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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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außer wenn sie sich wirklich
anstrengen. Aber Erziraphael war intelligent.
Er verfügte über die normale himmlische Intelligenz – eine engelhafte
Intelligenz, nicht viel höher als die menschliche. Aber sie ging in die Breite
und hatte den Vorteil einer mehrtausendjährigen Anwendererfahrung.
    Erziraphael war
der erste Engel, der einen Computer besaß. Es handelte sich um ein langsam
arbeitendes Gerät, das zum größten Teil aus billigem Kunststoff bestand. Es
wurde als das ideale Gerät für den kleinen Geschäftsmann angepriesen.
Erziraphael benutzte den Computer für die Buchführung. Er lieferte so genaue
und detaillierte Einkommensteuererklärungen ab, daß die Finanzämter Verdacht
schöpften und insgesamt fünf Prüfungen vornahmen, in der sicheren Überzeugung,
daß er irgendwo eine Leiche im Keller hatte.
    Doch es gab
noch andere Berechnungen, die von keinem Computer durchgeführt werden konnten.
Manchmal kritzelte Erziraphael etwas auf einen Zettel, der neben dem Buch lag.
Auf der ganzen Erde gab es nur acht Menschen, die solche Symbole verstehen konnten:
Zwei von ihnen waren mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden; und einer
sabberte ziemlich viel und bekam keine scharfen Gegenstände in die Hände, da
man nie wußte, was er damit anstellen würde.
    Anathemas Mittagessen
bestand aus einer einfachen Suppe, und anschließend nahm sie sich ihre Karten
vor. Kein Zweifel: Im Bereich von Tadfield gab es besonders intensive
Auren-Strahlungen; selbst dem berühmten Reverend Watkins war es gelungen,
einige zu identifizieren. Aber wenn sich die junge Hexe nicht vollkommen irrte,
veränderte sich die allgemeine Emanationsstruktur.
    Die ganze Woche
über hatte sie mit ihrem Thauodaliten und dem Pendel Messungen vorgenommen.
Dutzende von Kreuzen und kleinen Pfeilen bedeckten die amtliche topographische
Karte.
    Eine Zeitlang
starrte Anathema darauf hinab. Dann griff sie nach einem Filzstift, zog
gelegentlich ihre Notizen zu Rate und verband die einzelnen Markierungen.
    Stimmen drangen
aus dem Radiolautsprecher, aber Anathema hörte gar nicht hin. Die meisten
Nachrichten passierten ihre Trommelfelle, ohne anzuklopfen – bis einige
Schlüsselworte ins Bewußtsein der jungen Frau drangen und Aufmerksamkeit
verlangten.
    Ein sogenannter
›Sprecher‹ schien der Hysterie nahe zu sein.
    »… keine
Gefahr für unsere Mitarbeiter oder die Öffentlichkeit«, sagte er gerade.
    »Wieviel
nuklearer Brennstoff ist verschwunden?« fragte der Reporter.
    Eine Pause
folgte. »Nun, von ›verschwunden‹ kann keine Rede sein«, erwiderte der Sprecher.
»Ich meine, jedenfalls nicht im Sinne von ›verloren‹. Wir haben ihn nur, äh,
irgendwo verlegt.«
    »Das Uran
befindet sich also noch immer im Kraftwerk?«
    »Äh«, sagte der
Sprecher. »Äh. Wir halten es für unmöglich, daß es jemand fortgebracht hat.
Äh.«
    »Ziehen Sie
eine Aktion von Terroristen in Betracht?«
    Wieder schloß
sich kurzes Schweigen an. »Ja, ich glaube, eine solche Möglichkeit läßt sich
nicht ausschließen«, erwiderte der Sprecher im Tonfall eines Mannes, der die
Nase voll hat, in Gedanken bereits sein Kündigungsschreiben aufsetzt und fest
entschlossen ist, irgendwo Hühner zu züchten. »Ja, das müssen wir. Wir brauchen
nur einige Terroristen zu finden, die imstande sind, einen aktiven Reaktorkern aus dem Stahlbetonmantel zu
nehmen, ohne daß jemand es merkt. Das Ding wiegt etwa tausend Tonnen und ist
fast fünfzehn Meter hoch. Es müssen also recht starke Terroristen sein. Nun, Sir, vielleicht möchten Sie die Betreffenden
anrufen, um ihnen einige Ihrer hochnäsigen, vorwurfsvollen Fragen zu stellen.«
    »Eben erklärten
Sie noch, das Kraftwerk produziere weiterhin Elektrizität«, sagte der
Interviewer ungerührt.
    »In der Tat.«
    »Aber wie ist
das möglich, wenn es überhaupt keinen Reaktor mehr hat?«
    Es war eine
Radiosendung, aber trotzdem konnte man das irre Grinsen des Sprechers sehen.
Die Übertragung funktionierte so gut, daß sogar ein Kugelschreiber sichtbar
wurde, der verschiedene ›Bauernhof zu verkaufen‹-Anzeigen in Landwirtschaft
heute ankreuzte. »Keine Ahnung«, lautete die
Antwort. »Wir hofften, ihr schlauen Typen von der BBC hättet irgendeine Idee.«
    Anathema
konzentrierte sich wieder auf die Karte.
    Die
Verbindungslinien zwischen den einzelnen Kennzeichnungen schienen eine Galaxis
zu formen. Eine gewisse Ähnlichkeit mit den besseren Runenmustern in keltischen
Monolithen ließ sich ebenfalls nicht

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