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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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Erziraphael. »Reine Effekthascherei, wenn
du mich fragst. Als sei das Armageddon ein sündhaft teurer Kinofilm, der in
möglichst viele Länder verkauft werden soll.«
    »In jedes Land«, sagte Crowley. »Wie heißt es so schön?
›Die Erde und alle Königreiche.‹«
    Erziraphael
warf die letzten Brotstücke in den Teich. Einige Enten schnappten danach und
schwammen fort, um jemand anderen zu belästigen. Sie entschieden sich für den
bulgarischen Marineattaché und einen Mann, der sich immer wieder mißtrauisch
umsah und eine hellblaue Krawatte trug. Der Engel seufzte und warf die leere
Papiertüte in einen nahen Abfallkorb.
    Dann drehte er
sich um und sah Crowley an.
    »Wir gewinnen
natürlich«, sagte er.
    »Du möchtest gar nicht, daß ihr gewinnt«, erwiderte der
Dämon.
    »Und warum
nicht?«
    »Jetzt hör mir
mal gut zu«,
sagte Crowley verzweifelt. »Wie viele Musiker habt ihr? Wirklich gute, meine
ich.«
    Erziraphael
runzelte verwirrt die Stirn.
    »Zwei«, fügte
Crowley hinzu. »Elgar und Liszt. Und mehr nicht. Wir haben den Rest. Beethoven, Brahms, die ganzen Bachs und Mozarts
und alle anderen. Kannst du dir vorstellen, die Ewigkeit mit Elgar zu
verbringen?«
    Der Engel
schloß die Augen. »Und ob!« seufzte er.
    »Darauf läuft
es hinaus«, fuhr Crowley triumphierend fort. Er kannte Erziraphaels schwache
Stelle. »Keine CDs. Keine guterhaltenen Stereoplatten. Keine Albert Hall mehr,
keine Konzerte. Nur noch himmlische Klänge, den ganzen Tag lang.«
    »Unerfindlichkeit«,
ächzte Erziraphael leise.
    »Wie Eier ohne
Salz, um eine deiner Redewendungen zu benutzen. Was mich an etwas erinnert.
Kein Salz, keine Eier. Kein Lachs mit Dillsoße mehr. Keine netten, gemütlichen
Restaurants, wo man dich kennt. Äh. Keine Kreuzworträtsel im Daily
Telegraph. Keine kleinen
Antiquitätenläden. Keine Buchhandlung. Keine interessanten alten Ausgaben.
Keine …« Crowley zog die unterste Schublade von Erziraphaels Interessen auf.
»Keine silbernen Tabaksdosen aus der Zeit von George IV.«
    »Aber nach
unserem Sieg ist das Leben weitaus besser«, krächzte der Engel.
    »Aber es wäre
nicht mehr so interessant. Du weißt, daß ich recht habe. Mit einer Harfe wärst
du so glücklich wie ich mit einer Heugabel.«
    »Wir spielen
nicht auf Harfen.«
    »Und wir
benutzen keine Heugabeln. Es war nur eine rhetorische Bemerkung.«
    Sie musterten
sich gegenseitig.
    Erziraphael hob
sorgfältig manikürte Hände.
    »Im Himmel
freut man sich schon darauf. Meine Kollegen dort Oben können es gar nicht abwarten, daß es endlich losgeht. Seit
sechstausend Jahren arbeiten wir auf Das Ziel hin. Der letzte Test. Flammenschwerter, die vier Apokalyptischen
Reiter, Meere aus Blut. Und so weiter und so fort.« Der Engel hob die
Schultern.
    »Und dann
›Spiel zu Ende. Werfen Sie eine Münze ein‹?«
    »Manchmal fällt
es mir schwer, deiner Ausdrucksweise zu folgen.«
    »Mir gefallen
die Meere so, wie sie sind. Warum soll die Welt unbedingt untergehen? Man muß
doch nichts zerstören, als Beweis dafür, daß man gute Arbeit leistet.«
    Erziraphaels
Schultern hoben und senkten sich noch einmal.
    »Ich fürchte,
das ist typische Unerfindlichkeit.« Der Engel fröstelte ziemlich und schlug
sich den Mantelkragen hoch. Schiefergraue Wolken zogen über die Stadt.
    »Ich schlage
vor, wir suchen einen warmen Ort auf«, sagte er.
    »Was hältst du
von der Hölle?« erwiderte Crowley spöttisch. »Dort ist es warm genug.«
    Eine Zeitlang
gingen sie schweigend dahin.
    »Ich bin
durchaus deiner Meinung«, sagte Erziraphael, während er übers Gras stapfte.
»Ich darf nur nicht ungehorsam sein. Das weißt du ja.«
    »Mir geht es
genauso«, brummte Crowley.
    Der Engel warf
ihm einen kurzen Blick zu. »Ach, komm schon! Du bist doch ein Dämon.«
    »Ja, aber meine
Vorgesetzten begrüßen den Ungehorsam nur im allgemeinen, während sie ihn im
besonderen ablehnen.«
    »Ich nehme an,
sie haben was gegen ungehorsame Untergebene wie?«
    »Du hast es
erfaßt. Du wärst erstaunt – oder auch nicht. Du wärst echt baff. Nun,
vielleicht auch nicht. Wieviel Zeit haben wir noch?« Crowley winkte, und
daraufhin entriegelte der Bentley seine Türen.
    »Die
Prophezeiungen unterscheiden sich voneinander«, sagte Erziraphael und nahm auf
dem Beifahrersitz Platz. »Aber mit Sicherheit bis zum Ende des Jahrhunderts.
Obgleich wir vorher mit gewissen Phänomenen rechnen müssen. Leider war den
meisten Propheten des vergangenen Jahrtausends das Versmaß wichtiger als

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