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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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du … du dummer …
Erziraphael? Bist du hier?«
    Keine Antwort.
Crowley hörte nur das Knistern von brennendem Papier und splitterndes Glas, als
das Feuer die Fenster im Obergeschoß zerstörte. Deckenbalken knackten und gaben
nach.
    Er sah sich im
Laden um und hielt verzweifelt nach dem Engel – nach Hilfe – Ausschau.
    In der einen
Ecke stürzte ein langes Regal um, und die herausfallenden Bücher gaben dem
Feuer neue Nahrung. Überall um Crowley herum prasselte es, aber er achtete
nicht darauf. Seine Hose hatte sich entzündet. Er löschte die Glut mit einem strengen
Blick.
    »Hallo?
Erziraphael? Um Gottes wi … Um Himmels … Um … Verdammt! Wo steckst du, Erziraphael?«
    Es krachte, als
eine Axt das Schaufenster zertrümmerte. Crowley zuckte zusammen, drehte sich um
und … Ein dicker Wasserstrahl traf ihn mitten auf die Brust und
schleuderte ihn zu Boden.
    Die dunkle
Sonnenbrille fiel in die Flammen, und ihr schwarzes Kunststoffgestell floß
auseinander. Crowley riß gelbe Augen mit schlitzförmigen Pupillen auf.
Schaumiges Wasser tropfte an ihm herab und dampfte; Ruß bildete eine schmierige
Schicht auf seinen Wangen. Er stemmte sich hoch, und tief in ihm brodelte es –
die Hitze seines Zorns gesellte sich der des Feuers hinzu. Mit dämonischer
Leidenschaft verfluchte er Erziraphael, Seine Erhabenheit und schließlich auch Oben und Unten.
    Dann senkte er den Kopf und sah Es. Das Buch. Jenes Buch, das die junge Frau aus Tadfield am Mittwochabend im Wagen
vergessen hatte. Es war an einigen Stellen angesengt, ansonsten jedoch in einem
erstaunlich guten Zustand. Crowley hob es auf, stopfte es in die Jackentasche,
erhob sich und klopfte Asche von der Hose.
    Über ihm gab
die Decke nach. Es donnerte ohrenbetäubend laut; das ganze Gebäude schüttelte
sich und stürzte ein. Es regnete Ziegelsteine, halb verkohltes Holz und
brennende Trümmer.
    Draußen drängte
die Polizei alle Schaulustigen zurück, und ein Feuerwehrmann sprach mit jedem,
der ihm zuhörte. »Ich konnte ihn nicht aufhalten. Er muß verrückt gewesen sein.
Oder betrunken. Lief einfach ins Haus. Ich wollte ihn daran hindern, aber der
Kerl rannte an mir vorbei. Total verrückt. Stürmte in den Laden. Einfach so.
Ein schrecklicher Tod. Schrecklich, ja, wirklich schrecklich. Lief einfach rein …«
    Dann trat
Crowley aus den Flammen.
    Die Polizisten
und Feuerwehrleute starrten ihn an, bemerkten seinen Gesichtsausdruck und
rührten sich nicht von der Stelle.
    Der Dämon nahm
am Steuer seines Bentley Platz, setzte auf die Straße zurück, wendete und fuhr
in die Dämmerung des Nachmittags, in Richtung Wardour Street.
    Die
Uniformierten sahen dem schwarzen Wagen nach, und schließlich räusperte sich
ein Polizist. »Bei diesem Wetter sollte er eigentlich die Scheinwerfer
einschalten«, murmelte er.
    Einer der
Feuerwehrmänner nickte benommen. »Insbesondere wenn er so schnell fährt. Könnte
gefährlich werden.« Sie standen im heißen, flackernden Licht der brennenden
Buchhandlung und fragten sich, was mit einer Welt geschah, die sie bisher
verstanden hatten.
    Ein blauweißer
Blitz zuckte über einen Himmel, der aus dunklen Wolken bestand; es folgte ein
Donnern, so laut, daß es in den Ohren schmerzte, und Regen setzte ein.
    Sie fuhr ein rotes
Motorrad. Es war kein freundliches Honda-Rot, sondern ein finsteres, unheilvolles,
blutiges Rot. Ansonsten handelte es sich um ein ganz normales Motorrad, sah man
einmal von dem Schwert ab, das in einer Scheide steckte, die an der einen Seite
der Maschine befestigt war.
    Ihr Helm
glänzte in einem scharlachfarbenen Ton, die Lederjacke in der Farbe von altem
Wein. Auf der Rückseite bildeten rubinrote Lettern die beiden Worte HELL’S
ANGELS .
    Zehn nach eins
an einem dunklen, schwülen und regnerischen Nachmittag. Auf der Autobahn
herrschte nur wenig Verkehr, und die Frau in Rot raste mit ihrem roten Motorrad
über den Asphalt. Unter ihrem Helm lächelte sie zufrieden.
    Bisher gab es
keinen Grund zur Klage. Von einer schönen Frau auf einer schweren Maschine, an
der ein Schwert befestigt ist, gehen gewisse freudianische Signale aus, die
eine erhebliche Wirkung auf bestimmte Männer haben. Vier Handlungsreisende
hatten sich auf ein Rennen mit der Frau eingelassen. Die Folge: Diverse Ford
Sierra-Wrackteile schmückten Leitplanken und Brückenpfeiler auf einer Strecke
von vierzig Meilen.
    Sie bog ab,
hielt auf einem Rastplatz und betrat das Restaurant. Fast alle Tische waren
besetzt. Eine gelangweilte

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