Ein Hauch von Schnee und Asche
Annehmlichkeiten im Sinn hatte, aber nicht mehr an Schlaf dachte.
Allerdings hatte er den Punkt, an dem er verständliche Worte formen konnte, noch nicht erreicht, und rieb stattdessen die Nase an meinem Ohr und stieß kleine fragende Summlaute aus. Nun, der Major schlief noch, und es würde noch etwas dauern, bis der Kaffee – oder was sich hier Kaffee nannte – fertig war. Ich antwortete ebenfalls summend, langte nach der Mandelcreme auf dem Nachttisch und machte mich daran, mich langsam und genüsslich durch die Bettwäsche und Nachtkleidung durchzugraben, um sie aufzutragen.
Kurze Zeit darauf verkündeten Prustlaute und rumpelnde Geräusche auf der anderen Flurseite Major MacDonalds Auferstehung, und herrliche Gerüche nach gebratenem Schinken und Kartoffeln mit Zwiebeln bereicherten die Skala der olfaktorischen Stimuli. Doch der süße Duft der Mandelcreme war stärker.
»Geölter Blitz«, sagte Jamie voll schläfriger Genugtuung. Er befand sich noch im Bett und lag auf der Seite, um mir beim Ankleiden zuzusehen.
»Was?« Ich wandte mich vom Spiegel ab, um ihn anzusehen. »Wer?«
»Ich, denke ich. Oder warst du am Ende nicht vom Donner gerührt?« Er lachte beinahe lautlos, und die Bettwäsche raschelte.
»Oh, du hast dich wieder einmal mit Brianna unterhalten«, sagte ich nachsichtig. Ich drehte mich wieder zum Spiegel um. »Diese Redewendung drückt extreme Schnelligkeit aus, nicht gut geschmierte Brillanz.«
Ich lächelte ihm im Spiegel zu, während ich mir die Knoten aus dem
Haar bürstete. Er hatte es aufgeflochten, während ich die Salbe auftrug, und bei unseren folgenden Körperübungen war es explodiert. Es hatte tatsächlich schwache Ähnlichkeit mit den Nachwirkungen eines elektrischen Schlags.
»Nun, ich kann auch schnell sein«, erläuterte er. Er setzte sich hin und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. »Aber nicht so früh am Morgen. Es gibt schlimmere Arten aufzuwachen, aye?«
»Ja, viel schlimmere.« Auf der anderen Seite erklang heftiges Husten und Spucken, gefolgt von dem unverwechselbaren Geräusch, mit dem ein Mensch, dessen Blase kurz vor dem Überlaufen steht, einen Nachttopf benutzt. »Hat er gesagt, ob er lange bleibt?«
Jamie schüttelte den Kopf. Er erhob sich langsam, räkelte sich wie eine Katze und trat dann im Hemd zu mir, um die Arme um mich zu legen. Ich hatte das Feuer noch nicht geschürt, und es war kühl im Zimmer; sein Körper war angenehm warm.
Er legte das Kinn auf meinen Kopf und betrachtete unsere übereinander gestapelten Spiegelbilder.
»Ich muss fort«, sagte er leise. »Vielleicht schon morgen.«
Ich erstarrte ein wenig, die Bürste in der Hand.
»Wohin? Zu den Indianern?«
Er nickte und sah mir direkt in die Augen.
»MacDonald hat Zeitungen mitgebracht, mit Briefen von Gouverneur Martin an eine ganze Reihe von Adressaten – Tryon in New York, General Gage -, die er um Hilfe bittet. Er verliert die Kontrolle über die Kolonie – sofern er sie je unter Kontrolle hatte – und denkt ernsthaft darüber nach, die Indianer zu bewaffnen. Wobei es diese Information noch nicht bis in die Zeitungen geschafft hat. Und das ist auch gut so.«
Er ließ mich los und griff in die Schublade mit seinen sauberen Hemden und Strümpfen.
»Das ist tatsächlich gut«, sagte ich, während ich mein Haar zu einem Zopf zusammenfasste und nach einem Band dafür suchte. Wir hatten während des Winters kaum Zeitungen zu Gesicht bekommen, doch auch so war der Grad der Unstimmigkeit zwischen dem Gouverneur und der Versammlung nicht zu übersehen; er vertagte inzwischen ständig Entscheidungen und entließ die Versammlung ein ums andere Mal, um zu verhindern, dass sie Gesetze beschloss, die seinen Wünschen im Weg standen.
Ich konnte mir gut vorstellen, wie die Öffentlichkeit reagieren würde, wenn bekannt wurde, dass er darüber nachdachte, die Cherokee-, Catawba-und Creek-Indianer zu bewaffnen und sie gegen seine eigenen Leute aufzuhetzen.
»Ich schätze nicht, dass er das wirklich tun wird«, sagte ich und fand das blaue Haarband, das ich suchte, »denn wenn er es getan hätte – täte, meine ich -, hätte die Revolution jetzt in North Carolina ihren Anfang genommen,
nicht erst in zwei Jahren in Massachusetts oder Philadelphia. Aber warum in aller Welt druckt er diese Briefe denn in der Zeitung ab?«
Jamie lachte. Er schüttelte den Kopf und strich sich das wirre Haar aus dem Gesicht.
»Das tut er ja gar nicht. Offenbar wird die Post des Gouverneurs abgefangen. Er
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