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Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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abscheulich«, rief der Junge.
    » Nous vous rendons «, schloß der Lange, die französischen Worte grob und ungeschickt aussprechend.
    »Er ist, wissen Sie, ein Zyniker«, der Junge lächelte mir zu, »glauben Sie etwa, er könnte nicht Französisch? Er spricht wie ein gebürtiger Pariser, aber er äfft die Russen nach, die in Gesellschaft schrecklich gern Französisch miteinander sprechen, ohne es zu können …«
    » Dans les wagons «, erklärte der Lange.
    »Schon gut, auch in den Eisenbahnwaggons; ach, du bist so langweilig! Man braucht nicht alles zu erklären. Diese ewige Sucht, den Narren zu spielen.«
    Ich hatte inzwischen einen Rubel aus der Tasche gezogen und hielt ihn dem Langen hin.
    »Nous vous rendons«, sprach dieser, steckte den Rubel ein, drehte sich plötzlich zur Tür und begann, völlig unbewegten und ernsten Gesichts, mit der Spitze seines riesigen, plumpen Stiefels gegen die Tür zu treten, in größter Seelenruhe.
    »Ach, du wirst wieder mit Lambert raufen!« bemerkte der Junge besorgt. »Es wäre besser, Sie würden läuten!«
    Ich klingelte, aber der Lange polterte trotzdem mit seinem Stiefel weiter.
    » Ah, sacré  … « Plötzlich war Lamberts Stimme direkt hinter der Tür zu hören, und schon öffnete er.
    » Dites donc, voulez-vous que je vous casse la tête, mon ami «, schrie er den Langen an.
    » Mon ami, voilà Dolgorowky, l’autre mon ami «, sagte der Lange würdig und ernst, ohne den vor Wut puterroten Lambert aus den Augen zu lassen. Dieser aber schien sich, sobald er mich gesehen hatte, vollständig zu verwandeln.
    »Da bist du ja, Arkadij! Endlich! Also bist du gesund, endlich gesund?«
    Er packte mich bei den Händen und drückte sie kräftig; kurz, er strahlte eine so aufrichtige Begeisterung aus, daß mir augenblicklich furchtbar wohl zumute wurde und ich ihn sogar sympathisch fand.
    »Du bist der erste, den ich besuche!«
    »Alphonsine!« rief Lambert.
    Sie schoß im Nu hinter dem Wandschirm hervor.
    » Le voilà !«
    » C’est lui «, rief Alphonsine aus, schlug die Hände zusammen und wollte mir schon um den Hals fallen, aber Lambert rettete mich davor.
    »Non, non, non, tout beau!« kommandierte er wie einem Hündchen. »Siehst du, Arkadij, bei uns haben sich einige Leutchen verabredet, um heute bei den Tataren zu speisen. Ich werde dich nicht mehr fortlassen, du mußt mitkommen. Wir wollen zusammen essen; ich werde diese beiden so bald wie möglich vor die Tür setzen, und dann können wir plaudern. Aber komm rein, komm rein! Wir werden sofort aufbrechen, du mußt nur einen Augenblick warten …«
    Ich trat ein und blieb mitten in jenem Zimmer stehen, umherschauend und mich erinnernd. Lambert kleidete sich hinter dem Wandschirm eilig um. Der Lange und sein Kompagnon waren uns gefolgt, ungeachtet der Reden Lamberts. Wir alle blieben stehen.
    » Mademoiselle Alphonsine, voulez-vous me baiser ?« brummelte der Lange.
    »Mademoiselle Alphonsine«, versuchte es der Jüngere und hielt ihr die Krawatte entgegen, aber sie fuhr beide wütend an.
    » Ah, le petit vilain!« schrie sie den Jüngeren an, »ne m’approchez pas, ne me salissez pas, et vous, le grand dadais, je vous flanque à la porte tous les deux, savez-vous cela !«
    Der Jüngere, ungeachtet dessen, daß sie ihn so verächtlich und angeekelt abwehrte, als fürchte sie in der Tat, sich an ihm schmutzig zu machen (was ich keineswegs verstand, weil er so hübsch war und sich als ausgezeichnet gekleidet erwies, nachdem er seinen Pelz abgelegt hatte) – der Jüngere redete ihr inständig zu, seinem langen Freund die Krawatte zu binden und ihm vorher einen frischen Kragen aus Lamberts Wäsche umzulegen. Sie war nahe daran, aus Wut über ein solches Ansinnen beide zu verprügeln, aber Lambert, der hinter dem Wandschirm mitgehört hatte, befahl ihr, sie nicht aufzuhalten und ihre Bitte zu erfüllen, »anders wird man sie nicht los«, fügte er allerdings hinzu, und Alphonsine holte augenblicklich einen Kragen herbei und begann, dem Langen die Krawatte zu binden, nun ohne den geringsten Widerwillen. Dieser streckte genau wie im Treppenhaus ihr den Hals entgegen, solange sie mit dem Binden beschäftigt war.
    » Mademoiselle Alphonsine, avez-vous vendu votre bologne ?« fragte er.
    »Qu’est que ça, ma bologne?«
    Der Jüngere erklärte, »ma bologne« bedeute das Bologneserhündchen.
    » Tiens, quel est ce baragouin? «
    » Je parle comme une dame russe sur les eaux minérales «, bemerkte le grand dadais, immer

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