Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
vorhat, seine eigene Miliz zu bewaffnen, könnte das möglicherweise rechtens sein – vorausgesetzt, besagte Miliz handelt Euren Wünschen gemäß. Habe ich Recht?«
    Ein Hauch von Belustigung flackerte in seinen tief liegenden Augen auf, und er neigte mir den Kopf zu.
    »Eure Auffassungsgabe erstaunt mich, Ma’am«, sagte er.
    Ich nickte und schloss den Fächer.
    »Schön. Und wie lauten Eure Wünsche, wenn ich fragen darf? Ich werde nicht fragen, warum Ihr glaubt, dass Jamie sie beachten soll.«
    Er lachte, und sein feistes Gesicht, das schon von der Hitze gut durchblutet war, lief unter seiner Perücke noch röter an.
    »Ich wünsche Gerechtigkeit, Ma’am; den Sturz der Tyrannen und den Sieg der Freiheit«, sagte er. »Das ist die Pflicht jedes aufrechten Mannes.«
    … sondern die Freiheit – nur um sie, die kein aufrechter Mann aufgibt, koste es ihn auch das Leben selbst . Die Zeile hallte in meinem Kopf wider und musste in meinem Gesicht zu lesen sein, denn er musterte mich scharf.

    »Ich schätze Euren Gatten zutiefst, Ma’am«, sagte er leise. »Ihr werdet ihm doch ausrichten, was ich gesagt habe?« Er verbeugte sich und wandte sich ab, ohne mein Kopfnicken abzuwarten.
    Er hatte die Stimme nicht gesenkt, als er von Tyrannen und Freiheit sprach; ich sah, wie sich ringsum die Köpfe wandten und sich die Männer hier und dort dichter umeinander drängten und ihm murmelnd nachsahen.
    Dadurch abgelenkt, trank ich einen Schluck des Zitronengebräus und war nun gezwungen, ihn auch hinunterzuschlucken. Ich wandte mich suchend nach Jamie um. Er stand nach wie vor bei Allan MacDonald, war aber ein wenig beiseite getreten und unterhielt sich unter vier Augen mit Major MacDonald.
    Die Dinge kamen viel schneller ins Rollen, als ich gedacht hatte. Ich hatte vermutet, die republikanischen Sympathisanten seien in diesem Teil der Kolonie noch eine Minderheit, doch wenn Forbes bei einer öffentlichen Zusammenkunft so offen sprach, mussten sie offensichtlich an Boden gewinnen.
    Ich drehte mich wieder zurück, um dem Anwalt nachzublicken, und sah, wie sich zwei Männer vor ihm aufbauten, deren Gesichter vor Wut und Argwohn verzerrt waren. Ich war zu weit entfernt, um zu hören, was sie sagten, aber ihre Körperhaltung und ihre Mienen sprachen für sich. Es kam zu einem zunehmend erhitzten Wortwechsel, und ich spähte in Jamies Richtung; das letzte Mal, als ich einem solchen Empfang auf River Run beigewohnt hatte, im Vorfeld des Regulatorenkriegs, war es zu einem Handgemenge auf dem Rasen gekommen, und ich hatte sehr das Gefühl, dass sich Ähnliches möglicherweise erneut anbahnte. Alkohol, Hitze und Politik konnten in jeder Menschenansammlung Explosionen hervorrufen, erst recht in einer, die zum Großteil aus Highlandern bestand.
    Möglicherweise wäre es zu einer solchen Explosion gekommen – es scharten sich immer mehr Männer um Forbes und seine beiden Gegner und ballten einsatzbereit die Fäuste -, wäre auf der Terrasse nicht Jocastas riesiger Gong ertönt, so dass alles erstaunt aufblickte.
    Der Major stand mit erhobenen Händen auf einem umgedrehten Tabakfass und strahlte die Massen an. Sein Gesicht war rot vor Hitze, Bier und Begeisterung.
    »Ceud mile fàilte!« , rief er und wurde von tosendem Applaus begrüßt. »Und ein hunderttausendfaches Willkommen unseren verehrten Gästen!«, fuhr er auf Gälisch fort und wies mit einer ausladenden Geste auf die MacDonalds, die jetzt Seite an Seite neben ihm standen und den Beifall kopfnickend und lächelnd entgegennahmen. Ihrem Verhalten nach waren sie eine derartige Aufnahme gewohnt.
    Mrs. Flora strahlte in die Menge, die en masse zurückstrahlte und sich auf der Stelle beruhigte, um sie hören zu können.
    Sie hatte eine klare, helle Stimme und war es offensichtlich gewohnt, vor
Publikum zu sprechen – höchst ungewöhnlich für eine Frau dieser Zeit. Ich war zu weit entfernt, um jedes Wort zu hören, hatte aber keine Probleme damit, den Sinn ihrer Rede zu erfassen.
    Nachdem sie sich freundlich bei ihren Gastgebern bedankt hatte, bei der schottischen Gemeinschaft, die ihre Familie so warm und großzügig willkommen geheißen hatte, und bei den Gästen, begann sie mit einer ernsten Ermahnung wider ein Phänomen, das sie Parteigeist nannte, und drängte ihre Zuhörer, sich zusammenzuschließen, um diese gefährliche Bewegung zu unterdrücken, die zwangsläufig zu großer Unruhe führen musste und den Frieden und den Wohlstand bedrohte, zu dem es so viele von ihnen in

Weitere Kostenlose Bücher