Ein guter Blick fürs Böse
beim Yard zu sagen pflegen.«
»Trotzdem, wir hätten es früher merken müssen. Sie glauben auch, dass diese beiden Ausländer versucht haben, ihn zu finden, oder?« Er sah mich an und blinzelte in der frischen Brise.
»Das tue ich, ja.«
»Wäre es angesichts dieser Umstände möglich, dass er niemandem seine Adresse gab, weil er sich vor ihnen versteckte?«, fragte Fred unverblümt.
»Allerdings, Mr. Thorpe. Ich halte es nicht nur für möglich, sondern durchaus für wahrscheinlich.«
Die Kutsche kam um die Ecke und hielt wartend neben uns.
»Die Sache gefällt mir nicht«, sagte Fred Thorpe heftig. »Angesichts dessen, was dem armen Tapley zugestoßen ist, gefällt sie mir ganz und gar nicht. Wenigstens haben sie keine Adresse von Major Griffiths erhalten.«
Nein, dachte ich, doch das sagte ich nicht laut. Eine Adresse haben sie zwar nicht erhalten, aber sie konnten einen gründlichen Blick auf den Besitz werfen. Das allein hat ihnen verraten, dass Thomas Tapley ein wohlhabender Mann war.
Und ein verängstigter obendrein.
KAPITEL ELF
Auf dem Rückweg von The Old Hall, nachdem ich mich von Fred Thorpe verabschiedet hatte, suchte ich das Telegraphenbüro auf und schickte meine kurze Nachricht an Scotland Yard. Es war Zeit für meinen Besuch bei den Barnes’ zu Hause. Mrs. Barnes bereitete mir einen geradezu königlichen Empfang, und ich aß ganz vorzüglich zu Abend. Es gab Hackbraten und Fruchttorte zum Nachtisch.
Inzwischen war ich nach einem langen, ereignisreichen Tag rechtschaffen müde und sehnte mich nach meinem Bett im Commercial Hotel. Doch ich hatte noch eine weitere Verabredung, die ich einhalten musste. Ich hatte Fred Thorpe versprochen, nach dem Abendessen vorbeizukommen, um seinen Vater und seinen Großvater kennenzulernen, und so machte ich mich gemeinsam mit Sam Barnes auf den Weg zum Haus der Thorpes.
Es war ein beachtliches Haus, wo wir die gesamte Thorpe-Familie versammelt fanden, einschließlich der Ladies, Freds Ehefrau, seiner Mutter und einer unverheirateten Tante. Der junge Thorpe hatte, wie ich erfuhr, Kinder, doch sie waren noch klein und bereits im Kinderzimmer und schliefen tief und fest. Das Haus war zum Bersten voll mit Thorpes. Nach den üblichen Formalitäten wie Vorstellung und Plaudereien zogen sich die Frauen zurück. Sam und ich saßen vor einem munter knisternden Kaminfeuer in Gesellschaft der drei männlichen Thorpes. Der Port machte die Runde.
Ich hatte an diesem einen Tag mehr Alkohol getrunken als in der ganzen Zeit vorher seit Weihnachten, und so nippte ich nur vorsichtig an meinem Port, fest entschlossen, einen klaren Kopf zu behalten. Es war nicht einfach angesichts meiner Müdigkeit und so vieler neuer Informationen, die mir nach den vielen Begegnungen des Tages durch den Kopf schwirrten.
Freds Vater war mehr oder weniger eine ältere Ausgabe seines Sohnes, das lockige Haar immer noch reichlich, wenngleich inzwischen ergraut. Der Gedanke, dass dieser robuste, vor Gesundheit strotzende Mann im gleichen Alter war wie der verstorbene Thomas Tapley unterstrich einmal mehr, wie unfair das Schicksal zu Tapley gewesen war. Freds Vater als den »alten Thorpe« zu bezeichnen war gleichermaßen unfair, doch er schien durchaus zufrieden damit. Mr. Thorpe senior, der Großvater, war ein grimmig dreinblickender Alter, der ein Hörrohr schwang und von Kopf bis Fuß in kariertes Tuch gekleidet war. Bei seinem Anblick befürchtete ich gewisse kommunikative Schwierigkeiten.
»Wir waren alle sehr betroffen, als wir erfuhren, was Thomas Tapley zugestoßen ist«, begann Freds Vater, der alte Thorpe.
»Was war das?«, verlangte Thorpe Senior mit lauter Stimme, indem er sich das Hörrohr ans Ohr hielt und in seinem hochlehnigen Queen-Anne-Sessel nach vorn beugte; in dieser Haltung sah er aus wie ein Paket aus Karostoff, das jemand dort abgelegt und vergessen hatte.
»Tom Tapley, Opa!«, brüllte der jungen Thorpe.
»Er hat die Familie im Stich gelassen, als er ein junger Mann war«, quäkte Thorpe senior.
»Du tust ihm Unrecht, Vater!«, widersprach der alte Thorpe entschieden. »Und du vergisst, dass du über einen alten und respektierten Klienten der Firma redest.«
»Nein, tue ich nicht!«, schnappte der Alte. »Er hat sie im Stich gelassen! Es gab einen großen Skandal, als er in Oxford war, und er musste ganz schnell weg. Es hat seine Mutter schlimm getroffen, nicht weil sie wusste, was er angestellt hatte, sondern weil sie es nicht wusste. Er wurde mit einem
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