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Ein guter Blick fürs Böse

Ein guter Blick fürs Böse

Titel: Ein guter Blick fürs Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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hat er nicht! Hätte er Thomas gefunden, hätte ich mich nicht an Mr. Jonathan gewandt in meiner Verzweiflung! Dieser Jenkins, pah!« Sie warf die Hände hoch. »Er hat mir von Anfang an nicht gefallen, genauso wenig wie sein Büro, als ich dort war! Aber nachdem ich mir schon die Mühe gemacht hatte, ihn aufzusuchen, konnte ich ihm auch erklären, dass ich jemanden namens Thomas Tapley suchte. Ich gab ihm sogar eine Photographie meines Mannes! Eine Photographie, die er mir übrigens bis heute nicht zurückgegeben hat! Er verlangte einen Geldbetrag als Vorschuss. Ich bezahlte ihm eine ordentliche Summe. Als ich mich eine Weile später wieder bei ihm meldete, um in Erfahrung zu bringen, ob er Fortschritte gemacht hatte, besaß er die Unverfrorenheit – und die Dummheit –, noch mehr zu verlangen! Ich weigerte mich rundheraus. Ich konnte sehen, dass er wenig mehr war als ein Trickbetrüger! Ich verlangte das ursprünglich gezahlte Geld zurück. Er sagte, das wäre unmöglich. Ich verlangte die Photographie. Er sagte, er hätte sie nicht in seinem Büro. Ich teilte ihm mit, dass ich ab sofort auf die Dienste seiner Agentur verzichten würde und dass er mir die Photographie meines Mannes an die Adresse meines Hotels schicken sollte. Das hat er bis heute nicht getan.«
    »Mr. Jenkins ist tot«, informierte ich sie.
    Sie schwieg für einen Moment. »Wie ist er gestorben?«
    »Er wurde ermordet.«
    »Ah …« Weiteres Schweigen. »Nun, das überrascht mich nicht«, sagte sie schließlich. »Ein Mann wie er hat Feinde, ohne Zweifel. Andere Personen, die er um ihr Geld gebracht hat.«
    Wir saßen sekundenlang da und sahen uns an. Ihr Gesicht war ein wenig gerötet vor Indigniertheit oder Aufregung. Fragen über Fragen gingen mir durch den Kopf. Sie behauptete, Tänzerin gewesen zu sein. War sie vielleicht sogar Schauspielerin gewesen? Hatte ihre schauspielerische Erfahrung sie inspiriert für ihren Auftritt vorhin auf der Treppe, als ich unten gewartet hatte? Erzählte sie möglicherweise die Wahrheit, was Jenkins betraf? Ich konnte mir durchaus vorstellen, auch nach Lizzies Beschreibung, dass der Mann ein Trickbetrüger gewesen war. Vielleicht war er auch ein Privatdetektiv gewesen, doch es hatte offensichtlich in seinem Interesse gelegen, die jeweiligen Ermittlungen so lange hinzuziehen wie nur irgend möglich und auf diese Weise immer wieder Geld von seinen respektiven Klienten zu verlangen. Die Beschreibung seiner Französischkenntnisse durch Victorine Tapley war durchaus amüsant. Sie klangen außerdem nach Wahrheit. Hatte er wirklich geglaubt, diese kompetente Frau wäre des Englischen so gut wie nicht mächtig? Auf der anderen Seite, als sie ihn aufgesucht hatte, war sie in Begleitung eines anderen Mannes gewesen. Oder hatte der Unbekannte das Reden übernommen? Wie sehr ich mir wünschte, wir könnten Jenkins dazu befragen … oder irgendjemand hätte ihm diese Fragen vor seinem Tod stellen können. Lizzie hatte es gut gemeint, aber sie hatte zu lange gewartet, bevor sie uns informiert hatte.
    »Madame, von einer Zeugin habe ich gehört, dass Sie in Begleitung eines anderen Gentlemans waren, als Sie Mr. Jenkins zum ersten Mal aufgesucht haben.«
    »Welcher Zeugin?«, verlangte sie zu erfahren.
    »Einer Lady, die im gleichen Haus eine Etage höher wohnt und arbeitet. Jenkins hatte ein Arrangement mit ihr. Sie brachte ihm ein Tablett mit Tee, wenn er neue Klienten im Büro hatte.«
    »Ich erinnere mich nicht an eine solche Frau. Sie behauptet, mich gesehen zu haben?«
    Nun ja, das hatte Miss Poole nicht behauptet. Nur dass sie eine Lady von hinten gesehen hatte und einen Hut mit lavendelfarbenen Rosenknospen. Wahrscheinlich gab es noch mehr Hüte mit einer ähnlichen Verzierung. Miss Poole hatte die Lady nicht reden hören.
    Ich beschloss, Victorine Tapleys Frage nicht zu beantworten. Es ist das Vorrecht des Ermittlungsbeamten, Fragen zu stellen, nicht Fragen zu beantworten.
    »Sie waren also nicht in Begleitung bei Jenkins? Ich weiß, Sie haben uns bereits erzählt, dass Sie allein in London sind.«
    »Aber ich bin allein!«, schnappte sie. »Ein alter Freund hat mich auf der Fahrt über den Kanal begleitet. Ich war nervös, verstehen Sie, angesichts meiner Rückkehr in dieses Land nach vielen Jahren. Außerdem vertrage ich die Seefahrt nicht. Der Gentleman war einverstanden, mich nach London zu begleiten und mir bei der Suche nach einer Unterkunft zu helfen. Er kam mit mir zu Jenkins, aber nachdem Jenkins

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