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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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weitere Musketensalve in Richtung der Trommeln.

    Dann erhob sich rechts von mir ein gespenstisches Heulen in der Dunkelheit. Es war nicht das erste Mal, dass ich hörte, wie sich Schotten schreiend in die Schlacht stürzten, doch bei diesem kreischenden Highlandschrei stellten sich sämtliche Haare an meinem Körper auf, vom Steißbein bis zum Nacken.
    Jamie. Trotz meiner Angst setzte ich mich kerzengerade hin und lugte gerade rechtzeitig hinter meinem schützenden Baum hervor, um Dämonen aus dem Wald rasen zu sehen.
    Ich kannte sie – wusste genau, dass ich sie kannte -, doch ich fuhr zurück, als ich sie sah, rußgeschwärzt, kreischenden Höllenwahn auf den Lippen, roten Feuerschein auf den Klingen ihrer Messer und Äxte.
    Mit dem ersten Schrei hatte das Trommeln abrupt aufgehört, und jetzt brach zu meiner Linken weiteres Geheul aus, als die Trommler in den Kampf rasten. Ich presste mich mit dem Rücken an den Baum, das Herz atemberaubend groß in meiner Kehle, versteinert vor Angst, dass die Klingen auf jede zufällige Bewegung im Schatten losgehen könnten.
    Jemand kam krachend durch die Dunkelheit auf mich zugestolpert – Donner? Ich krächzte seinen Namen, um ihn auf mich aufmerksam zu machen, und die schmale Gestalt wandte sich in meine Richtung, zögerte, entdeckte mich dann und stürzte sich auf mich.
    Es war nicht Donner, sondern Hodgepile. Er packte mich am Arm, zerrte mich hoch und zerschnitt gleichzeitig das Seil, das mich an den Baum band. Er keuchte heftig vor Anstrengung – oder Angst.
    Ich begriff sofort, was er vorhatte; er wusste, dass er kaum eine Chance hatte zu entkommen – mich als Geisel zu haben, war seine einzige Hoffnung. Aber zum Teufel , wenn ich seine Geisel sein würde. Nicht noch einmal.
    Ich trat mit aller Kraft nach ihm und traf ihn seitlich am Knie. Es warf ihn nicht um, lenkte ihn aber eine Sekunde lang ab. Ich ging mit gesenktem Kopf auf ihn los, traf ihn mitten vor die Brust, und er ging zu Boden.
    Der Aufprall war schmerzhaft; ich stolperte, und meine Augen tränten. Er stand auf und stürzte sich wieder auf mich. Ich trat nach ihm, traf daneben und fiel mit voller Wucht auf den Rücken.
    » Kommt schon, verdammt!«, zischte er und zerrte mit aller Kraft an meinen gefesselten Händen. Ich duckte mich, ließ mich nach hinten fallen und riss ihn mit mir zu Boden. Ich rollte und kroch durch das Laub und versuchte mit aller Macht, meine Beine um ihn zu schlingen, in der Hoffnung, seine Rippen zu packen zu bekommen und dem dreckigen Wurm das Leben auszupressen, doch er befreite sich, rollte sich auf mich und schlug nach meinem Kopf, um meine Gegenwehr zu brechen.
    Er traf mich am Ohr, und ich zuckte zusammen und schloss reflexartig die Augen. Dann war sein Gewicht plötzlich fort, und als ich die Augen öffnete, sah ich Jamie, der Hodgepile mehrere Zentimeter über dem Boden
festhielt. Hodgepile wedelte wie verrückt mit seinen spindeldürren Beinen und versuchte vergeblich, zu entkommen. Ich verspürte ein irrsinniges Verlangen zu lachen.
    Ich muss auch tatsächlich gelacht haben, denn Jamies Kopf fuhr herum, und er sah mich an; ich erkannte kurz das Weiße in seinen Augen, bevor er sich wieder Hodgepile zuwandte. Er stand im Gegenlicht der schwach glühenden Holzkohle; ich sah für eine Sekunde sein Profil, dann spannte er sich ächzend an und senkte den Kopf.
    Er hielt Hodgepile mit einem Arm dicht vor seiner Brust. Ich kniff die Augen zu und öffnete sie wieder; sie waren halb zugeschwollen, und ich begriff nicht ganz, was er da tat. Dann hörte ich ein leises, angestrengtes Grunzen, Hodgepile schrie erstickt auf, und Jamies angewinkelter Ellbogen senkte sich abrupt.
    Hodgepiles dunkler Kopf wurde zurückgebogen – und weiter zurück. Ich sah seine scharfe Marionettennase und sein angehobenes Kinn – unmöglich hoch erhoben, und Jamies Handfläche klemmte fest darunter. Es war ein gedämpftes Pop! zu hören, das ich in meiner Magengrube spürte; Hodgepiles Genick brach, und die Marionette erschlaffte.
    Jamie ließ den Puppenkörper fallen, streckte die Hände nach mir aus und zog mich hoch.
    »Du lebst, du bist nicht verletzt, a nighean donn ?«, fragte er drängend auf Gälisch. Er tastete mich mit fliegenden Händen ab, während er gleichzeitig versuchte, mich aufrecht zu halten – meine Knie schienen sich übergangslos in Wasser verwandelt zu haben – und das Seil zu finden, mit dem meine Hände gefesselt waren.
    Ich weinte und lachte, schniefte Tränen und Blut,

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