Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
Vom Netzwerk:
Belohnung.«
    »Um wieder zu paradieren? Du bist wohl verknallt, du grüner Junge?«
    »Sie haben eine schmutzige Phantasie und können sagen, was Sie wollen: Mag ich es verdient haben, ich nehme es Ihnen nicht übel. Mag sie mich für einen seichten kleinen Jungen halten, der ihr nachspioniert hat und ein Komplott schmieden wollte. Mag sein, aber sie muß erkennen, daß ich einen Sieg über mich selbst errungen und ihr Glück über alles auf der Welt gestellt habe! Das tut nichts, Tatjana Pawlowna, das tut nichts! Ich rufe mir selbst zu: Courage und Hoffnung! Mag das mein erster Schritt auf einem Wirkungsfeld sein, aber dafür führt er zu einem guten Ende, zu einem vornehmen Ende! Und was ist schon dabei, daß ich sie liebe?« fuhr ich in höchster Begeisterung und mit funkelnden Augen fort. »Ich brauche mich dessen nicht zu genieren – Mama ist ein Engel des Himmels, und sie ist die Herrscherin auf Erden! Werssilow wird wieder zu Mama zurückkehren, und vor ihr habe ich keinen Grund, mich zu schämen; ich habe ja gehört, was sie sprachen, sie und Werssilow. Ich stand hinter der Portiere … Oh, wir alle drei sind ›Menschen desselben Wahnsinns‹! Und wissen Sie überhaupt, wessen Bonmot das ist: ›Menschen desselben Wahnsinns‹? Das ist sein Bonmot, Andrej Petrowitschs! Und wissen Sie auch, daß wir hier vielleicht mehrere sind als nur drei, solche Menschen desselben Wahnsinns? Wetten, daß Sie, die vierte, auch ein Mensch desselben Wahnsinns sind! Soll ich es jetzt sagen: Wetten, daß Sie Ihr Leben lang in Andrej Petrowitsch verliebt waren, Ihr Leben lang, und es vielleicht jetzt immer noch sind …«
    Ich wiederhole, ich schwebte in höchster Begeisterung und einem Glücksgefühl, aber es sollte mir nicht gelingen, zu Ende zu sprechen: Sie packte mich plötzlich, irgendwie unnatürlich rasch, mit einer Hand am Schopf und riß mich ein paarmal mit aller Kraft auf und nieder … um mich ebenso plötzlich stehenzulassen und in eine Ecke zu flüchten, wo sie mir den Rücken zukehrte und das Gesicht hinter einem Taschentuch verbarg.
    »Du Grünschnabel! Wage ja nicht, das noch einmal zu wiederholen!« stammelte sie weinend.
    Das alles kam so unerwartet, daß ich verständlicherweise erstarrt war. Ich stand da und sah sie an, ohne zu wissen, was ich tun sollte.
    »Pfui, du Dummkopf! Komm her und gib mir, der dummen Gans, einen Kuß«, sagte sie plötzlich, weinend und lachend. »Untersteh dich, untersteh dich, das jemals zu wiederholen … Und ich habe dich lieb und habe dich schon immer liebgehabt … dich Dummkopf.«
    Ich küßte sie. Und füge in Klammern hinzu: Seitdem sind wir Freunde.
    »Ach ja! Aber was denke ich?« rief sie plötzlich und schlug sich vor die Stirn. »Was hast du da gesagt? Der alte Fürst bei euch in der Wohnung? Stimmt das wirklich?«
    »Ich versichere es Ihnen.«
    »Oh, mein Gott! Ach, mir wird ganz übel!« Sie rannte im Zimmer auf und ab. »Und dort können sie alles mit ihm machen, was sie wollen! Wo bleibt das Donnerwetter gegen solche Erznarren? Und das seit dem frühen Vormittag? Ei, ei, Anna Andrejewna! Ei, ei, eine schöne Nonne! Und die da, diese Militrissa , ahnt überhaupt nichts!«
    »Welche Militrissa?«
    »Nun, die Herrscherin auf Erden, das Ideal! O weh, was soll man jetzt machen?«
    »Tatjana Pawlowna!« rief ich, mich besinnend. »Wir haben dummes Zeug geredet und die Hauptsache vergessen. Ich bin nämlich gekommen, um Katerina Nikolajewna zu holen, und sie alle erwarten mich dort zurück.«
    Und ich erklärte ihr, daß ich das Dokument nur unter der Bedingung aushändigen würde, daß sie mir auf der Stelle schwöre, mit Anna Andrejewna Frieden zu schließen und deren Ehe sogar zu befürworten …
    »Das wäre hervorragend«, unterbrach mich Tatjana Pawlowna. »Genau das habe ich ihr hundertmal wiederholt. Er wird ja doch vor der Eheschließung sterben – die Heirat findet doch nicht statt, und sollte er ihr Geld hinterlassen, ich meine, der Anna, dann steht es ohnedies schon im Testament und ist bereits geregelt …«
    »Ist es denn möglich, daß es Katerina Nikolajewna nur um das Geld geht?«
    »Nein, sie hat nur die ewige Angst, daß das Dokument in ihren, Annas, Händen wäre, ich übrigens ebenfalls. Wir haben sie ja auch nicht aus den Augen gelassen. Die Tochter wollte dem Alten eine solche Erschütterung ersparen, und dem deutschen Habenichts, diesem Bjoring, ging es wohl nur um das Geld.«
    »Und wie bringt sie es über sich, nach alledem Bjoring

Weitere Kostenlose Bücher