Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
Vom Netzwerk:
noch mit vorgestrecktem Hals.
    » Qu’est que ça qu’une dame russe sur les eaux minérales … où est donc votre jolie montre, que Lambert vous a donné ?« wandte sie sich plötzlich an den Jüngeren.
    »Wie, wieder keine Uhr?« war die gereizte Reaktion Lamberts hinter dem Wandschirm.
    »Aufgegessen!« brummelte le grand dadais.
    »Ich habe sie für acht Rubel verkauft: es war doch nur eine silberne, vergoldet, Sie haben aber gesagt, es sei eine goldene. Solche kosten jetzt auch im Laden – höchstens sechzehn Rubel«, antwortete der Jüngere, der sich sichtbar ungern vor Lambert rechtfertigte.
    »Das muß ein Ende nehmen!« fuhr Lambert noch gereizter fort. »Ich kaufe Ihnen, mein junger Freund, die schönste Kleidung und schenke Ihnen die schönsten Sachen nicht, damit Sie alles für Ihren langen Freund ausgeben … Was ist das für eine Krawatte, die Sie gerade gekauft haben?«
    »Nur für einen Rubel; das war nicht von Ihrem Geld. Er hatte gar keine Krawatte, und er braucht noch einen Hut.«
    »Quatsch!« Nun wurde Lambert wirklich böse. »Ich habe ihm genügend gegeben, auch für den Hut, aber er verlangte sofort Austern und Champagner; er riecht schlecht, ist ungepflegt; man kann ihn nirgendwohin mitnehmen. Wie kann ich mit ihm essen gehen?«
    »Mit der Droschke«, brummelte der dadais. » Nous avons un rouble d’argent que nous avons prêté chez notre nouvel ami .«
    »Du darfst ihnen nichts geben, Arkadij!« schrie Lambert abermals.
    »Gestatten Sie, Lambert; ich verlange von Ihnen auf der Stelle zehn Rubel«, der Jüngere wurde plötzlich so ärgerlich, daß er über und über errötete, was ihn doppelt so hübsch machte, »und unterstehen Sie sich, so dumm daherzureden wie eben mit Dolgorukij. Ich verlange von Ihnen zehn Rubel, um einen Rubel auf der Stelle Dolgorukij zurückzugeben, und für den Rest kaufe ich Andrejew sofort einen Hut – Sie werden sehen.«
    Lambert kam hinter dem Wandschirm hervor.
    »Hier sind drei Gelbe, drei Rubel, und bis Dienstag gibt es keine Kopeke mehr, und untersteht euch … sonst …«
    Le grand dadais riß ihm sofort das Geld aus der Hand.
    »Dolgorowky, hier, der Rubel, nous vous rendons avec beaucoup de grâce . Petja, los, fahren wir!« rief er seinem Kompagnon zu, um darauf plötzlich zwei Scheine in die Luft zu halten, mit ihnen zu wedeln und aus vollem Hals, den Blick auf Lambert gerichtet, zu brüllen: » Ohé, Lambert! Où est Lambert, as-tu vu Lambert? «
    »Aufhören, aufhören!« brüllte nun auch Lambert, außer sich vor Zorn; ich sah, daß es bei alldem um eine alte Geschichte ging, von der ich keine Ahnung hatte, und wunderte mich sehr. Aber der Lange ließ sich von Lamberts Zorn keineswegs erschrecken; im Gegenteil, er brüllte noch lauter. »Ohé, Lambert!« usw. usw. Mit diesem Gebrüll traten sie ins Treppenhaus hinaus. Lambert wollte ihnen schon nachlaufen, machte aber sofort kehrt.
    »Ach was, bald jage ich sie mit einem Fußtritt davon! Sie kommen mich teurer zu stehen, als sie mir nutzen … Laß uns gehen, Arkadij! Wir kommen zu spät. Dort erwartet mich ein … jemand … den man ebenfalls braucht … Auch ein Rindvieh … Sie alle sind Rindvieh! Ge-sindel, Ge-sindel!« rief er von neuem, beinahe zähneknirschend; aber plötzlich kam er endgültig zur Besinnung. »Ich freue mich, daß du endlich gekommen bist. Alphonsine, keinen Schritt vor die Tür! Wir gehen.«
    Vor dem Haus wartete auf ihn eine elegante Droschke. Wir stiegen ein. Aber sogar während der ganzen Fahrt konnte er sich vor Wut auf diese jungen Leute immer noch nicht beruhigen. Ich wunderte mich, daß er sie so ernst nahm, und ich wunderte mich ebenfalls, daß sie sich Lambert gegenüber so unbotmäßig verhielten und daß er vor ihnen manchmal sogar eingeschüchtert wirkte. Ich glaubte, nach den unauslöschlichen Eindrücken aus meiner Kinderzeit, daß alle sich vor Lambert fürchten müßten, so daß ich, trotz meiner Unabhängigkeit, in diesem Augenblick wahrscheinlich selbst von Lambert eingeschüchtert war.
    »Ich sage dir, alles ein furchtbares Gesindel«, Lambert gab sich immer noch nicht zufrieden. »Glaubst du: Dieser großgewachsene, widerliche Kerl hat mich vor drei Tagen in guter Gesellschaft blamiert. Pflanzt sich vor mir auf und ruft: ›Ohé, Lambert!‹ In guter Gesellschaft! Alles lacht und weiß – er tut es, um von mir Geld zu bekommen – kannst du dir das vorstellen? Ich gab ihm Geld. Oh, alles Schurken! Glaubst du: Er war Junker in einem

Weitere Kostenlose Bücher