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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Kuchen und Kompost, sanken in die sanfte Ruhe der Erde vor der Erneuerung. Tags zuvor hatte ich den Boden in meinem Garten umgegraben, die Wintersamen eingesetzt, auf dass sie schlafend heranschwollen und unterirdisch träumten von ihrer Geburt.
    Jetzt ist die Zeit, in der wir in die Gebärmutter der Welt zurückkehren, träumen von Schnee und Stille. Erwachen, und die Seen unter dem schwindenden Mond sind plötzlich zugefroren, die kalte Sonne brennt tief und blau im Geäst der vereisten Bäume. Abends von unseren kurzen, notwendigsten Arbeiten zurückkehren zu Köstlichkeiten und Geschichten, in die Wärme des Feuerscheins im Dunkeln.
    Am Feuer, in der Dunkelheit, kann man alles sagen, alles hören, in Sicherheit.
    Ich zog mir Wollstrümpfe an, dicke Unterröcke, mein wärmstes Schultertuch und stieg hinunter, um das Küchenfeuer zu schüren. Ich sah den Dampfwölkchen zu, die vom duftenden Kessel aufstiegen, und spürte, wie ich mich nach innen kehrte. Die Welt konnte gehen, und wir würden heilen.

SECHSTER TEIL
    AUF DEM BERG

40
    Im Märzen der Bauer
    März 1774
     
    Es war Frühling, und die langen, trostlosen Monate lösten sich in Schmelzwasser auf, das sich in kleinen Bächen von allen Hügeln ergoss und in winzigen Wasserfällen von Stein zu Stein zu Stein hüpfte.
    Die Luft war vom Lärmen der Vögel erfüllt, eine Kakophonie der Melodien, die an die Stelle der einsamen Rufe der vorbeiziehenden Gänse trat.
    Im Winter halten sich die Vögel für sich, ein einzelner Rabe, der grübelnd in einem kahlen Baum kauert, eine Eule, die sich im Schatten unter einem Scheunendach vor Kälte aufplustert. Oder sie treten in Scharen auf; auf und davon getragen von donnernden Flügeln, wirbeln sie durch die Luft wie eine Hand voll emporgeworfener Pfefferkörner, bahnen sich ihren Weg in V-Formation, voll Trauer und Mut, der Verheißung eines fernen, schwierigen Überlebens entgegen.
    Im Winter ziehen sich die Raubvögel in die Einsamkeit zurück; die Singvögel suchen das Weite, die Farbigkeit der gefiederten Welt auf das Einfachste reduziert, Räuber und Beute, graue Schatten, die am Himmel vorüberziehen. Und nur dann und wann fällt ein leuchtender Tropfen Blut zur Erde zurück, um das Ende eines Lebens anzuzeigen. Zurück bleiben verstreute Federn, die mit dem Wind davonschweben.
    Doch wenn der Frühling erwacht, werden die Vögel betrunken vor Liebe, und ihre Lieder gellen im Gebüsch. Weit, weit in die Nacht hinein, denn die Dunkelheit schwächt ihre Energie zwar ab, bringt sie aber nicht zum Schweigen. Und zu jeder Stunde erheben sich leise melodische Unterhaltungen, unsichtbar und seltsam intim in der Mitte der Nacht, als ob man im Nebenzimmer ein unbekanntes Liebespaar belauscht.
    Ich rückte dichter an Jamie heran, während ich dem klaren, lieblichen Gesang einer Drossel in der großen Rotfichte hinter dem Haus lauschte. Nachts war es immer noch kalt, jedoch ohne den bitteren Frost des Winters, an dessen Stelle die süße Frische tauender Erde und knospender Blätter getreten war, eine Kälte, die das Blut prickeln und warme Körper einander suchen ließ, um miteinander zu verschmelzen.

    Auf der anderen Flurseite erhob sich dröhnendes Schnarchen – noch ein Frühlingsbote. Major MacDonald, der gestern Abend schlammverkrustet und vom Wind zerbissen aufgetaucht war und unwillkommene Nachrichten aus der Außenwelt mitgebracht hatte.
    Jamie regte sich bei diesem Geräusch, stöhnte, furzte leise und lag wieder still. Er war lange aufgeblieben und hatte den Major unterhalten – falls dies das richtige Wort dafür war.
    Ich konnte Lizzie und Mrs. Bug unten in der Küche hören. Sie unterhielten sich und ließen Töpfe klappern und Türen schlagen, um uns zu wecken. Frühstücksdüfte begannen, die Treppe hinaufzusteigen, verlockend, ein bitterer Geruch nach gerösteten Zichorien, der die köstliche Wärme des gebutterten Haferbreis würzte.
    Jamies Atemgeräusche hatten sich verändert, und ich wusste, dass er wach war, obwohl er nach wie vor mit geschlossenen Augen dalag. Ich wusste nicht, ob dies ein Bedürfnis signalisierte, in der körperlichen Annehmlichkeit des Schlafes zu verharren – oder den ausdrücklichen Widerwillen, aufzustehen und sich um Major MacDonald zu kümmern.
    Er zerstreute diesen Zweifel unmissverständlich, indem er sich umdrehte, mich in die Arme schloss und seinen Unterkörper auf eine Weise gegen den meinen bewegte, die es deutlich machte, dass er zwar durchaus körperliche

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