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Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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schließlich gelungen, sie bei der Stolbejewa unterzubringen. Ich wußte sehr wohl, daß Lisa die Stolbejewa gelegentlich besuchte und später auch hin und wieder die arme Darja Onissimowna, die wir alle inzwischen ins Herz geschlossen hatten; aber damals, plötzlich, nach dieser übrigens außerordentlich sachlichen Erklärung des Fürsten, nach dem blödsinnigen Ausfall Stjebelkows und möglicherweise auch deshalb, weil ich vorhin mit »Fürst« angesprochen wurde, lief ich plötzlich feuerrot an. Zum Glück erhob sich in diesem Augenblick Naschtschokin, um sich zu verabschieden; er reichte auch Darsan die Hand. Kaum waren wir, Stjebelkow und ich, unbeobachtet, als dieser mit dem Kopf auf Darsan wies, der mit dem Rücken zu uns in der Tür stand; ich zeigte Stjebelkow die Faust.
    Eine Minute darauf machte sich auch Darsan auf den Weg, nachdem er mit dem Fürsten verabredet hatte, sich morgen unbedingt an dem bekannten Ort zu treffen – in einer Spielbank natürlich. Im Hinausgehen rief er Stjebelkow etwas zu und deutete vor mir eine Verbeugung an. Kaum hatte er das Zimmer verlassen, als Stjebelkow von seinem Platz aufsprang und sich mit dem erhobenen Zeigefinger mitten im Zimmer aufpflanzte:
    »Dieses Herrensöhnchen hat sich in der vorigen Woche folgendes Kunststück geleistet: Er zahlte mit einem Wechsel mit einer von ihm gefälschten Unterschrift, Awerjanow. Dieser hübsche Wechsel existiert heute noch, aber so etwas ist bei uns nicht üblich. Kriminell. Achttausend.«
    »Und wahrscheinlich ist jetzt dieser Wechsel in Ihrer Hand?« Ich sah ihn mit blanker Wut an.
    »Ich habe eine Bank, wenn’s beliebt, ich habe einen mont de piété , keinen Wechsel. Haben Sie schon von dem mont de piété in Paris gehört? Brot und Wohltaten für die Armen; ich habe einen mont de piété …«
    Der Fürst fiel ihm grob und böse ins Wort:
    »Was machen Sie hier? Wozu saßen Sie hier herum?«
    »Ah!« Stjebelkow ließ ihn nicht aus den Augen. »Und wie ist es damit? Wird es nun nichts damit?«
    »Nein – nein – nein, nichts damit!« brüllte der Fürst und stampfte mit dem Fuß. »Ich habe es gesagt!«
    »Also, wenn es so damit ist … wenn so, dann so. Nur ist es damit – nicht ganz so …«
    Er drehte sich auf dem Absatz um, senkte den Kopf und ging stocksteif hinaus.
    Er war schon an der Tür, als der Fürst ihm plötzlich nachrief: »Sie sollen wissen, mein Herr, daß ich vor Ihnen nicht die mindeste Angst habe!«
    Er war sehr aufgebracht, wollte sich schon setzen, setzte sich aber nicht, als er mich wahrnahm. Sein Blick schien auch mir zu sagen: “Und was willst du hier?”
    »Ich kann es nicht, Fürst …« stotterte ich.
    »Ich habe jetzt wirklich keine Zeit, Arkadij Makarowitsch, ich muß sofort fahren.«
    »Nur einen Augenblick, Fürst, etwas für mich sehr Wichtiges; und erstens, nehmen Sie Ihre dreihundert zurück.«
    »Was soll denn das wieder heißen?«
    Er war auf und ab geschritten, blieb aber nun stehen.
    »Das heißt, daß nach allem, was vorgefallen ist … auch, daß Sie über Werssilow gesagt haben, er sei ehrlos, und schließlich Ihr Ton in der ganzen letzten Zeit … Mit einem Wort, ich kann es nicht nehmen.«
    »Aber Sie konnten es immerhin einen ganzen Monat lang nehmen. «
    Er ließ sich plötzlich auf einen Stuhl nieder. Ich stand an dem Tisch und blätterte mit der einen Hand gedankenlos in dem Band Belinskij, in der anderen hielt ich meinen Hut.
    »Damals hatte ich ganz andere Gefühle, Fürst … Und ich hätte es auch niemals bis zu der bewußten Summe kommen lassen … Das Spiel … Kurz, ich kann es nicht!«
    »Man hat Sie einfach überhaupt nicht beachtet, und deshalb sind Sie wütend; außerdem möchte ich Sie bitten, dieses Buch in Ruhe zu lassen.«
    »Was soll das heißen: Überhaupt nicht beachtet? Schließlich haben Sie mich vor Ihren Gästen fast ebenso behandelt wie Stjebelkow!«
    »Aha, das ist des Rätsels Lösung!« grinste der Fürst giftig. »Außerdem wurden Sie verlegen, als Darsan Sie mit ›Fürst‹ angeredet hat.«
    Er lachte boshaft. Ich brauste auf:
    »Das verstehe ich nicht … Ihren Fürstentitel möchte ich nicht geschenkt haben …«
    »Ich kenne Ihren Charakter. Wie lächerlich Sie herausgeplatzt sind, um die Achmakowa zu verteidigen … Lassen Sie das Buch in Ruhe!«
    »Was soll das heißen?« Ich erhob ebenfalls die Stimme.
    »Las – sen – Sie – das Buch!« brüllte er plötzlich und richtete sich in seinem Sessel voller Wut auf, als

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