Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
Vom Netzwerk:
Kellnerin stopfte Socken hinter dem Tresen, und
mehrere in schwarzes Leder gekleidete Motorradfahrer – Sie kennen den Typ
sicher: cool, lange Haare, schmutzig und groß – standen hinter einem noch
größeren Burschen, der einen langen schwarzen Mantel trug. Seine Aufmerksamkeit
galt einem Gerät, das in der guten alten Zeit ein Spielautomat gewesen wäre.
Doch der technische Fortschritt hatte es mit einem Bildschirm ausgestattet und
dem Apparat einen anderen Namen gegeben. Er hieß ›Gewinnen Sie mit Ihrem
Wissen‹.
    Die Zuschauer
machten Bemerkungen wie:
    »D ist richtig!
Drück D … Der Pate hat bestimmt mehr
Oscars bekommen als Vom Winde verweht! «
    Und:
    » Puppet
on a String! Sandie Shaw! Im Ernst. Ich
bin völlig sicher!«
    Und:
    »1666!«
    »Nein, du
Hirni! Du meinst den Großen Brand! Die Seuche brach im Jahre 1665 aus!«
    Und sogar:
    »Ich bin für B.
Die Chinesische Mauer gehört nicht zu den sieben Weltwundern!«
    Es gab vier
Auswahlmöglichkeiten: Popmusik, Sport, Aktuelles und Allgemeinwissen. Der große
Motorradfahrer – er hatte den Helm nicht abgenommen – betätigte nacheinander
die verschiedenen Tasten und achtete nicht auf die vielen Ratschläge. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – gewann er ständig.
    Die Frau in Rot
näherte sich dem Tresen.
    »Eine Tasse
Tee, bitte«, sagte sie. »Und ein Sandwich.«
    »Ganz allein
unterwegs, Teuerste?« fragte die Kellnerin, füllte eine Tasse mit Tee und legte
etwas Weißes, Trockenes und Hartes auf einen Teller.
    »Ich warte auf
Freunde.«
    »Ah«, erwiderte
die Kellnerin klug und biß einen Faden durch. »Nun, Sie sollten hier drin
warten. Dort draußen ist die Hölle los.«
    »Nein«,
widersprach Red. »Noch nicht.«
    Sie nahm an
einem Fenstertisch Platz, von dem aus sie den ganzen Parkplatz überblicken
konnte. Und sie wartete.
    Geistesabwesend
lauschte sie den Stimmen der Videospieler.
    »He, die Frage
is’ neu. ›Wie viele offiziell erklärte Kriege gab es seit 1066 zwischen England
und Frankreich?‹«
    »Zwanzig? Nee,
zwanzig is’ völlig ausgeschlossen Oh. Es stimmt. Hätte ich nie für möglich
gehalten.«
    »Der Krieg
zwischen Amerika und Mexiko? Darauf weiß ich die Antwort. Juni 1845. ›D‹ – na
bitte! Was hab ich euch gesagt?«
    Der
zweitkleinste Motorradfahrer, Schweini (184 cm), wandte sich an den kleinsten,
Schmierer (183 cm), und flüsterte:
    »Wo ist ›Sport‹
geblieben?« Auf die Fingerknöchel der linken Hand war LIEBE tätowiert, auf die der rechten HASS .
    »Wahrscheinlich
liegt’s an dem Zufalls-Dingsbums. Generator, glaube ich. Obwohl es eigentlich
gar kein Generator ist, sondern ’n Mikrochip. Wahrscheinlich stehen Millionen
von verschiedenen Themen zur Auswahl, und sie sin’ alle im RAM gespeichert.« Bei Schmierer sahen die Tätowierungen etwas anders
aus: Die linke Hand verkündete POMMES , die rechte FRITES .
    »Popmusik,
Aktuelles, Allgemeinwissen und Krieg. Komisch. ›Krieg‹ sehe ich jetzt zum
erstenmal. Kann mich überhaupt nicht an diese Rubrik erinnern.« Schweini ließ
laut die Knöchel knacken und öffnete eine Bierdose. Er leerte sie zur Hälfte, rülpste
hingebungsvoll und seufzte. »Wenn diese Dinger doch nur mehr Bibelfragen
stellen würden …«
    »Warum?« fragte
Schmierer überrascht. Er hatte gar nicht gewußt, daß sich Schweini mit der
Bibel auskannte.
    »Weil …
Nun, erinnerste dich an die blöde Sache in Brighton?«
    »Oh, klar.«
Schmierer nickte. »Du warst auf Bewährung, nich’ wahr?« Es klang fast neidisch.
    »Tja, ich mußte
in der Bude bleiben, wenn meine Mutter zur Arbeit ging, weißtenoch? Drei
Monate. Und die einzige Lektüre eine verdammte Gideon-Bibel. Die blöden Psalmen
und so bleiben einem im Gehirn kleben.«
    Ein anderes
Motorrad fuhr auf den Parkplatz. Pechschwarzer Lack funkelte.
    Kurz darauf
schwang die Tür des Restaurants auf, und kalter Wind wehte herein. Ein Mann –
er trug schwarzes Leder und hatte einen kurzen schwarzen Bart – trat an den
Fenstertisch heran und setzte sich neben die Frau in Rot. Die Burschen an der
Videokonsole spürten plötzlich, wie hungrig sie waren, und Skuzz bekam den
Auftrag, für alle was Eßbares zu besorgen. Für alle – abgesehen vom Spieler,
der noch immer schwieg, immerzu die richtigen Tasten drückte und stumm
beobachtete, wie Münzen in den Gewinnkasten rasselten.
    »Wir haben uns
eine Ewigkeit nicht mehr gesehen«, sagte Red. »Wie läuft’s?«
    »Ich bin
ziemlich beschäftigt gewesen«, entgegnete Black.

Weitere Kostenlose Bücher