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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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hob den Kopf, bedankte sich
mit einem Nicken bei seinen Begleitern. Er würde noch einen Sake trinken und
sich dann in einen Club schleichen, um seine Neigungen auszuleben. Beschissene
Welt, beschissenes Leben! Würde es für ihn je Freiheit geben?
    Sein Herz setzte für einen Moment
aus, als er den Blick des jungen Mannes an der Theke auffing. Dann begann es
mit der doppelten, nein dreifachen Geschwindigkeit weiterzuschlagen.
    Wer ist das? Mein Gott, wie er
mich ansieht – diese Sehnsucht.
    Um das Chaos in seinem Herzen zu
überspielen, setzte er ein Lächeln auf und ging zu ihm. Bei jedem Schritt
prägte er sich den Anblick des Mannes ein: dunkelblondes kurzes Haar, schwarze
Jeans, schwarzes Shirt, sehr schlank. Und diese Augen ... Sie waren braun,
strahlten Wärme und Sanftmut aus. Der Fremde wirkte etwas unsicher, was ihn für
Tom noch anziehender machte. Ich will dich! Mein Gott, ich will dich so
sehr. Gib mir etwas von der Wärme, die du in dir trägst.
     
    Ein leises Seufzen riss Tom aus
seinen Gedanken. Jan regte sich in seinen Armen. Drückte er ihn zu fest an
sich? Tat er ihm womöglich weh?
    Nein! Jan kuschelte sich an ihn
und schlief weiter.
    Tom erinnerte sich daran, wie er
ihn genommen hatte, ohne Vorbereitung, ohne Gel, hart und brutal. Noch heute
könnte er sich dafür ohrfeigen. Für einen Moment hatte er die Beherrschung
verloren, seiner Gier nachgegeben. Unverzeihlich! Jan war so sanft, gab sich
immer hin. Ich will dich spüren , drang der Gedanke nicht zum ersten Mal
in sein Bewusstsein.
    Jan in seinem Leben zu haben,
hatte ihn verändert, aber dieser eine Nachmittag ... Jan hatte ihm das
größte Geschenk von allen gemacht – er hatte ihm gestattet, ihn zu lieben, ihm
alles zu geben, was er zu geben hatte. Diese Stunden würde er nie vergessen, in
denen er ihn gestreichelt, geküsst, geschmeckt hatte. Jan hatte ihm absolute Hingabe
geschenkt, hundertprozentiges Vertrauen.
    Tom öffnete die Augen. Es war
noch dämmrig, wenig Licht fiel ins Zimmer, doch es reichte, um Jan zu
betrachten. Sein schmales Gesicht wirkte entspannt. Die langen Wimpern
berührten fast dessen Wangen. Tom musste schmunzeln, als er daran dachte, wie
weit aufgerissen Jans Augen ihn gestern Abend angestarrt hatten. Ich liebe
dich so sehr. Zweifle niemals daran, dass ich alles für dich tun würde.
    Bis auf: dich zu outen .
    Mist! Musste sein Verstand jetzt
damit anfangen? War es nicht schon schwer genug, sich Zeit zu stehlen, die er
mit ihm verbringen konnte? Die ewige Kontrolle, die Erwartungen und Tyrannei
seines Vaters kosteten ihn eine Menge Kraft. Er konnte nicht an allen Fronten
gleichzeitig kämpfen.
    Vor fünf Tagen war er kurz davor
gewesen, dem Mistkerl ins Gesicht zu schreien, dass er sich seine
heiratswilligen Weiber sonst wo hinstecken konnte. Seit diesem unsäglichen
Interview war ihr Verhältnis noch angespannter, da Tom ihm natürlich nicht
sagte, wer die Frau an seiner Seite war. Wie konnte er auch – es war keine
Frau. Ich liebe einen Mann , hatte es wieder und wieder in seinem Kopf
geschrien, so laut, dass er die Worte seines Vaters kaum verstanden hatte.
    Es war eine Erlösung gewesen,
nach London zu fliegen. Und feige!
    Warum hing er an diesem alten
verbitterten Mann, der nicht mehr als Verachtung und Demütigung für ihn hatte?
Warum lag ihm etwas an dieser beschissenen Firma, die ihm Stück für Stück das
Leben aussaugte? Er fand keine Antwort.
    War er wirklich so kaltblütig,
dass er seine Liebe aufs Spiel setzte, für Macht und Anerkennung, für Geld, das
ihn nicht glücklich machte?
    Jan litt, das wusste er, und
nicht erst seit ihrem Gespräch vor drei Wochen. Er litt unter seinen Launen,
die mit jedem Streit, jeder Erniedrigung schlimmer wurden, unter der wenigen
Zeit, die sie gemeinsam verbrachten und unter dem Verstecken. Jan war ein
euphorischer, geselliger Mensch. Er brauchte Leben um sich, Spaß. Vor allem, da
er ständig mit dem Tod und menschlichem Leiden konfrontiert wurde. Auch das
zehrte Jan aus, nicht bloß die Probleme in ihrer Beziehung.
    Es war fünf Wochen her, da hatte
er ihn weinend vorgefunden, in Zweifel aufgelöst. Ein kleiner Junge war während
einer Operation gestorben.
    Und er? Er war wieder einmal vier
Stunden später erschienen, als sie ausgemacht hatten, weil sein Vater ein
Meeting einberufen hatte, um Statistiken zu besprechen und sich über den
zeitlichen Aufwand der Kampagnen zu beschweren. Er hätte bei Jan sein sollen,
ihn im Arm halten und Trost spenden.
    Du bist

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