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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wehte ein kräftiger Wind, und die Sturmbrandung hämmerte gegen die Strände; sie konnten sie hören, selbst an der abgeschiedenen Stelle, an der das Portal lag.
    »Wir hatten alle Angst – außer Rob vielleicht -, aber es war auch aufregend, Mann«, sagte er und begann, einen Schimmer von Begeisterung zu zeigen. »Die Bäume haben beinahe flach am Boden gelegen, und der Himmel, er war grün. Der Wind war so stark, dass man die ganze Zeit Salz schmecken konnte, weil Meerwasser mit dem Regen durch die Luft flog. Wir waren nass bis auf den Feinripp.«
    »Den was?«, sagte Ian stirnrunzelnd.
    »Die Unterwäsche«, sagte Brianna mit einer ungeduldigen Geste. »Weiter.«

    Nach ihrer Ankunft hatte Raymond überprüft, ob sie auch alle das Notwendigste dabei hatten – Zunderschachteln, Tabak, etwas Geld aus der Zeit – und dann hatte er jedem von ihnen ein Wampum-Halsband und einen kleinen Lederbeutel gegeben, von dem er sagte, dass es ein Amulett mit zeremoniellen Kräutern war.
    »Oh, Sie wissen also davon«, sagte er, als er meinen Gesichtsausdruck sah. »Welche Sorte haben Sie denn benutzt?«
    »Gar keine«, sagte ich, denn ich wollte nicht, dass er von seiner Geschichte abschweifte. »Weiter. Wie habt ihr euch darauf vorbereitet, die richtige Zeit zu treffen?«
    »Oh. Tja.« Er seufzte und zog auf seinem Hocker den Kopf ein. »Gar nicht. Ray hat gesagt, es würden ungefähr zweihundert Jahre sein, plus/minus. Wir konnten es nicht steuern – ich hatte gehofft, ihr wüsstet vielleicht, wie man das macht. Wie man in eine bestimmte Zeit zurückkommt. Weil, Mensch, ich würde wirklich gern dort landen, bevor ich es mit Ray und den anderen zu tun bekommen habe.«
    Sie waren unter Raymonds Anleitung in einem bestimmten Muster zwischen den Steinen hindurchgelaufen und hatten dabei Worte gesungen. Donner hatte keine Ahnung, was die Worte bedeuteten, nicht einmal, was für eine Sprache es war. Doch am Ende des Musters waren sie im Gänsemarsch auf den Stein mit den afrikanischen Markierungen zugegangen und vorsichtig links daran vorbeigewandert.
    »Und dann… puff!« Er schlug sich mit der Faust gegen die Handfläche der anderen Hand. »Der Erste in der Reihe – futsch, Mann! Wir hatten so einen Schiss. Ich meine, genau das sollte natürlich passieren aber… futsch«, wiederholte er und schüttelte den Kopf. »Einfach… futsch .«
    Verdattert, weil es so offensichtlich funktionierte, hatten sie das Muster und den Gesang wiederholt, und bei jeder Wiederholung war der Erste, der an dem Stein vorbeiging, verschwunden. Donner war der Vierte gewesen.
    »O Gott«, sagte er und erbleichte bei der Erinnerung daran. »O Gott, so habe ich mich noch nie gefühlt, und ich hoffe auch, es war das letzte Mal.«
    »Das Amulett – dieser Beutel, den du hattest«, sagte Brianna, ohne seine Blässe zu beachten. Ihr Gesicht war gebannt und leuchtete vor Neugier. »Was ist daraus geworden?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist er mir hingefallen, vielleicht ist er irgendwo anders herausgekommen. Ich bin in Ohnmacht gefallen, und als ich wieder zu mir kam, hatte ich ihn nicht mehr.« Der Tag war schwülwarm, doch er begann zu zittern. »Jojo. Er war bei mir. Aber er war tot.«
    Das traf mich wie ein Messerstich in die Rippen. Geillis Duncans Notizbücher hatten Listen von Menschen enthalten, die man in der Nähe von Steinkreisen gefunden hatte – manche tot, manche lebendig. Mir hatte niemand sagen müssen, dass der Weg durch die Steine eine gefahrvolle Reise
war – aber bei diesem mahnenden Wink bekam ich weiche Knie, und ich setzte mich auf Jocastas gepolsterte Ottomane.
    »Die anderen«, sagte ich um eine klare Stimme bemüht. »Sind sie…?«
    Er schüttelte den Kopf. Er zitterte immer noch, zugleich überzog ein Schweißfilm sein Gesicht; er sah überhaupt nicht gut aus.
    »Hab sie nie wieder gesehen«, sagte er.
    Er wusste nicht, was Jojo umgebracht hatte; nahm sich nicht die Zeit nachzusehen, obwohl er den vagen Eindruck hatte, dass er Brandstellen auf dem Hemd hatte. Als er sah, dass sein Freund tot und keiner der anderen in der Nähe war, war er panisch durch Marschland und Gestrüpp davongestolpert und schließlich nach mehrstündiger Wanderung zusammengebrochen. Er hatte die ganze Nacht in den Dünen im stacheligen Gras gelegen.
    Drei Tage hatte er gehungert, dann hatte er ein Nest mit Schildkröteneiern gefunden und die gegessen und war schließlich auf einem gestohlenen Fischerkanu aufs Festland übergesetzt, wo er sich

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