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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nennt es die Unabhängigkeitserklärung. Wird es so nennen.«
    »Alle Menschen«, wiederholte er. »Denkst du, er meint damit auch Indianer?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte ich gereizt, weil ich mich in die Ecke gedrängt fühlte. »Ich bin ihm noch nicht begegnet. Wenn ich ihn treffe, werde ich ihn fragen, ja?«
    »Sei’s drum.« Er hob die Finger, um das Thema zu beenden. »Ich werde ihn selbst fragen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. In der Zwischenzeit werde ich Brianna fragen.« Er sah mich an. »Was allerdings das Prinzip angeht, Sassenach -«
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und schloss die Augen.
    »Solange auch nur hundert von uns noch am Leben sind« , zitierte er betont, »werden wir uns unter keinen Umständen den Engländern unterwerfen. In Wahrheit sind es nicht Ruhm, Reichtum oder Ehre, um die wir kämpfen, sondern die Freiheit – nur um sie, die kein aufrechter Mann aufgibt, koste es ihn auch das Leben selbst.«
    Er öffnete die Augen und lächelte mich schief an. »Die Deklaration von Arbroath. Verfasst vor ungefähr vierhundert Jahren. Wenn wir schon von Prinzipien sprechen, aye?«
    Dann stand er auf, blieb aber vor dem abgenutzten Tisch stehen, der ihm als Schreibtisch diente, und fixierte Ashes Brief.
    »Und was meine eigenen Prinzipien angeht…«, murmelte er wie zu sich selbst, doch dann sah er mich an, als würde ihm plötzlich klar, dass ich auch noch da war.

    »Aye, ich denke, ich werde Bird die Musketen geben«, sagte er. »Obwohl es gut möglich ist, dass ich Grund haben werde, das zu bedauern, wenn ich sie in zwei oder drei Jahren auf mich gerichtet sehe. Aber er soll sie haben und damit tun, was er für das Beste hält, um sich und die Seinen zu verteidigen.«
    »Der Preis der Ehre, ja?«
    Er sah mit dem Hauch einen Lächelns zu mir herunter.
    »Nennen wir es Blutgeld.«

54
    Ein Empfang für Flora MacDonald
    River Run Plantage, 6. August 1774
     
    Was sagte man nur zu einer Ikone? Oder zum Ehemann einer Ikone?
    »Oh, ich werde in Ohnmacht fallen, das weiß ich genau.« Rachel Campbell wedelte so fest mit ihrem Fächer, dass sie einen spürbaren Windhauch erzeugte. »Was soll ich nur zu ihr sagen?«
    »›Guten Tag, Mrs. MacDonald‹?«, schlug ihr Mann vor, und ein schwaches Lächeln lauerte in seinem verwitterten Mundwinkel.
    Rachel versetzte ihm einen kräftigen Hieb mit ihrem Fächer, was ihn zum Glucksen brachte, während er ihr auswich. Obwohl er fünfunddreißig Jahre älter war als sie, legte Farquard Campbell im Umgang mit seiner Frau eine unbeschwerte, neckische Art an den Tag, die nicht zu seinem üblichen würdevollen Verhalten passte.
    »Ich werde in Ohnmacht fallen«, erklärte Rachel erneut. Ihr Entschluss, dies als gesellschaftliche Strategie anzuwenden, schien endgültig festzustehen.
    »Nun, du musst natürlich tun, was dir Freude macht, a nighean , aber wenn du es tust, wird Mr. Fraser derjenige sein müssen, der dich vom Boden aufhebt; meine alten Glieder sind dieser Aufgabe kaum gewachsen.«
    »Oh!« Rachel warf einen raschen Blick auf Jamie, der sie anlächelte, dann verbarg sie ihr errötendes Gesicht hinter ihrem Fächer. Sie hegte zwar eine unübersehbare Zuneigung zu ihrem Mann, machte aber kein Geheimnis aus ihrer Bewunderung für den meinen.
    »Euer ergebener Diener, Madam«, versicherte Jamie ihr ernst.
    Sie kicherte. Ich möchte der Frau ja nicht Unrecht tun, aber sie kicherte definitiv. Ich fing Jamies Blick auf und verbarg mein Lächeln hinter meinem Fächer.

    »Und was werdet Ihr zu ihr sagen, Mr. Fraser?«
    Jamie spitzte die Lippen und blinzelte nachdenklich in die strahlende Sonne, die durch die Ulmen am Rand der großen Rasenfläche von River Run strömte.
    »Oh, ich könnte vielleicht sagen, dass ich mich freue, dass sie diesmal schönes Wetter hat. Bei unserer letzten Begegnung hat es geregnet.«
    Rachel stand der Mund offen, und ihr Fächer fiel zu Boden und landete hüpfend auf dem Rasen. Ihr Mann bückte sich, um ihn für sie aufzuheben, und stöhnte dabei, doch sie hatte keine Aufmerksamkeit für ihn übrig.
    »Ihr seid ihr begegnet ?«, rief sie mit vor Aufregung weit aufgerissenen Augen. »Wann denn? Wo? Mit dem Prin… mit ihm ?«
    »Äh, nein«, antwortete Jamie lächelnd. »Auf Skye. Ich war mit meinem Vater dort – es ging um Schafe. In Portree sind wir zufällig Hugh MacDonald of Armadale begegnet – Miss Floras Stiefvater, aye? Er hatte sie in den Ort mitgebracht, um ihr eine Freude

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