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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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ihnen Gestalten begegneten, die lange Umhänge
und Tücher vor den Gesichtern trugen. Derzeit sahen sie sich mit widersprüchlichen Signalen konfrontiert, woraus sich ein höchst
problematischer innerer Konflikt ergab. Menschen, die sich mit
widersprüchlichen Signalen konfrontiert sehen und an höchst problematischen
inneren Konflikten leiden, sollten keine geladene und entsicherte Waffe in der
Hand halten. So etwas ist noch weitaus weniger ratsam, wenn sie gerade eine natürliche Geburt gesehen haben – was eine
völlig unamerikanische Methode zu sein schien, neue Bürger zur Welt zu bringen.
Außerdem hatten sie gehört, es gebe Gebetbücher in dem Gebäude.
    Mrs. Young
bewegte sich.
    »Haben Sie sich
schon für einen Namen entschieden?« fragte Schwester Maria schelmisch.
    »Hmm?«
erwiderte Mr. Young. »Oh. Nein, eigentlich nicht. Ein Mädchen hätten wir
Lucinda genannt, nach meiner Mutter. Allerdings meinte Deirdre, Germaine klinge
viel besser.«
    Die Nonne
erinnerte sich an ihre satanistischen Pflichten. »Wie wär’s mit Wormwood?«
schlug sie vor. »Oder Damien. Ja, Damien ist derzeit sehr beliebt.«
    Die achteinhalbjährige
Anathema Apparat – ihre Mutter hatte sich nie sehr eingehend mit religiösen
Angelegenheiten beschäftigt; sie las das Wort eines Tages und meinte, es sei
ein hübscher Mädchenname – zog sich mehrere Bettdecken über den Kopf, schaltete
ihre Taschenlampe ein und las Im Buch.
    Andere Kinder lernten das Lesen mit Hilfe von Fibeln, in denen es
bunte Bilder von Äpfeln, Bällen, Kakerlaken und anderen Dingen gab. Bei den
Sprößlingen der Apparat-Familie lag der Fall völlig anders. Anathema hatte das
Lesen mit Dem Buch gelernt.
    Darin fehlten
Abbildungen von Äpfeln und Bällen. Insekten blieben ebenfalls unberücksichtigt.
Statt dessen wartete Das Buch miteinem
sehr eindrucksvollen Holzschnitt aus dem achtzehnten Jahrhundert auf: Er zeigte
Agnes Spinner, die auf einem Scheiterhaufen brannte und offenbar große Freude
daran fand.
    Das erste Wort,
das Anathema entziffern konnte, lautete freundlich. Nur sehr wenige achteinhalb Jahre alte Kinder wissen, daß nicht nur
Menschen freundlich sein
können, aber Anathema gehörte zu ihnen.
    Das zweite Wort
hieß zutreffend.
    Und hier sind die ersten Sätze, die sie laut las:
    »Ich saget
diesiges, unt man möget ghut auf meinige Worte achten. Vier wärden reitigen,
unt Vier wärden ebensolchiges reitigen, unt Drei wärden über den Himmel
reitigen, wie durch Magieh, und Einer reitiget in Flammen. Unt nichts kann sie
aufhaltigen: weder Fisch noch Rehgen noch Schtraße, weder Toifel noch Engel.
Unt du wirstet dabei sain, Anathema.«
    Es gefiel
Anathema, über sich selbst zu lesen.
    (Manche Eltern – gemeint sind hier insbesondere Väter und Mütter, die nur gewisse
Sonntagszeitungen kaufen – schenken ihren Kindern Bücher, deren Helden oder
Heldinnen ebenso heißen wie die betreffenden Söhne und Töchter. [Ein Wunder der
modernen Drucktechnik.] Auf diese Weise wollen sie Interesse am Lesen wecken.
Aber Dieses Buch schilderte nicht nur das Leben Anathemas – bisher stimmten alle
Einzelheiten –, sondern auch die Schicksale der Eltern, Großeltern, Urgroßeltern
und so weiter, bis zurück zum siebzehnten Jahrhundert. Das Mädchen war noch zu
jung und zu ichbezogen, um darauf zu achten, daß weder eigene Kinder noch
irgendwelche Ereignisse erwähnt wurden, die mehr als elf Jahre in der Zukunft
lagen. Wenn man achteinhalb ist, erscheinen einem elf Jahre wie ein ganzes
Leben, und genau darauf lief es auch hinaus, wenn man Dem
Buch Glauben schenken konnte.)
    Anathema war
ein intelligentes, aufgewecktes Kind mit blassen Wangen, dunklen Augen und
schwarzem Haar. Häufig weckte sie Unbehagen in anderen Leuten, und außerdem
besaß sie mehr übersinnliche Fähigkeiten, als für sie gut sein mochte,
Eigenschaften, die sie von ihrer Urururururgroßmutter geerbt hatte.
    Sie galt als
frühreif und beherrscht. Die Lehrer hatten nichts an ihr auszusetzen –
abgesehen von einer Orthographie, die nicht etwa entsetzlich, sondern seit
dreihundert Jahren überholt war.
    Die Nonnen nahmen Baby A
und vertauschten es vor der Nase der Frau des Kulturattachés und der
Geheimdienstmänner mit Baby B. Dazu setzten sie eine zweckmäßige List ein,
indem sie behaupteten, das Baby wiegen zu müssen, wobei sie erklärten, es sei
Vorschrift. Sie schoben das eine Kind auf einem Wagen hinaus und kamen mit dem
anderen Säugling etwas später zurück.
    Der
Kulturattaché

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