächtiges bemerke.“ Er sah weiter die Digitalbänder durch, wobei sich seine Augen ohne Schwierigkeiten an die Geschwindigkeit der Aufnahme anpassten. Ein Sterblicher würde alles verschwommen sehen, aber seine göttlichen Kräfte ermöglichten es ihm, alles klar wahrzunehmen.
Da die Bänder, die er prüfte, von Sonntagnachmittag und -abend waren, war nicht viel im Gebäude los. Das half ihm, die Bänder schneller durchzusehen als wenn er eine Aufnahme eines Montags, an dem Vorlesungen stattfanden, durchsehen müsste.
Hermes seufzte und warf einen Blick auf die Uhr über der Konsole. Wenn er nicht bald etwas fand, müssten sie
Weitere Kostenlose Bücher