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Ein guter Blick fürs Böse

Ein guter Blick fürs Böse

Titel: Ein guter Blick fürs Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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wäre gezogen. Ich war einigermaßen guter Hoffnung auf dem Weg nach Camden.
    Es nieselte, als wir endlich ankamen. Wir standen unter der Markise eines Kleidungsgeschäfts gegenüber dem Gemüsehändler, über dem Jenkins seine sogenannte Detektivagentur hatte.
    »Sieht nicht sonderlich beeindruckend aus«, stellte ich mit einem Blick auf die vorhanglosen Fenster des ersten Stocks fest.
    »Ist es auch nicht«, pflichtete Lizzie mir bei. »Genauso wenig wie Mr. Jenkins selbst eine beeindruckende Person ist. Trotzdem, eins muss man ihm lassen, er scheint sich in seinem Fach auszukennen. Er hat Thomas Tapley für seine Klientin aufgespürt.«
    »Das muss man diesem Jenkins lassen, keine Frage. Andererseits … ich kann nicht sagen, dass mir der Gedanke gefällt, dass so ein Kerl durch die Gegend rennt und seine Nase in die privaten Angelegenheiten unbescholtener Bürger steckt, weil irgendjemand ihn dafür bezahlt hat! Insbesondere angesichts der Tatsache, dass die Person, die ihn bezahlt hat, so scheu ist, dass sie nicht mit den Behören reden will!«
    Wir blieben noch einige Minuten unter der Markise stehen und beobachteten das Haus gegenüber, doch niemand kam oder ging durch die Tür zum Treppenhaus, und auch hinter den Fenstern von Jenkins’ Büro war keine Bewegung zu erkennen. Obwohl es wegen des Regens düster geworden war, brannte im Innern keine Gaslampe. Das Büro machte einen verlassenen Eindruck. In der Etage darüber, wo die Hutmacherin ihre Werkstatt hatte, brannte ein Licht in einem Fenster. Ihre Arbeit beinhaltete feines Nähen. Und im Gemüseladen unten brannte ebenfalls eine Gaslampe.
    »Das war früher einmal ein privates Wohnhaus«, sinnierte ich laut. »Der Laden und der Eingang dazu wurden aus den Räumen im Erdgeschoss herausgetrennt. Ich vermute mal, dass der Besitzer und seine Familie hinten im Haus leben. Diese Tür zur Straße war einst der Eingang zum gesamten Haus. Wenn das, was du mir erzählt hast, korrekt ist, dann kommt man jetzt durch diese Tür nur noch ins Treppenhaus und die vermieteten Räume in den höheren Etagen. Sie wurden von den Räumen des Vermieters und dem Geschäft durch eine kürzlich eingezogene Wand und frischen Putz abgetrennt.«
    Lizzie bemerkte, dass ich nicht ins Blaue hineinspekulierte. »Du fragst dich, ob Jenkins vielleicht einen anderen Weg nach draußen kennt, stimmt’s? Sodass er flüchten kann, sobald er uns kommen sieht, für den Fall, dass er uns nicht sehen will. Ich glaube nicht, dass er sich über unseren Besuch freut. Er könnte nach oben rennen in die Werkstatt der Hutmacherin, Miss Poole, und sich dort verstecken. Die beiden scheinen gut miteinander auszukommen.« Sie runzelte die Stirn. »Er könnte von der obersten Etage aus vielleicht auf den Dachboden oder sogar auf das Dach hinaus entkommen.«
    »Im Moment sieht es eher so aus, als wäre er überhaupt nicht zu Hause«, entgegnete ich. »Aber ich stimme dir zu, dass er sich bestimmt eine Strategie für den Notfall ausgedacht hat. Ich bezweifle auf der anderen Seite, dass er die Gutmütigkeit von Miss Poole ausschließlich wegen ein paar Tassen Tee gepflegt hat. Komm, Lizzie, klopfen wir bei diesem Privatdetektiv an die Tür.«
    Ich setzte mich forschen Schrittes über die Straße hinweg in Bewegung, doch Lizzie überholte mich voller Eifer und erreichte die Tür als Erste.
    »Einen Augenblick, Lizzie.« Ich legte ihr mahnend die Hand auf den Arm. »Warte bitte hier, während ich kurz mit dem Ladeninhaber spreche.«
    Mr. Weisz verkaufte einer Kundin Zwiebeln, und ich wartete geduldig, bis die Frau fertig war und den Laden verlassen hatte. Weisz wandte sich zu mir und musterte mich aufmerksam von oben bis unten. Ich zog meinen Dienstausweis und wollte ihn zeigen, doch Weisz kam mir zuvor.
    »Sie sind sicherlich von der Polizei?« Sein Akzent war schwach, aber dennoch vorhanden.
    Ich überlegte, dass selbst diejenigen, die nicht ihr ganzes Leben in diesem Land verbracht hatten, einen Gesetzesbeamten in Zivil erkannten, sobald er in Sicht kam. Irgendetwas muss an uns sein.
    »Ich habe keine Probleme mit der Polizei« sagte Weisz weiter. »Ich bin ein ehrbarer Bürger. Ich arbeite hart. Meine Frau arbeitet ebenfalls hart. Meine jüngeren Kinder helfen. Mein ältester Sohn ist Angestellter in einem Kontor. Meine Tochter näht im Akkord Knöpfe an. Wir wollen keine Schwierigkeiten mit der Polizei.«
    »Ich bin nicht hergekommen, um Ihnen oder sonst irgendjemandem Schwierigkeiten zu machen«,

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