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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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kleinster
Spleen. Insgeheim bedauerte er Tom. Sollten sie wirklich ein Paar werden und
eines Tages zusammenwohnen ... Jan rief sich zur Raison. So weit sollte er
wirklich noch nicht denken.
    Er hob den Kopf und sah direkt in
Toms Augen, die ihn die ganze Zeit beobachteten.
    „Was denkst du gerade?“, wollte
er wissen.
    „Dass es schön ist, bei dir zu
sein und sich verwöhnen zu lassen.“
    Sie grinsten sich an, hätten sich
bestimmt in einer wilden Knutscherei wiedergefunden, doch das Pastawasser schäumte
über. Jan sprang unter Flüchen zum Herd.
    Tom lachte. „Kann ich dir
irgendwas helfen?“
    „Nicht nötig.“ Der Schinken
brutzelte bereits. Jan goss die Nudeln ab, gab sie in die Pfanne und die
Sahne-Ei-Masse darüber. Jetzt musste es schnell gehen. Er wollte, dass die
Sauce perfekt wurde. Ihn persönlich störte es nicht, wenn sie etwas stockte,
doch sein Tom war ein verwöhnter Snob. Jan schmunzelte vor sich hin, während er
die Nudeln auf zwei Pastateller verteilte. Frischen Parmesan darüber – fertig!
Er stellte die Teller auf den Tisch, setzte sich und beäugte Tom kritisch.
„Lass es dir schmecken!“
    Tom drehte sich eine Portion
Nudeln auf die Gabel. Jan starrte auf dessen schlanke Finger. Das Essen war plötzlich
unwichtig. Wie konnte es sein, dass eine kleine Handbewegung so sexy aussah?
Und Toms Lippen ... Da war ein Tropfen Sahne an dessen Mundwinkel. Jan
wünschte sich, diesen Tropfen abzulecken, die Lippen zu spüren, in seinen
Mund ...
    Toms Worte rissen ihn aus seiner
Fantasie. „Lecker! Ich sollte öfter bei dir essen.“
    „Das freut mich.“ Jan lächelte
erleichtert und begann selbst zu essen. Sein Bauch jubelte beim ersten Bissen
grummelnd auf. Herrlich! Liebe ging halt doch durch den Magen. Mit Tom ihm gegenüber
schmeckten die Nudeln nochmal so gut.
    „Erzähl mir was von dir“, bat
Jan, nachdem sie gegessen und er noch zwei Kaffees zubereitet hatte.
    „Da gibt es nicht viel zu
erzählen. Die Firma ist mein Leben. Den ganzen Glamour und das viele Geld
bezahlt man mit einer Achtzig-Stunden-Woche, wenig Privatleben und der
permanenten Aufmerksamkeit der Paparazzi.“ Jan spürte, wie Tom auf Abstand
ging. „Das ist nicht so rosig, wie es sich die Leute vorstellen. Man kann
keinen Schritt tun, ohne dass man Gefahr läuft, von jemandem beobachtet zu
werden.“
    Jan hatte eine Vermutung, weshalb
Toms Stimme so eisig klang. Schließlich barg er ein Geheimnis. Sollte wirklich
niemand in seinem Umfeld wissen, dass er schwul war, führte er ein zweites
Leben im Verborgenen, und das musste auf Dauer verdammt anstrengend sein.
Momentan wollte er nicht darüber sprechen. Sie hatten sich gerade erst
wiedergefunden und nach seiner morgigen Schicht würden sie drei Nächte und zwei
Tage miteinander verbringen. Die wollte sich Jan nicht mit düsteren
Zukunftsaussichten verderben. Er griff über den Tisch und nahm Toms Hand.
    „Nachdem ich wusste, wer du bist,
habe ich ein bisschen im Internet gestalkt. Wie soll ich dich eigentlich
nennen, Tom oder Thomas?“
    „Tom ist völlig in Ordnung.“
    Tom ist der Name für sein
schwules Leben ,
schoss es Jan durch den Kopf. Der Gedanke war bösartig und er verbannte ihn in
den hintersten Winkel.
    „Ich habe auch gelesen, dass
deine Mutter gestorben ist, als du noch sehr jung warst. Das tut mir leid.“
    Tom zuckte mit den Schultern.
„Das ist lange her. Ich war dreizehn. Zugegeben, damals hat es mich aus der
Bahn geworfen, aber es hat mich auch zu dem gemacht, der ich heute bin.“
    „Und wer bist du?“, fragte Jan
mit einem sanften Lächeln.
    „Einer der erfolgreichsten
Unternehmer Deutschlands.“
    „Mehr nicht?“
    „Das ist doch was! Bedenke, dass
ich mit vierzehn Drogen nahm und meine Leistungen kaum für die Hauptschule
taugten.“
    „Du warst ein Raudi?“, lachte
Jan.
    „Schlimmer! Mein Vater wusste
sich nicht mehr zu helfen. Er traf die einzig richtige Entscheidung und
schickte mich auf ein Internat.“ Tom grinste, doch es wirkte aufgesetzt. „Du
hast mich für einen englischen Adligen gehalten? Das ist gar nicht so abwegig.
Ich habe zehn Jahre meines Lebens in Oxford verbracht, erst das Internat und
dann das Studium.“
    „Dein Vater hat dich nach England
abgeschoben?“, brach es aus Jan heraus. Für ihn war es unvorstellbar, so lange
von seiner Familie getrennt zu sein.
    „Nicht abgeschoben. Er zeigte mir
einen Weg, gab mir die bestmögliche Ausbildung. Ich fahre noch heute gern nach
London. Mir gefällt das

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