Ein Hauch von Kirschblüten
Handtücher und eine
Zahnbürste rausgelegt. Fühl dich wie zuhause. Ich freu mich auf heute Abend.“
Er trank den Kaffee aus, raubte sich noch ein paar Küsse von seinem Liebsten
und radelte beschwingt zur Arbeit.
Der Tag verging wie im Flug. Jan
schwebte auf Wolke sieben. Das konnte er weder vor den Kollegen noch vor dem
Schwesternpersonal oder den Pflegern verbergen. Mehr als einmal spürte er ein
Grinsen in seinem Rücken. Gespräche wurden abrupt beendet, sobald er den Raum
betrat. Es war ihm egal. Nichts trübte seine gute Laune.
Den Heimweg schaffte er in
zweiundzwanzig Minuten. Er duschte ausgiebig und bestellte kurz vor sieben Uhr
bei einem spanischen Restaurant eine Auswahl an Tapas und Rotwein.
Dann begann das Warten.
Tom hatte ihm einen Zettel auf
dem Küchentresen hinterlassen, dass er gegen neunzehn Uhr zurück sein würde. Um
sich die Zeit zu vertreiben, ging Jan ins Wohnzimmer und widmete sich seinen
Orchideen. Seit Samstagmittag hatte er den Raum nicht mehr betreten. Durch die
hereinscheinende Sonne war es stickig und er öffnete die Tür zur Terrasse, um
frische Luft hereinzulassen. Der Anrufbeantworter blinkte und er war
überrascht, fünf Nachrichten vorzufinden. Eine war von seiner Mutter, die sich
nach seinem Befinden erkundigte und nachfragte, wann er mal wieder zu Besuch
käme.
Bei der nächsten Nachricht musste
er schmunzeln. Sie war von Katja. „Hallo mein Hase! Ich weiß, wie du ihn
treffen kannst. Am Sonntag wird in Berlin ein Schönheitssalon eröffnet. Im
Internet steht, dass er ihn einweihen wird. Das ist doch die Gelegenheit. Ich
komme gerne mit. Ruf mich an!“ Die Nachricht war von Samstagabend. Drei weitere
hatte sie am Sonntag aufgesprochen. Die letzte klang sehr ungehalten. Jan
grinste.
„Da will ich dir helfen, und du
lässt mich im Regen stehen. Wo steckst du? Sag nicht, dass du ohne mich
gefahren bist?“
Jan sah auf die Uhr. Es war kurz
nach sieben. Rief er jetzt bei Katja an, würde er stundenlang mit ihr
telefonieren oder schlimmer noch, sie würde vorbei kommen wollen. Er schickte
ihr eine SMS und hoffte auf ihr Verständnis, dass er die nächsten Tage keine
Zeit für sie haben würde.
Es klingelte an der Tür. Sein
Herz raste in Vorfreude, doch es war der Lieferservice des Restaurants. Er
bezahlte den Fahrer, stellte das Essen warm und dekantierte den Wein.
Langsam wurde er unruhig. Tom hatte
bereits eine dreiviertel Stunde Verspätung. Warum hatten sie nicht wenigstens
ihre Handynummern ausgetauscht? Wieder einmal konnte er ihn nicht erreichen.
Das musste aufhören.
Jan war kein Kontrollfreak. Er
musste nicht ständig wissen, wo sich Tom aufhielt, aber sollte bei einer
Verabredung etwas dazwischenkommen, musste es doch möglich sein, informiert zu
werden? Immerhin arbeitete er in einer Unfallklinik. Jeden Tag passierten
schlimme Dinge. Ein solches Ereignis hatte sie immerhin wieder zusammengeführt.
Jan malte sich in den schlimmsten Farben aus, was Tom alles zugestoßen sein
könnte.
Als es wieder klingelte, war er
ein Nervenbündel. Der Gedanke, Tom könnte erneut einen Unfall gehabt haben,
zerfleischte ihn regelrecht. Dementsprechend stürmisch fiel seine Begrüßung
aus. Jan riss die Tür auf, sah Tom davor stehen und riss ihn in die Arme. Er
bedeckte dessen Gesicht mit Küssen. Tom starrte ihn überrascht an, drängte ihn
durch die Tür an die Wand und hielt ihn auf Abstand.
„Was ist denn in dich gefahren?“
„Du bist zu spät. Ich habe mir
Sorgen gemacht.“
„Das gewöhn dir am besten gleich
ab. Ich bin im Privatleben nicht der Pünktlichste.“
Jan fühlte sich verletzt. Für ihn
hatte Pünktlichkeit etwas mit Respekt zu tun. Doch er schluckte die bissige
Antwort hinunter. Jetzt war er ja da, und sie hatten die nächsten Tage, um ihre
kleinen Marotten kennenzulernen.
„Dann ruf das nächste Mal
wenigstens an“, konnte er sich nicht verkneifen.
„Das wollte ich tun, hätte ich
deine Nummer gehabt. Im Büro hat es länger gedauert, schließlich habe ich alle
Termine für die nächsten Tage umgelegt, und dann musste ich auch noch
einkaufen.“ Ein leiser Vorwurf lag in Toms Worten, doch er lächelte und stellte
die große Tasche im Flur ab. Jan starrte sie entgeistert an.
„Hast du eine ganze Drogerie leer
gekauft?“
Toms Grinsen wurde breiter und
verruchter. „Lass dich überraschen. Ein paar Klamotten habe ich allerdings auch
noch eingepackt.“
Jan beruhigte sich langsam. Er
freute sich viel zu sehr, dass Tom da war, als dass
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