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Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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Pistole gesehen habe, le pistolet, und sei zu uns geeilt, damit wir kommen, retten, vereiteln mögen … Cet homme noir … Cet homme noir …
    Mit einem Wort, all das klang außerordentlich glaubwürdig, sogar die Torheit einiger Erklärungen Alphonsinkas sprachen für ihre Glaubwürdigkeit.
    »Was für ein homme noir?« schrie Tatjana Pawlowna.
    » Tiens, j’ai oublié son nom … Un homme affreux … Tiens, Versiloff .«
    »Werssilow? Das kann nicht sein!« brüllte ich.
    »Ach was, das kann sehr gut sein!« kreischte Tatjana Pawlowna. »Aber rede doch, Mütterchen, ohne zu hüpfen und mit den Händen in der Luft herumzufuchteln! Was wollen die eigentlich? Erklär uns das ordentlich, Mütterchen! Ich kann doch nicht glauben, daß die auf sie schießen wollen?«
    Das »Mütterchen« erklärte es folgendermaßen (NB: Alles war gelogen, das schicke ich abermals voraus): Versiloff wird hinter der Tür lauern, und Lambert wird ihr, sobald sie hereinkommt, cette lettre zeigen, darauf wird Versiloff hervorstürzen, und beide werden … Oh, ils feront leur vengeance ! Daß sie, Alphonsinka, es mit der Angst bekommen hätte, weil sie selbst daran beteiligt sei, daß cette dame, la Générale, unbedingt kommen würde, »gleich, gleich«, weil sie ihr eine Kopie des Briefes geschickt hätten, an der sie sofort erkennen würde, daß sie diesen Brief in der Tat in Händen hätten, und zu ihnen kommen, an sie geschrieben aber habe Lambert allein, und über Werssilow wisse sie gar nichts; und Lambert habe sich als ein aus Moskau angereister Herr mit den Empfehlungen einer Moskauer Dame, une dame de Moscou (NB: Marja Iwanowna!) vorgestellt.
    »Ach, mir ist schlecht! Ach, mir ist schlecht!« jammerte Tatjana Pawlowna.
    » Sauvez-la, sauvez-la !« schrie Alphonsinka.
    Zweifellos enthielt diese verrückte Nachricht sogar auf den ersten Blick etwas Widersprüchliches, aber zum Überlegen blieb keine Zeit, zumal alles eigentlich schrecklich glaubwürdig war. Man hätte noch annehmen können, und zwar mit großer Wahrscheinlichkeit, daß Katerina Nikolajewna, nachdem sie Lamberts Einladung erhalten hätte, zunächst zu uns, zu Tatjana Pawlowna, fahren würde, um sich Klarheit zu verschaffen; aber es war ebenso möglich, daß sie direkt zu ihnen führe – und dann, dann wäre sie verloren! Es war auch unwahrscheinlich, daß sie unbesehen auf die erste Aufforderung zu dem ihr unbekannten Lambert eilen würde; aber wiederum könnte es aus irgendeinem Grunde dazu kommen, zum Beispiel, wenn sie sich anhand der Kopie überzeugte, daß ihr Brief sich tatsächlich bei ihnen befände, aber dann – dann drohte dasselbe Unglück! Die Hauptsache war, daß uns überhaupt keine Zeit mehr blieb, nicht einmal zum Überlegen.
    »Und Werssilow wird sie umbringen! Wenn er sich schon bis zu Lambert erniedrigt hat, dann wird er sie umbringen! Das ist der Doppelgänger!« schrie ich.
    »Ach, dieser ›Doppelgänger‹!« Tatjana Pawlowna rang die Hände. »Uns bleibt nichts anderes übrig«, entschied sie plötzlich, »hol deine Mütze und den Pelz, und wir ziehen zusammen los. Führ uns, Mütterchen, geradewegs zu ihnen! Ach, und das ist auch noch so weit! Marja, Marja, sollte Katerina Nikolajewna kommen, dann richte ihr aus, daß ich bald zurück bin, sie soll Platz nehmen und auf mich warten, und wenn sie nicht warten will, dann schließ die Tür ab und halt sie mit Gewalt zurück! Sag ihr, das ist mein Befehl! Du bekommst hundert Rubel, wenn du mir diesen Dienst erweist, Marja!«
    Wir stürmten hinaus ins Treppenhaus. Zweifellos hätten wir keine bessere Entscheidung treffen können, weil in jedem Fall das Schlimmste sich in Lamberts Wohnung abspielen würde, und wenn Katerina Nikolajewna tatsächlich vorher zu Tatjana Pawlowna kommen sollte, würde Marja sie ohne weiteres aufhalten können. Dennoch änderte Tatjana Pawlowna, die bereits eine Droschke herbeigerufen hatte, plötzlich ihren Entschluß.
    »Geh du mit ihr!« befahl sie, mich mit Alphonsinka allein lassend. »Und wenn es sein muß, stirb dort, verstehst du? Ich komme gleich nach, aber vorher guck ich eben bei ihr rein, vielleicht treffe ich sie noch an, sag, was du willst, aber mir kommt die Geschichte verdächtig vor!«
    Und sie flog zu Katerina Nikolajewna. Ich und Alphonsinka eilten zu Lambert.
    Ich trieb den Kutscher an und fuhr unterwegs fort, Alphonsinka weiter auszufragen, aber Alphonsinka beschränkte sich meistens auf Ausrufe und schließlich auf Tränen. Aber Gott hat

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