Ein Happy End mit Biss - Rowen, M: Happy End mit Biss - Lady & the Vamp (Immortality Bites 03)
Er kam sich vor, als würde er einen hilflosen Welpen aussetzen. Nur war Barkley kein Welpe. Er konnte auf sich selbst aufpassen.
Außerdem hatte er gesehen, dass sich direkt vor dem Restaurant eine Bushaltestelle befand. Wenn er weg war, konnte Barkley den Bus nehmen und hinfahren, wohin er wollte. So bekam jeder das, was er begehrte. Kein Problem.
Und was würde er tun, wenn er das Auge gefunden und sich gewünscht hatte, wieder ein normaler Mensch zu werden? Er konnte nicht einfach in sein gewohntes Leben zurückkehren, oder? Er hatte am eigenen Leib und sehr schmerzhaft erfahren, dass es falsch war, Vampire zu jagen.
Er war einer der wenigen Auserwählten, die die Chance bekommen hatten beide Seiten kennenzulernen.
Zehn Jahre lang hatte er als Jäger gearbeitet. Mit zwanzig hatte er seinen ersten Vampir erlegt, direkt nach seiner Ausbildung.
Er schüttelte sich unwillkürlich, als er daran dachte. Sein Vater hatte ihm seit seiner Kindheit eingeredet, dass alle Vampire böse wären und anders als Menschen. Es wären Killer, die mit allen Mitteln vernichtet werden müssten, ganz gleich wie menschlich oder unschuldig sie auch wirkten. Quinn hatte nicht begriffen, dass sein Vater ein Fanatiker war, dem es Vergnügen machte, alles von der Erdoberfläche zu eliminieren, das nicht so war wie er. Er hatte die Ängste der Menschen ausgenutzt, um den Hass auf die Vampire anzuheizen. Und er hatte Quinn eingeredet, ein Vampir hätte seine Mutter getötet, als er gerade sechs Jahre alt gewesen war. Doch das stimmte nicht. Seine Mutter hatte sich in einen Vampir verliebt und war selbst zum Vampir geworden. Als sein Vater davon erfahren hatte, hatte er sie beide umgebracht, ohne mit der Wimper zu zucken.
Von diesem Tag an war Quinns gesamtes Leben eine Lüge gewesen.
Er hatte viele Vampire getötet. Er hegte nicht den geringsten Zweifel, dass einige von ihnen wirklich böse gewesen waren. Wenn Vampire Durst bekamen, verloren sie den Verstand und wurden zu dunkeläugigen Monstern, denen es egal war, wen sie verletzten, um an ihre nächste Mahlzeit zu kommen. Es gab genauso böse Vampire, wie es böse Menschen gab. Serienmörder gab es überall. Die meisten
Vampire jedoch waren nicht böse. Sie waren schlichtweg nur anders.
Er hatte sie ohne Unterschied zur Strecke gebracht, hatte ihr Bitten und Betteln nur für einen Trick gehalten und geglaubt, dass sie ihm den Hals zerfetzen würden, sobald er ihnen den Rücken zukehrte.
Er tastete nach seinem Hals. Die Bissspuren von dem Angriff, der ihn vor zwei Monaten zum Vampir gemacht hatte, waren längst verschwunden. Dieser Vampir hatte Quinn umbringen wollen, weil er glaubte, Quinn habe seine Frau abgeschlachtet.
In diesem Fall war seine Rachsucht nicht unbegründet gewesen.
Doch Quinn war bei dem Überfall nicht ums Leben gekommen, sondern zu einer der Kreaturen geworden, auf die er mehr als ein Jahrzehnt Jagd gemacht hatte.
»Einen Penny für deine Gedanken«, sagte Barkley.
Quinn schüttelte sich und atmete durch. »Lohnt nicht. Ich träume nur vor mich hin.«
»Du bist wirklich nicht gerade sehr mitteilsam, was deine Gefühle angeht.«
»Oh, tut mir leid. Mir war nicht klar, dass wir hier ein intimes Männergespräch führen.«
Barkley zuckte die Schultern und langte dann über den Tisch nach den Autoschlüsseln. »Ich habe das schon eine ganze Weile nicht mehr versucht...«
»Was versucht?«
Er schloss die Augen, und Quinn beobachtete ihn befremdet, ebenso wie die Kellnerin, die kam und ihre Bestellung brachte.
»Ich versuche, etwas vorherzusehen. Ich kann es nicht bei dir persönlich, aber vielleicht gelingt es mir mit einem Gegenstand, den du berührt hast.«
Quinn verdrehte die Augen und rührte in seinem Kaffee. »Hoffentlich platzt dir bei dem Versuch keine Ader.«
Barkley riss plötzlich die Augen auf. »Jetzt weiß ich, warum du eigentlich hier bist.«
Quinn erstarrte.
»Du wolltest schon immer den Grand Canyon sehen.« Dann lachte er und schob die Schlüssel zurück über den Tisch. »Nein, ich empfange keine Vision, aber es war zumindest einen Versuch wert.«
Quinn verzog seine Lippen zu einem gezwungenen Lächeln. »Hör mal, widme du dich deinem Festmahl, während ich uns eine Wegbeschreibung besorge.«
»Alles klar.«
Quinn erhob sich und trat an den langen Tresen. Eine andere, jüngere Kellnerin mit braunen Haaren und einem strahlenden Lächeln kam auf ihn zu.
»Hi«, sagte sie.
»Hi.« Er lächelte zurück. Sei charmant! Wie ging das noch
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