Ein Happy End mit Biss - Rowen, M: Happy End mit Biss - Lady & the Vamp (Immortality Bites 03)
überspielen. »Wir können an einem Krankenhaus vorbeifahren, wenn du willst.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Kein Krankenhaus. Ich bin okay.«
»Ich kann dich zum Auto tragen, wenn du willst.«
»Nicht nötig.« Sie fasste sich an ihren Hinterkopf und verzog vor Schmerz das Gesicht. »Tja, das gibt eine satte Narbe. Aua.«
Als sie die Hand wegnahm, war sie blutig. Sie warf einen Blick darauf und grinste Quinn dann amüsiert an. »Na, noch hungrig?«
»Ich warte schon mal im Auto.«
Er verließ fluchtartig das Haus, bevor sie sehen konnte, wie seine Reißzähne wuchsen. Mann, tat das weh!
8
D ie Wahrscheinlichkeit, dass sie Quinn abschütteln konnte, bevor sie das Auge gefunden hatte, ging gegen null. Sie hatte ihn auf die Probe gestellt. Offenbar konnte er die bittere Medizin mit einem Stückchen Zucker besser schlucken. Was bedeutete, wenn sie etwas von ihm wollte, musste sie nett sein oder sich zumindest nicht wie ein völliges Miststück verhalten. Der Chef hatte angekündigt, dass er am nächsten Tag in Vegas eintreffen würde. Zeit war kostbar. Sie sah den Sand förmlich durch die Uhr rinnen. Jetzt konnte sie sich keinen Fehler mehr leisten.
Quinn war auf der ganzen Fahrt nach Phoenix wortkarg gewesen. In diesen zwei Stunden hatte sie einige Male versucht, Konversation zu betreiben, um ihre Zucker-Medizin-These zu überprüfen. Er hatte ihr, wenn überhaupt, nur einsilbig geantwortet, was nicht gerade sonderlichen Spaß machte.
»Sind wir gleich da?«, hatte sie gefragt.
»Ja.«
»Was hat Barkley dir über Vegas erzählt?«
»Nichts.«
»Hat er noch die Gestalt eines Werwolfs?«
»Nein.«
Und so weiter.
Deshalb überprüfte sie lieber auf ihrem Handy, wie viele SMS-Nachrichten sie bekommen hatte. Keine. Ihre Mailbox war ebenfalls leer. Merkwürdig, das entsprach exakt
der Zahl ihrer Freunde. Sie blieb halt selten lang genug an einem Ort, um Bekanntschaften zu schließen.
Danach blickte sie gelangweilt aus dem Fenster, während die Nachmittagssonne über Arizona der Dämmerung wich und sich ihr gestohlener Pick-up dem nächsten Ziel näherte.
Sie drehte ihren schmerzenden Kopf zu Quinn, lehnte ihn gegen die Kopfstütze des Sitzes und tat, als wäre sie eingeschlafen. Ab und zu öffnete sie ihre Augen gerade so weit, dass sie unter ihren dunklen Wimpern hindurchspähen konnte.
Es war ihr so herausgerutscht, als sie ihn gutaussehend genannt hatte. Aber sie hatte es geschickt überspielt. Und glücklicherweise hatte er nur darüber gelacht. Er war so zart gewesen, als sie fast das Bewusstsein verloren und er sie auf den Boden gelegt hatte. Und seine Hand auf ihrer Stirn hatte sich so tröstend angefühlt. In diesem Augenblick hatte sie ihn nur packen, zu sich herunterziehen und ihn küssen wollen.
Nur ihre rasenden Kopfschmerzen hatten das zum Glück für alle Beteiligten verhindert.
Trotzdem war es peinlich gewesen.
Vielleicht lag es daran, dass er so ganz anders war als sie. Womöglich stand sie deshalb so auf ihn. Immer noch. Nach all den Jahren. Janie fand es schrecklich, dass sie ihn so begehrte, und war deshalb fast wütend auf sich. Dennoch konnte sie nicht leugnen, dass sie sich hoffnungslos zu ihm hingezogen fühlte.
Sie musste diesen Job so schnell wie möglich zu Ende bringen.
Nicht einmal, dass er ein Vampir war, störte sie so sehr, wie sie es erwartet hatte. Ihr waren schon etliche Vampire über den Weg gelaufen. Von den düsteren und gefährlichen Typen bis hin zu den niedlichen, anständigen. Hinreißende europäische Vampire mit langen dunklen Haaren und pechschwarzen Augen und Blonde mit Sommersprossen und übelriechendem Atem.
Sie wurden zwar in den Medien regelmäßig romantisch verklärt, ob im Fernsehen, in Filmen oder in Büchern, doch Janie hatte sich noch nie so hilflos von einem angezogen gefühlt. Schließlich lag diese ganze Geschichte mit dem Bluttrinken ein bisschen jenseits ihrer Toleranzschwelle, insbesondere bei der Erinnerung an ihre letzte Begegnung der Vampir-Art, mit Nicolai. Sein Biss hatte höllisch wehgetan, und nichts daran war romantisch oder erotisch gewesen. Er hatte schlicht und einfach versucht, sie umzubringen, auf eine bösartige, animalische Art.
Quinn hatte behauptet, er hätte noch nie jemanden gebissen. Glaubte sie ihm das?
Sie betrachtete sein markantes, ziemlich mitgenommen wirkendes Gesicht. Etwas Sonnenbräune könnte nicht schaden. Und vielleicht sollte er ein bisschen an Gewicht zulegen. Er hungerte, weil er verabscheute,
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