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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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Altenglische, die Pubs, die Menschen.“
    Jan sah Tom vor sich, in
schwarzem Frack, Zylinder auf dem Kopf und einen Gehstock in der Hand. Auch ein
karierter Anzug mit Ellbogenschoner würde ihm stehen. Er schilderte Tom seine
Fantasien und dieser lachte lauthals. Auf Jan wirkte es unnatürlich, ohne echte
Freude, und er sah ihn skeptisch an. Tom hielt seinem Blick nicht stand, wich
diesem aus.
    „Und du, wie bist du
aufgewachsen?“
    „Behütet! Aber du lenkst ab. Heute
geht es um dich. Über mich können wir morgen reden. Ich will alles über dich
erfahren. Also, wie war dein Internatsleben? Hast du die vielen süßen Jungs
verführt?“
    Trotz Jans flapsiger Worte veränderte
sich Toms Mimik. Seine Gesichtszüge wurden hart, undurchdringlich. Selbst das
schelmische Funkeln in den Augen verschwand. Er stand so abrupt auf, dass Jan
zusammenzuckte. Mit harten Schritten ging Tom um den Tisch und blieb vor dem
Fenster stehen. Dessen Körperhaltung wirkte angespannt. Eine ganze Weile
starrte Jan ihn entgeistert an. Er konnte sich beim besten Willen nicht
erklären, was er Falsches gesagt hatte. Plötzlich holte Tom tief Luft. Ein
seltsamer Laut entkam ihm dabei. Er hatte etwas so Gequältes, dass Jan
aufstand, zu ihm ging, die Arme von hinten um Toms Oberkörper legte und sich an
ihn schmiegte. Es gab nichts zu sagen. Jan wollte ihm verdeutlichen, dass er da
war, er ihm alles erzählen könnte, was es auch immer sei. Es dauerte ein paar
Minuten, bevor Tom zu sprechen begann.
    „Vater litt genauso unter dem
Verlust, doch er hatte die Firma. Er nahm sich kaum Zeit, überließ mich Karl,
der mit seinen knapp zwanzig Jahren genauso überfordert war.“
    „Wer ist Karl?“, fragte Jan.
    „Unser Butler. Vater hatte ihn
nach Mutters Tod eingestellt. Er dachte wohl, Karl würde die Verantwortung
zuhause für ihn übernehmen. Das hat nicht geklappt. Ich verlor zunehmend den
Boden unter den Füßen. Dann kam ich nach Oxford, in ein Jungeninternat.“ Tom
sprach das Wort mit Verachtung aus. „Ich habe sie gehasst. Alle! Die Lehrer,
die Erzieher, meine Mitschüler, meine Eltern. Vor allem Mum, weil sich mich
allein zurückgelassen hatte. Die Drogen gaben mir Vergessen, und an die kam ich
nicht mehr heran. Es hätte wundervolle, internationale Colleges gegeben, aber
nein, er musste mich in diese Drillakademie stecken. Erziehung wie vor
zweihundert Jahren. Es war ein Gefängnis!
    Ein halbes Jahr haben sie
gebraucht, um durch den Trotz und die Wut zu mir durchzudringen. Aus reiner
körperlicher Erschöpfung gab ich meinen Widerstand auf und fügte mich dem Kodex
der Akademie. Ich wollte nicht an diesem Ort sein, doch ich konnte nirgends
sonst hin. Es war grauenvoll!
    Erst als ich auf die Uni
wechselte, begann ich mein Leben zu genießen. Ich besann mich darauf, was ich
vom Leben erwartete. Vielleicht suchte ich lediglich einen Weg, meinem Vater zu
beweisen, dass ich es wert war, sein Sohn zu sein – keine Ahnung. Ich
absolvierte das Studium mit Auszeichnung und kehrte nach Deutschland zurück.
Vater war ein Fremder für mich geworden. Wir hatten uns in den vergangenen zehn
Jahren vielleicht fünf Mal gesehen. Er war mein Chef, kein Verwandter. Außer
der Tatsache, dass ich in der Familienvilla lebe, haben wir keine
Gemeinsamkeiten. Es ist schwer, ihm zu beweisen, dass ich meinen Job verstehe
und gut darin bin. Genau wie bei ihm, ist die Firma zu meinem Leben geworden.
    Und was die süßen Jungs angeht:
Ich war auf der Uni ein Frauenheld. Keine war vor mir sicher, ich hab alles mitgenommen,
was nicht schnell genug weggelaufen ist. Mein Herz habe ich nicht investiert.
Das hatte ich irgendwo verloren.
    Erst mit Mitte zwanzig bemerkte
ich, dass Männer interessanter sind. Ich war gerade nach Deutschland
zurückgekehrt. Er war Modell für eine Werbekampagne. Wir hatten eine kurze,
heftige Affäre. Von da an wurde alles noch komplizierter. Nach außen musste ich
den smarten Geschäftsmann, den Sohn vom Chef und begehrten Junggesellen
spielen, innerlich wurde ich immer kälter. Die Clubs auf der ganzen Welt waren
mein Revier, Deutschland nicht. Niemals hier. Zu gefährlich! Ich spielte meine
Rolle gut, niemand schöpfte Verdacht. Die Frauen lagen mir zu Füßen, doch es
bedeutete mir nichts. Es gab rein gar nichts, das bis in meine Seele vordringen
konnte. Dort herrschten eisige Kälte, Berechnung und Machthunger.“
    Während er erzählte, rieb sich
Tom immer wieder über die Schläfen, als hätte er Kopfschmerzen. Jan schmiegte
sich

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