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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Kammermusik vom Band berieselt wurde, überflog er noch einmal seine Notizen. »Mr. Willis? Jean-Marie Fitzgerald am Apparat. Was kann ich für Sie tun?« Christie hatte Recht gehabt, dachte Charlie. Der Mann sprach beinahe akzentfrei Englisch.
    »Ich hoffe, Sie verzeihen mir, Mr. Fitzgerald, doch bevor wir fortfahren, muss ich Sie bitten, dieses Gespräch und alle nachfolgenden Kontakte strikt vertraulich zu behandeln.« Charlie wartete auf eine Zustimmung, die dann auch schließlich in die Leitung gemurmelt wurde, bevor er fortfuhr: »Ich wende mich in meiner Eigenschaft als Einkäufer und persönlicher Weinberater eines höchst illustren Klienten an Sie; es handelt sich um einen Weinkenner ohnegleichen, einen Weinliebhaber, für den ein edler Tropfen eine der größten Freuden im Leben darstellt. Er ist außerdem ein Mann von bemerkenswerter Bescheidenheit und Diskretion, daher meine Bitte um absolute Vertraulichkeit. Doch nun zum geschäftlichen Teil: Unlängst hat mein Klient von Ihrem Wein erfahren, Le Coin Perdu. Er beauftragte mich, Nachforschungen anzustellen, ihn zu verkosten und gegebenenfalls zu kaufen. Und deshalb habe ich mich, nicht ganz zufällig, persönlich nach Frankreich begeben.« Charlie meinte die Neugierde beinahe körperlich zu spüren, die ihm vom anderen Ende der Leitung entgegenschlug.
    »Nun, Mr. Willis«, erwiderte Fitzgerald. »Ich darf Ihnen versichern, dass Diskretion für mich genauso wichtig ist wie für Sie. Wir verlieren kein einziges Wort über unsere Kunden; die geschäftlichen Transaktionen bleiben absolut vertraulich. Es besteht kein Grund zur Besorgnis, das versichere ich Ihnen. Und deshalb würde ich auch meinen, dass Sie keinen Vertrauensbruch begehen, wenn Sie mir den Namen Ihres Auftraggebers mitteilen. Ich muss gestehen, Sie haben mein Interesse geweckt.«
    Na also, dachte Charlie. Er senkte seine Stimme, so dass sie kaum mehr als ein Flüstern war. »Mein Klient ist der Sultan von Tengah.«
    Am anderen Ende der Leitung wurde eine Schweigeminute eingelegt, in der sich Fitzgerald das geschätzte Vermögen des Sultans von Tengah ins Gedächtnis zu rufen versuchte, Zahlen, die er irgendwo gelesen hatte: hundert Milliarden? Zweihundert? Mehr als genug jedenfalls. »Ach ja, natürlich. Sein Name ist mir geläufig, wie dem Rest der Welt.« Fitzgerald hatte zerstreut einige Zahlen auf seinen Notizblock gekritzelt und vermerkte nun die Summe von 75 000 Dollar pro Kiste. »Darf ich fragen, wo er lebt?«
    »Er hält sich meistens in Tengah auf. Ihm gehört das ganze Land, wie Sie vermutlich wissen, und er findet es angenehmer, seine Zeit zu Hause zu verbringen. Reisen langweilt ihn.«
    »Wie wahr, wie wahr. Es ist sehr unerfreulich geworden. Nun, ich fühle mich geschmeichelt, dass der Ruf unseres Weines uns so weit vorausgeeilt ist.« Fitzgerald hatte keinen blassen Schimmer, wo genau Tengah lag - irgendwo in Indonesien vermutlich -, aber es klang nach weiter Ferne. Er strich die Zahl auf seinem Notizblock durch und schrieb $ 100000 daneben. »Zum Glück haben wir noch ein paar Kisten in Reserve.« Sein Tonfall wurde mit einem Mal heiter, als sei ihm soeben eine höchst ungewöhnliche, glänzende Idee gekommen. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Was halten Sie von einer Verkostung? Auf rein privater Ebene natürlich.«
    »Natürlich.« Charlie raschelte mit dem Papier, auf dem er sich Notizen gemacht hatte: das typische Geräusch eines viel beschäftigten Mannes, der in seinem randvollen Terminkalender blättert. »Ich könnte morgen zu Ihnen kommen, wenn es Ihnen passt. Allerdings möchte ich Sie noch einmal darauf hinweisen, dass - wie soll ich es ausdrücken - kein Sterbenswort davon durchsickern darf. Der Sultan scheut die Öffentlichkeit wie... der Teufel das Weihwasser.«
    Und damit stand die Verabredung. Nachdem sie die Einzelheiten besprochen hatten, legte Charlie den Hörer auf und gönnte sich einen ganz persönlichen Freudentanz kreuz und quer durch das Wohnzimmer, bevor er ins Freie trat, wo er Christie und Max im Hof vorfand.
    Charlies Gesichtsausdruck sprach Bände. »Er hat angebissen«, sagte Max. »Ich wusste es. Ich wusste es. Charlie, du bist ein Held!«
    »Was heißt hier Held? Wenn ich ehrlich bin, hat es Spaß gemacht. Es dauerte nicht lange, bis er eine private Verkostung vorschlug. Aber ich hoffe bei Gott, dass du mit deiner Theorie Recht hast. Was für eine Strafe steht in Frankreich auf Hochstapelei? Nein, sag es mir lieber nicht. Es wäre sowieso zu

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