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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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zwölf und dünn. Er trug eine Sonnenbrille mit dicken Gläsern und sollte
eigentlich schon seit Stunden schlafen.
    Mutter Läuterer
war vom Genie ihres Sohns überzeugt und bestand erst gar nicht darauf, daß er
früh zu Bett ging. Sie erlaubte es ihm, ›Experimente‹ durchzuführen.
    Beim
gegenwärtigen wissenschaftlichen Versuch ging es darum, den Stecker eines
uralten Röhrenradios zu wechseln, das Newton von seiner Mom bekommen hatte. Der
Junge saß an einem zerkratzten Tisch, den er stolz als ›Werkbank‹ bezeichnete,
betrachtete ein Durcheinander aus Drähten, Batterien, Glühlampen und einen
selbst hergestellten kleinen Detektorempfänger, der jedoch nicht funktionierte.
Was auch für das Röhrenradio galt. Irgend etwas – wahrscheinlich das Schicksal – hinderte Newton daran, einen technischen Erfolg zu erzielen. Aber er gab
nicht auf.
    Drei ziemlich
schiefe Modellflugzeuge baumelten an Wollfäden von der Decke herab. Selbst ein
flüchtiger Beobachter hätte auf den ersten Blick erkannt, daß sie jemand
gebastelt hatte, der sorgfältig, gewissenhaft und nicht besonders gut im
Zusammenbauen von Modellflugzeugen war. Newton hatte sie voller Stolz ins Herz
geschlossen, selbst die Spitfire, deren Tragflächen eine einzige Katastrophe
waren.
    Er rückte sich
die Brille zurecht, schielte auf den Stecker und
setzte den Schraubenzieher an.
    Diesmal gab
sich Newton großen Hoffnungen hin. Er hatte das ›Handbuch für
experimentierfreudige Jungen, die mehr über Elektronik wissen wollen.
Hundertundeins sichere und lehrreiche Dinge, die man mit Elektrizität anstellen
kann‹ auf Seite 5 aufgeschlagen und alle Hinweise auf Steckerwechsel gelesen.
Er hatte die richtigen farbigen Drähte mit den
richtigen Anschlüssen verbunden. Er hatte sogar eine Sicherung mit der
richtigen Amperezahl verwendet und dann alles ordnungsgemäß verschraubt. Bisher
ergaben sich keine Probleme.
    Newton schob
den Stecker in die Steckdose. Er schaltete das Radio ein.
    Von einem
Augenblick zum anderen war es dunkel im Haus.
    Der Junge
lächelte zufrieden. Er machte Fortschritte. Sein letztes Experiment hatte dazu
geführt, daß ganz Dorking ohne Strom blieb und ein Mann vom Elektrizitätswerk
kam, der mit seiner Mutter ein paar ernste Worte wechselte.
    Newton
begegnete allen elektrischen Dingen mit ebenso hingebungsvoller wie
unerwiderter Liebe. In der Schule hatten sie einen Computer, und sechs
lernbegierige Schüler blieben nach dem Unterricht noch da und beschäftigten
sich mit den Lochkarten. Newton bat darum, sich der
Informatikgruppe anschließen zu dürfen, und der für den Computer zuständige
Lehrer ging das Risiko ein, seinem Wunsch zu entsprechen. Er sollte es schon
bald bereuen. Als Newton die erste kleine Karte im Eingabeschlitz verschwinden
ließ, verschluckte sich der Rechner daran und gab den elektronischen Geist auf.
    Newton
zweifelte nicht daran, daß Computer eine große Rolle in der Zukunft spielen
würden. Wenn die Zukunft begann, wollte er vorbereitet sein und zur
technologischen Avantgarde gehören.
    Aber die
Zukunft hatte eigene Pläne mit ihm. Es stand alles Im Buch.
    Adam, dachte Mr. Young. Er sprach den Namen laut aus, um zu hören, wie er
klang: »Adam.« Hmm …
    Er blickte auf
die goldenen Locken des Knaben hinab, der bereits einen – geheimen – Namen
erhalten hatte: der Widersacher, Zerstörer von Königreichen, Engel der
Dunkelheit, Großes Tier-das-man-Drachen-nennt, Herr dieser Welt, Vater aller
Lügen, Satansbrut und Fürst der Finsternis.
    »Wissen Sie«,
sagte er nach einer Weile, »ich glaube, er sieht wirklich wie ein Adam aus.«
    Es war keine dunkle und
stürmische Nacht gewesen.
    Die dunkle und
stürmische Nacht begann zwei Tage später, etwa vier Stunden nachdem Mrs.
Dowling, Mrs. Young und ihre Kinder das Krankenhaus verlassen hatten.
    Sie erwies sich
als besonders dunkel und stürmisch, und kurz nach Mitternacht, als der Sturm
noch lauter heulte, zuckte ein gut gezielter Blitz vom schwarzen Himmel, traf
das Kloster des Schwatzhaften Ordens und setzte das Dach der Sakristei in
Brand.
    Das Feuer
brachte niemanden in Gefahr, aber es wütete bis zum Morgen und richtete großen
Schaden an.
    Der
Blitzeschleuderer lauerte auf einem nahen Hügel und beobachtete die lodernden Flammen. Er war
hochgewachsen und schlank und ein Höllenfürst. Das Feuer stand als letzter
Punkt auf seiner Aufgabenliste, und jetzt konnte er in die Unterwelt
zurückkehren.
    Der Rest fiel
in Crowleys

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