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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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Thaddäus J. Dowling war vor einigen Tagen überraschend nach
Washington zurückbeordert worden, aber während der Geburt stand er in telefonischer
Verbindung mit
seiner Frau, um ihr beim Atmen zu helfen.
    Es war nicht gerade hilfreich, daß er über eine andere Leitung mit seinem
Anlageberater sprach. An einem bestimmten Punkt blieb ihm nichts anderes übrig,
als seine Frau zwanzig Minuten lang warten zu lassen. Doch das war schon in
Ordnung.
    Der Attaché
wußte natürlich, daß eine Geburt die glücklichste aller glücklichen gemeinsamen
Erfahrungen für zwei Menschen ist, und er wollte keine einzige Sekunde
verpassen.
    Aus diesem
Grund hatte er einem der Männer vom Geheimdienst die Anweisung gegeben, alles
mit
einer Videokamera zu filmen.
    Das Böse im allgemeinen
schläft nicht, und deshalb sah es auch nicht ein, daß jemand anders schlafen
sollte. Doch Crowley gefiel es, ein Nickerchen zu machen; er sah darin einen
der angenehmen Aspekte des weltlichen Daseins. Besonders nach einem schweren
Essen. Zum Beispiel hatte er den größten Teil des neunzehnten Jahrhunderts im Schlaf verbracht.* [* Allerdings
stand er im Jahr 1832 auf, um zur Toilette zu gehen.] Es war nicht nötig,
daß er seine Kräfte erneuerte; er fand einfach Spaß daran, sich hinzulegen und
die Augen zu schließen.
    Die angenehmen
Aspekte des weltlichen Daseins. Nun, er sollte sich beeilen, sie in vollen
Zügen zu genießen – solange noch Zeit dazu war.
    Der Bentley
raste durch die Nacht, in Richtung Osten.
    Natürlich
begrüßte Crowley den Weltuntergang im allgemeinen. Wenn er gefragt worden wäre,
warum er sich seit vielen Jahrhunderten in die Angelegenheiten der Menschheit
einmischte, so hätte er geantwortet: ›Oh, um das Armageddon und den Triumph der
Hölle zu ermöglichen.‹ Aber es war eine Sache, darauf hinzuarbeiten – und eine
ganz andere, die Letzte Schlacht tatsächlich stattfinden zu lassen.
    Crowley hatte
immer gewußt, daß er den Weltuntergang erleben würde. Schließlich war er
unsterblich, und daher blieb ihm kaum eine Wahl.
Aber er hatte gehofft, es würde noch lange dauern.
    Der Grund: Er
mochte die Menschen. Bei Dämonen kamen derartige Einstellungen einem schweren
Charakterfehler gleich.
    In dieser
Hinsicht konnte Crowley einfach nicht über den eigenen Schatten springen. Oh,
er gab sich alle Mühe, das kurze Leben der Menschen mit möglichst viel Elend zu erfüllen – das war schließlich sein Job. Doch sein
diesbezüglicher Ideenreichtum wurde weit davon übertroffen, was sich die
Menschen selbst antaten. Die Gattung Homo sapiens schien da eine natürliche
Begabung zu haben; vielleicht hatte es irgend etwas mit den Genen zu tun. Die Menschen wurden in eine Welt hineingeboren, die
Tausende von Problemen für sie bereithielt, und den größten Teil ihrer Energie
verwendeten sie darauf, alles noch schlimmer zu machen. Im Lauf der Jahre fiel
es Crowley zunehmend schwerer, sich etwas Dämonisches einfallen zu lassen, das
aus der Masse der allgemeinen Gemeinheiten herausstach. Während des letzten
Jahrtausends hatte er mehrmals mit dem Gedanken gespielt, eine folgendermaßen
formulierte Botschaft nach Unten zu schicken: He, Jungs, wir brauchen uns überhaupt nicht mehr
anzustrengen. Wir sollten die Unterwelt und das Pandämonium schließen, um uns
hier oben niederzulassen. Die Menschen nehmen uns die Arbeit ab und sind fest
entschlossen, alle Möglichkeiten von Leid, Grauen und Entsetzen zu nutzen.
Ihrem Einfallsreichtum sind keinerlei Grenzen gesetzt, und sie verwenden Dinge,
die wir überhaupt nicht kennen, zum Beispiel Elektroden. Die Menschen besitzen
das, was uns fehlt. Sie haben Vorstellungskraft. Und natürlich Elektrizität.
    Ein Sterblicher
hatte irgendwann und irgendwo geschrieben: ›Die Hölle ist leer. Alle Teufel befinden sich hier.‹
    Wie wahr, wie
wahr.
    Crowley dachte
an seine Auszeichnung für die spanische Inquisition. Oh, er hatte sich damals in Spanien aufgehalten (er
lächelte unwillkürlich, als er sich an seine Streifzüge durch die Tavernen und
Schenken erinnerte, an hübsche junge Damen mit Kastagnetten und einer gehörigen
Portion Temperament), aber von der Inquisition erfuhr er erst, als er die
Belobigung bekam. Woraufhin er beschloß, sich die Sache aus der Nähe anzusehen.
    Kurze Zeit
später nahm er sich vor, mindestens eine Woche lang betrunken zu sein.
    Man denke nur
an die Bilder eines gewissen Hieronymus Bosch. Wie schrecklich.
    Und wenn man
endlich daran glaubte, daß Menschen zu

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