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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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lagen sie aufeinander. Jan
streichelte Toms Rücken, sog den Duft von Schweiß und Sex in die Nase. Ein
himmlischer Morgen. Warum konnte es nicht immer so sein?
    Tom legte sich neben ihn und
stützte den Kopf auf der rechten Hand ab. Mit den Fingern der Linken fuhr er
die Konturen seines Gesichtes nach. Das tat er oft nach dem Sex. Die blauen
Augen sahen dann sanft auf ihn herab, die Lippen waren zu einem Lächeln
verzogen. Er umrundete Jans Augen, strich über die Nase, um den Mund, etwas am
Hals entlang und begann von vorn. Jan liebte dieses zärtliche Beisammensein
nach dem Rausch. Es zeigte ihm, dass sie mehr als purer Sex verband.
    „Erzähl mir was. Ich möchte deine
Stimme hören.“
    Jan lachte: „Was soll ich dir
denn erzählen?“
    „Weiß nicht. Irgendwas. Etwas,
was dich tief bewegt hat.“
    Jan schloss die Augen, genoss
Toms Liebkosungen und begann zu sprechen:
    „Es war einmal ein junger Mann.
Er war zweiundzwanzig und entdeckte gerade, dass er Männer liebte. Es verwirrte
und ängstigte ihn. Sein Leben schien aus den Fugen zu geraten. Da hatte er
einen Traum: Er stand in einem japanischen Garten. Die Luft war warm, ein
leichter Wind trieb zarte rosa Blütenblätter über die verschlungenen Wege. Ruhe
umhüllte ihn, gab ihm Frieden. Plötzlich spürte er, dass er nicht mehr allein
in diesem Garten war. Nicht weit von ihm, unter einem Kirschbaum, stand ein
Mann. Er war groß und schlank – dessen Gesicht konnte er allerdings nicht
erkennen. Der junge Mann wusste nicht, woher er die Gewissheit nahm, doch er
erkannte – dieser Mann gehörte zu ihm.
    Jahre später machte eben jener
junge Mann eine Reise nach Japan. Der immer wiederkehrende Traum ließ ihn nicht
los, erzeugte eine Sehnsucht, die er nicht länger ignorieren konnte.
    Er besuchte viele Gärten. In
keinem fand er seine große Liebe. Das machte ihn traurig. Bald würde er wieder
nachhause müssen. An seinem letzten Tag in diesem wundervollen Land begegnete
ihm ein Mann. Er erkannte ihn sofort. Nicht mit den Augen, sondern mit dem
Herzen. Als er ihn sah, wusste er – dieser ist der Eine für mich.“
    Jan öffnete die Augen. Tom sah
ernst auf ihn herab. „Erinnerst du dich an das Konfetti, als wir aus der Bar
kamen?“
    Tom nickte. Dessen Hand lag auf Jans
Kehle und schien leicht zu zittern. „Als dir schwindlig geworden ist.“
    „Die Flocken waren überall um
dich herum. Ich dachte im ersten Moment, es wären Kirschblüten. Das hat mich im
wahrsten Sinn des Wortes umgehauen. Du bist der Mann meiner Träume, Tom.“
    Tom schluckte. Dessen Adamsapfel
bewegte sich deutlich sichtbar unter der Haut. Woher kam nur diese Traurigkeit
in den wunderschönen Augen? Jan hätte ihm so gern geholfen, doch Tom sprach
nicht darüber. Es hatte keinen Sinn, jetzt danach zu fragen und den Augenblick
zu zerstören, denn er wusste, Tom würde aufstehen und flüchten.

Alte Freundschaft
     
    Eine Stunde später saßen sie
frisch geduscht und mit Shirt und Pants begleitet in der Küche. Jans Mutter
hatte ihnen den Tisch gedeckt. Sie mussten sich lediglich um die Eier und den
Aufschnitt kümmern.
    „Hat deine Mum zufällig noch ein
Glas von der Johannisbeermarmelade?“
    Jan feixte. Tom liebte die
Konfitüren seiner Mutter. Sein Vorrat daheim war fast aufgebraucht. Er stellte
das Glas auf den Tisch und beugte sich zu ihm.
    „Ich hätte mir nicht träumen
lassen, dass du eine derartige Naschkatze bist.“ Toms Lippen waren süßer als
Marmelade, befand Jan, als er sich einen Kuss raubte.
    „Ich bin verwöhnt und verlange
das Beste.“
    Sie lachten und widmeten sich dem
Frühstück.
    „Wann triffst du dich mit meinem
Vater?“
    Tom sah auf die Uhr und würgte
das Brötchen hinunter. „Mist! Eigentlich wollte ich in einer halben Stunde da
sein.“
    „Kein Problem. Haffkrug ist nicht
so groß. Zu Fuß bist du in zehn Minuten da. Ich räume auf und besuche dann
einen Schulfreund. Was meinst du, wie lange du brauchst?“
    „Wie jetzt – du kommst nicht
mit?“
    „Das ist deine Arbeit. Ich
dachte ... Ich meine – das Hotel ist ausgebucht. Da werden viele Menschen
sein.“
    Tom wurde ernst und nickte. „Verstehe!
Weißt du, gestern mit deinen Eltern und Katja und Sören, das war ein
wundervoller Abend. Ich habe es genossen, frei zu sein. Ich ...“
    Jan nahm Toms Hand in seine und
drückte sie. „Der Tag wird kommen, an dem dir deine Freiheit wichtiger ist, als
die Meinung anderer über dich. Ich weiß, wie schwer dieser Schritt ist. Du
wirst Freunde

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