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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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hat«, fügte sie rasch hinzu.
    Mr. Young
beugte sich vor.
    »Äh, ja«,
erwiderte er skeptisch. »Scheint mir tatsächlich aus dem Gesicht geschnitten zu
sein. Es ist doch, äh, alles in Ordnung mit ihm, oder?«
    »O ja«,
versicherte Schwester Maria. »Ein ganz normales Kind«, betonte sie. »Ganz, ganz
normal.«
    Kurze Stille
schloß sich an. Nonne und Vater blickten auf den schlafenden Knaben hinab.
    »Sie haben
überhaupt keinen Akzent«, sagte Schwester Maria nach einer Weile. »Wohnen Sie
schon lange hier?«
    »Seit ungefähr
zehn Jahren«, sagte Mr. Young ein wenig verwirrt. »Ich bin hierherversetzt
worden.«
    »Ihre Arbeit
ist bestimmt sehr interessant«, vermutete Schwester Maria. Mr. Young lächelte
erfreut. Nur wenige Leute wußten die faszinierenden Aspekte des betrieblichen
Rechnungswesens zu schätzen.
    »Wahrscheinlich
dauerte es eine Weile, bis Sie sich eingewöhnten«, fuhr Schwester Maria fort.
    »Wie man’s
nimmt«, erwiderte Mr. Young ausweichend. Soweit er sich erinnern konnte, gab es
zwischen Luton und Tadfield kaum Unterschiede. Die gleichen Leute. Die gleichen
Hecken zwischen den Häusern und der Eisenbahnstrecke.
    »Ich nehme an,
dort, wo Sie früher tätig waren, sind die Gebäude größer«, hakte Schwester
Maria nach. Es klang fast verzweifelt. »Und höher.«
    Mr. Young
musterte die Nonne unsicher. Meinte sie vielleicht die Niederlassungen der
Banken und Versicherungsgesellschaften?
    »Sicher
veranstalten Sie häufig Gartenparties«, mutmaßte Schwester Maria.
    Ah, dies war
vertrauteres Terrain. Deirdre fand großen Gefallen an Gartenfesten.
    »Ja«,
bestätigte er erleichtert, »meine Frau läßt unsere Gäste von ihrer selbstgemachten
Marmelade kosten, und ich muß mich um die Bratwürstchen und den Kartoffelsalat
kümmern.«
    Schwester Maria
Redeviel runzelte überrascht die Stirn. Sie hörte nun zum erstenmal, daß im
Buckingham Palace auch derart bürgerliche Speisen auf den Tisch kamen. Nun,
die Königin ist auch nur ein Mensch.
    »Nun, mit bestimmten Dingen muß man
sich eben abfinden«, kommentierte sie. »Ich habe gelesen, daß sie ständig
Geschenke von ausländischen Würdenträgern erhält.«
    »Wie bitte?«
    »Wissen Sie,
ich bin ein großer Fan der königlichen Familie.«
    »Oh, ich auch«,
sagte Mr. Young und sprang damit auf eine neue Eisscholle im verwirrenden Strom
ihrer Gedanken. Ja, mit der königlichen
Familie kannte er sich aus; sie bot festen thematischen Halt. Natürlich galt Mr.
Youngs Sympathie nur den richtigen Prinzen und Prinzessinnen, die ihrem Volk zuwinkten und neue Brücken
einweihten. Von den anderen, die sich nächtelang in Diskotheken herumtrieben
und auf die Paparazzi* [* Vielleicht
sollte an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, daß Mr. Young unter
›Paparazzi‹ italienische Fliesen verstand.] spuckten, hielt er nicht viel.
    »Das freut
mich«, sagte Schwester Maria. »Ich dachte immer, Sie und Ihre Landsleute halten
nicht viel von Königinnen und Adel. Und was hat es mit der Revolution auf sich
und damit, daß Sie die ganzen Teeservice in den Fluß geworfen haben?«
    Die Nonne
plauderte weiter und achtete damit das Gebot des Schwatzhaften Ordens, stets
das zu sagen, was ihr gerade in den Sinn kam. Die meisten Worte blieben für Mr.
Young völlig rätselhaft, und er war viel zu müde, um sich Gedanken darüber zu
machen. Vermutlich führte das religiöse Leben dazu, daß man irgendwann ein
wenig seltsam wurde. Mrs. Young schlief noch immer, was er sehr bedauerte. Er wünschte sich, daß sie bald erwachte.
    Mehrere von
Schwester Maria aneinandergereihte Silben weckten vage Hoffnung in Mr. Young.
    »Gibt es vielleicht
die Möglichkeit, daß ich möglicherweise eine Tasse Tee bekommen könnte, bitte?«
wagte er zu fragen.
    »Ach, du meine
Güte!« platzte es aus Schwester Maria heraus. »Warum habe ich nicht längst
daran gedacht? Was werden Sie jetzt von mir denken …«
    Mr. Young
verzichtete auf eine Antwort.
    Die Nonne eilte
zur Tür. »Ich bin gleich wieder da«, versprach sie. Mr. Young verstand es als
Drohung. »Mögen Sie vielleicht lieber einen Kaffee? Im Flur steht ein Automat.«
    »Nein, Tee ist
mir lieber«, erwiderte Mr. Young.
    »Sie haben sich wirklich eingelebt,
wie?« meinte Schwester Maria fröhlich und verließ das Zimmer.
    Mr. Young blieb
allein mit einer schlafenden Frau und zwei schlafenden Säuglingen zurück,
seufzte und nahm in einem Sessel Platz. Ja, sicher lag es am frühen Aufstehen,
dem häufigen Niederknien und

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