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Ein guter Blick fürs Böse

Ein guter Blick fürs Böse

Titel: Ein guter Blick fürs Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Standardentschuldigung, nachdem der Mann entweder alles Geld durchgebracht hat, mit dem Kindermädchen durchgebrannt ist oder sich herausgestellt hat, dass er ein elender Bigamist ist. Ihre Witwe war offensichtlich nicht die erste Frau, die er auf diese Weise um den Finger gewickelt hat«, polterte Dunn weiter. »Schließlich hat er ihr ein Empfehlungsschreiben seiner vorherigen Wirtin gezeigt … Wo war das noch gleich?«
    »Southampton, Sir.«
    »Eine Hafenstadt …«, stellte Dunn nachdenklich fest. »Gibt es dort nicht regelmäßige Fährverbindungen nach Frankreich?«
    »Ich habe mich auch schon gefragt, ob das etwas zu bedeuten hat, Sir. Möglicherweise ist er erst vor kurzer Zeit wieder angekommen, nachdem er einige Jahre außer Landes gelebt hat. Das würde auch erklären, warum er keine anderen Referenzen vorlegen konnte.«
    »Mag sein, dass er im Ausland war oder aber im Gefängnis oder in der Irrenanstalt. Liegt uns dieses Empfehlungsschreiben vor?« Dunn sah mich eindringlich an.
    »Bis jetzt haben wir leider gar nichts, Sir. Das schließt den Haustürschlüssel mit ein – und es sieht zunehmend danach aus, als hätte der Täter ihn an sich genommen. Sollte das der Fall sein, so wird es ihm nichts mehr nützen. Mrs. Jameson ruft noch heute Morgen einen Schlosser. Es würde darauf hindeuten, dass der Täter vorhatte zurückzukehren, und daraus folgt, dass irgendetwas in Tapleys Wohnung für ihn von Interesse ist. Das gilt es zu finden. Doch solange wir nicht wissen, um was es sich handelt, haben wir ein Problem.«
    »Tapley hat das Empfehlungsschreiben seiner früheren Wirtin sicherlich aufbewahrt«, grübelte Dunn. Er erhob sich aus seinem Sessel und ging zum Fenster. Er verschränkte die Hände auf dem Rücken und wippte auf den Fußballen, während er nach draußen sah. Seine glänzenden, glatten Stiefel sahen neu aus. Abwesend fragte ich mich, ob sie wohl drückten.
    Der Superintendent wirbelte herum und fixierte mich aus kleinen, stechenden Augen. »Finden Sie diesen Brief, Ross! Es war die einzige wirkliche Empfehlung, die der Kerl hatte. Wenn er je vorgehabt haben sollte, sich eine neue Bleibe zu suchen, wäre er wieder darauf angewiesen gewesen. Er hat den Brief aufgehoben, merken Sie sich meine Worte. Wir müssen seine frühere Wirtin in Hampshire ausfindig machen. Sie ist möglicherweise unsere einzige Spur.«
    »Ich werde nachher ohnehin noch mal mit Morris zum Haus der Witwe Jameson fahren, Sir, und mit ihm die beiden Zimmer gründlich durchsuchen«, antwortete ich. »Bevor wir aufbrechen, sorge ich dafür, dass der Bericht über den Mord in den Abendzeitungen erscheint. Der Presse werde ich erzählen, dass wir versuchen, die Identität des Toten zu klären, und dass er möglicherweise kurzzeitig in Southampton gelebt hat. Vielleicht erweckt das Aufmerksamkeit. Wenn es uns gelingt, das Kaffeehaus ausfindig zu machen, das er üblicherweise aufgesucht hat, finden wir vielleicht jemanden, mit dem er offener geredet hat. Ich setze Biddle darauf an, sobald er sich im Dienst meldet. Der Junge hat in der letzten Nacht einen guten Job gemacht, Sir!«
    Dunn blickte mich von der Seite aus unergründlichen grauen Augen an. »Die Erfahrung sagt mir, Ross, dass dieser nette alte Gentleman, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte, vor irgendjemandem oder irgendetwas auf der Flucht war!«
    Es war nicht das erste Mal, dass Dunn seinen ursprünglichen Standpunkt aufgab und zu einem anderen wechselte. Das Tempo, mit dem er diesmal seine Meinung geändert hatte, wirkte allerdings beunruhigend. Statt nach einem polizeibekannten Einbrecher zu suchen, war ich nun auf der Jagd nach Tapleys Vergangenheit und nach einem Mordmotiv. Als Nächstes würde Dunn womöglich noch behaupten, dass dies von Anfang an seine Idee gewesen war.
    »Jawohl, Sir«, antwortete ich.
    Ich schickte einen Mann in die Zeitungsredaktionen, der dafür sorgen sollte, dass der Mord in die Spätausgaben kam. Dann begab ich mich mit Morris zum Haus der Witwe Jameson, wo wir den Schlosser bei der Arbeit vorfanden. Mrs. Jameson überwachte ihn dabei. Sie machte einen durchaus begründeten unzufriedenen Eindruck, da der Ausbau des alten Schlosses ein unansehnliches Loch rings um den neu angepassten Ersatz hinterlassen hatte. Als Nächstes würde sie, so vermutete ich, einen Tischler ins Haus bestellen.
    Ich erklärte der Witwe, dass es äußerst hilfreich wäre, wenn sie gleich nach beendigter Arbeit für ein paar Stunden zu meiner Frau

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