Ein guter Jahrgang-iO
stieg. Das war ein Transportmittel, das er verstand.
Während der Fahrt zum Hotel gingen die beiden Engländer noch einmal den Plan durch, den sie ausgetüftelt hatten. Die Verkostung am Nachmittag war allein Charlies Sache. Er würde sich gebührend beeindruckt zeigen und einen guten Preis aushandeln, der natürlich von der Zustimmung seines Klienten, des Sultans, abhängig war. Aufgrund des Zeitunterschiedes konnte der Anruf von Bordeaux nach Tengah erst gegen Mitternacht erfolgen, und deshalb sollte ein zweiter Besuch für den folgenden Tag vereinbart werden, um einen Wechsel der Bank vorzulegen und den Versand bis in die letzten Einzelheiten zu besprechen. Zu diesem Treffen sollte Charlie mit seiner Truppe auftauchen: Fitzgerald würde mit Roussel konfrontiert, der Gerechtigkeit Genüge getan und die Polizei benachrichtigt werden. Ein Klacks.
»Du musst nur daran denken, heute Nachmittag eine Probe herauszuschmuggeln, damit Claude den Wein verkosten und mit der Flasche vergleichen kann, die er mitgebracht hat«, sagte Max. Er warf Charlie einen raschen Blick zu. »Alles klar?«
Charlie nickte, wenn auch nicht besonders überzeugend. »Ich denke schon. Ich hoffe nur, dass ich es schaffe. Es ist eine Sache, am Telefon ein solches Ding abzuziehen, aber es steht auf einem ganz anderen Blatt...«
»Natürlich schaffst du das!«, sagte Max. »Ein Meister der Maskerade wie du! Ich erinnere mich noch genau, wie du damals in der Schulaufführung den Hamlet gespielt hast.«
Charlie runzelte die Stirn. »Aber ich war die Ophelia.«
Max war nicht auf den Mund gefallen. »Siehst du! Sogar mich hast du getäuscht. Nach der Ophelia sollte das ein Kinderspiel für dich sein.«
Christie, die auf dem Rücksitz saß, kicherte. Sie beugte sich vor und drückte Charlies Schulter. »Du wirst sehen, alles läuft wie geschmiert. Du musst nicht einmal eine Perücke tragen.«
Sie hatten Zimmer im Claret gebucht, einem Hotel für Geschäftsleute, das Max wegen seines passenden Namens und seiner günstigen Lage unweit des Quai des Chartrons aus dem Michelinführer herausgesucht hatte. Es lag nur wenige Schritte von Fitzgeralds Probierraum entfernt. Sie ließen sich im Claret absetzen, um sich ihres Gepäcks zu entledigen, und besorgten sich einen Stadtplan von Bordeaux. Dann schlenderten sie den Kai entlang und fanden ein Café mit Blick auf die breite Biegung der Garonne. Und dort, bei Schinkensandwiches und einer Karaffe Wein, hielt Charlie vor Christie, seiner einzigen Zuhörerin, die Generalprobe ab. Max und Roussel unterhielten sich in einer Stimmung, die von leiser Zuversicht zeugte, über die Zukunft - eine Zukunft, die weitgehend von den Ereignissen der nächsten Stunden abhing.
Endlich war es so weit. Sie kamen überein, sich im Hotel wiederzutreffen, und Charlie, den Stadtplan in der Hand, machte sich auf den Weg zum Cours Xavier Arnozan.
Fitzgerald höchstselbst öffnete auf Charlies Klopfen hin die Tür. »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen«, sagte er, als sie sich die Hände schüttelten. »Ich habe meiner Sekretärin heute Nachmittag freigegeben, was in Ihrem Sinne sein dürfte. Wir sind also ganz unter uns. Ich dachte, das wäre Ihnen lieber.«
»Sehr aufmerksam von Ihnen, wirklich.« Charlie bedankte sich mit einem Kopfnicken und einem vagen Lächeln, dann folgte er Fitzgerald durch einen Korridor in den Probierraum. Der Klang einer Fuge von Bach drang leise aus eingebauten Lautsprechern. Flaschen, Gläser und silberne Kandelaber waren über die ganze Länge des glänzenden Mahagonitisches verteilt, an einer Stirnseite befand sich ein crachoir aus brüniertem Kupfer neben einer Reihe von Leinenservietten, die geschmackvoll in Form eines Fächers dekoriert waren. Es war ein Tempel, der Bacchus geweiht war, ein Schrein für den Wein. Charlie erwartete halb, dass ein Priester aus der Versenkung auftauchen und dem Ritual seinen Segen erteilen würde.
Fitzgerald nahm eine schmale Krokodillederhülle aus seiner Tasche und überreichte Charlie eine Visitenkarte. Er wartete sichtlich darauf, nun im Gegenzug auch eine Karte zu erhalten.
Charlie hatte eine solche Situation vorausgesehen. Er richtete die beiden schwarzen Gläser seiner Sonnenbrille wie eine doppelläufige Flinte auf seinen Herausforderer und schüttelte langsam den Kopf. »Die Diskretion meines Klienten grenzt bisweilen an Geheimniskrämerei, Mr. Fitzgerald. Er zieht es vor, dass ich keine Werbung für mich mache, deshalb habe ich nie Visitenkarten bei
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