Ein Hauch von Schnee und Asche
glücklos hatte treiben lassen. Hier und dort hatte er als Handlanger gearbeitet, sich in den Alkohol geflüchtet, wenn er es sich erlauben konnte – und sich schließlich vor etwa einem Jahr Hodgepile und Konsorten angeschlossen.
Die Wampum-Halsbänder, sagte er, waren dazu da, dass sich die Verschwörer gegenseitig erkennen konnten, falls sie sich je begegneten – doch er hatte nie jemanden gesehen, der eins trug.
Brianna hörte diesem weitschweifigen Teil der Geschichte jedoch nicht mehr zu; sie hatte schon weitergedacht.
»Meinst du, Otterzahn – Springer – hat eure Gruppe gesprengt, indem er absichtlich versucht hat, in einer anderen Zeit zu landen?«
Er sah sie mit offenem Mund an.
»Darauf bin ich gar nicht gekommen. Er ist als Erster gegangen. Er ist als Erster gegangen«, wiederholte er irgendwie verwundert.
Brianna setzte zu einer anderen Frage an, wurde aber durch Stimmen im Flur unterbrochen, die auf das Morgenzimmer zukamen. Donner war blitzartig auf den Beinen, die Augen vor Schreck geweitet.
»Mist«, sagte er. »Da ist er. Ihr müsst mir helfen!«
Bevor ich mich erkundigen konnte, warum genau er das meinte oder wer »er« war, tauchte Ulysses mit gestrenger Miene in der Tür auf.
»Ihr«, sagte er in vernichtendem Ton zu Donner, der immer kleiner wurde. »Sagte ich Euch nicht, Ihr sollt verschwinden, Sir? Wie könnt Ihr es wagen, Mrs. Innes’ Haus zu betreten und ihre Verwandten zu belästigen?«
Dann trat er beiseite, nickte jemandem zu, der hinter ihm stand, und ein kleiner, runder, gereizt aussehender Herr mit einem zerknitterten Anzug trat ein.
»Das ist er«, sagte er und hob anklagend den Finger. »Das ist der Verbrecher, der mir heute Morgen in Jacobs’ Gastwirtschaft die Börse gestohlen hat! Aus meiner Tasche, mitten beim Schinkenfrühstück!«
»Das war ich nicht!« Donner unternahm einen wenig überzeugenden Versuch, sich entrüstet zu zeigen, doch die Schuld stand ihm ins Gesicht geschrieben, und als ihn Ulysses am Kragen packte und ohne Umschweife seine Kleider durchsuchte, kam die Geldbörse zur ausgesprochenen Dankbarkeit ihres Besitzers zum Vorschein.
»Dieb!«, rief er und rüttelte seine Faust. »Ich verfolge Euch schon den ganzen Morgen. Verdammter, verlauster, nichtsnutziger Wilder – oh, Verzeihung, die Damen«, fügte er hinzu und verbeugte sich verspätet vor mir und Brianna, bevor er damit fortfuhr, Donner anzuprangern.
Brianna sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, doch ich zuckte mit den Achseln. Es gab keine Möglichkeit, Donner vor dem berechtigten Zorn seines Opfers zu bewahren, selbst wenn ich das wirklich gewollt hätte. Auf Bitten des Herrn ließ Ulysses ein Paar Stallknechte holen, die einen Satz Handeisen mitbrachten – ein Anblick, bei dem Brianna erbleichte – und Donner wurde abgeführt, um dem Gefängnis von Cross Creek übergeben zu werden – unter lautem Protest, er sei es nicht gewesen, man hätte ihm die Sache angehängt, er sei ein Freund der Damen, wirklich, Mann, fragt sie nur…
Er hinterließ tiefes Schweigen. Schließlich schüttelte Ian den Kopf, als versuchte er, sich von lästigen Fliegen zu befreien, und legte endlich das Palettenmesser hin. Er ergriff den Skizzierblock, auf dem Brianna versucht hatte, Donner das Muster zeichnen zu lassen, das die Männer gegangen waren. Es war ein hoffnungsloses Gekritzel aus Kreisen und Kringeln, das aussah wie eine von Jemmys Zeichnungen.
»Was für ein Name ist denn Wendigo?«, fragte Ian und legte den Block wieder hin.
Brianna hatte ihren Stift so fest gehalten, dass ihre Fingerknöchel weiß waren. Sie öffnete die Hand und legte ihn hin, und ich sah, dass ihre Hände zitterten.
»Wendigo«, sagte sie. »Ein Waldgeist der Ojibwe. Er heult im Sturm und ist ein Menschenfresser.«
Ian warf ihr einen langen Blick zu.
»Netter Zeitgenosse«, sagte er.
»Nicht wahr?« Ich war selbst durch und durch erschüttert. Abgesehen von dem Schreck, den mir Donners Auftauchen, seine Enthüllungen und seine darauf folgende Festnahme eingejagt hatten, schossen mir die Erinnerungen an unsere erste Begegnung wie kleine Blitze durch den Kopf, unkontrollierbar trotz meiner Versuche, sie auszusperren. Ich konnte Blut schmecken, und der Duft der Blumen auf der Terrasse ging im Gestank ungewaschener Männer unter.
»Ich nehme an, man würde es einen nom de guerre nennen«, sagte ich und versuchte, mich unbekümmert zu geben. »Er ist ja wohl kaum so getauft worden.«
»Geht es dir nicht gut,
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