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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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fort von der leichten Brise am Fluss regte sich kein Lüftchen, und die Atmosphäre war zum Schneiden. Das Salz war in den Jutesäcken fest geworden, und der Händler hatte es klumpenweise mit einem Meißel abspalten müssen.
    Ich fragte mich, wie Ian und Fergus wohl mit ihren Recherchen vorankamen; ich hatte einen Plan bezüglich des Bordells und seiner Bewohner, aber zuerst mussten wir es finden.
    Auch diesbezüglich hatte ich eine Idee gehabt, sie aber Jamie gegenüber nicht erwähnt. Falls etwas dabei herauskam, konnte ich das immer noch tun. Eine Seitenstraße bot mir Schatten in Form einer Reihe großer Ulmen, die so gepflanzt waren, dass sie über die Straße wuchsen. Ich trat in den willkommenen Schatten eines dieser Bäume und fand mich am Rand von Cross Creeks vornehmem Viertel wieder – alles in allem etwa zehn Häuser. Von meinem Standort aus konnte ich Dr. Fentimans bescheidenes Heim sehen, das an einer aufgehängten Schindel zu erkennen war, die mit einem Heroldsstab verziert war. Der Doktor war nicht da, als ich anklopfte, aber sein Dienstmädchen, eine adrette, nicht besonders hübsche junge Frau, die furchtbar schielte, ließ mich ein und führte mich ins Sprechzimmer.
    Es war ein überraschend kühles und angenehmes Zimmer mit großen Fenstern und abgenutztem, mit blauen und gelben Karos bemaltem Segeltuch auf dem Fußboden. Möbliert war es mit einem Tisch, zwei gemütlichen Sesseln und einer Chaiselongue , auf die sich die Patienten zur Untersuchung legen konnten. Er hatte ein Mikroskop auf dem Tisch stehen, durch das ich
einen neugierigen Blick warf. Es war ein gutes Mikroskop, aber nicht so gut wie meins, dachte ich selbstzufrieden.
    Ich war furchtbar neugierig, was den Rest seiner Ausstattung betraf, und debattierte gerade mit mir selbst darüber, ob ich wohl die Gastfreundschaft des Doktors missbrauchen würde, wenn ich seine Schränke durchstöberte, als der Doktor persönlich auf den Flügeln des Branntweins angeschwebt kam.
    Er summte eine Melodie vor sich hin und trug den Hut unter dem Arm und seinen abgenutzten Arztkoffer in der Hand. Als er mich entdeckte, ließ er beides achtlos auf den Boden fallen und eilte auf mich zu, um mich strahlend bei der Hand zu nehmen. Er beugte sich über meine Hand und presste begeistert seine feuchten Lippen darauf.
    »Mrs. Fraser! Meine liebe Dame, es freut mich so, Euch zu sehen! Ich hoffe doch, dass Euch nicht unwohl ist?«
    Ich lief zwar Gefahr, von den Alkoholdämpfen seines Atems überwältigt zu werden, verhielt mich jedoch so herzlich wie möglich und wischte mir unauffällig die Hand am Kleid ab, während ich ihm versicherte, dass es mir gut ging, genau wie allen anderen Mitgliedern meines engeren Familienkreises.
    »Oh, bestens, bestens«, sagte er. Dann ließ er sich ganz plötzlich auf einen Hocker plumpsen und schenkte mir ein breites Grinsen, wobei er seine tabakfleckigen Zähne entblößte.
    Ich interpretierte die vage Geste seiner Hand als Einladung und setzte mich ebenfalls. Ich hatte ein kleines Geschenk mitgebracht, um mir den guten Doktor freundlich zu stimmen, und dieses holte ich jetzt aus meinem Korb – obwohl ich offen gestanden den Eindruck hatte, dass er so besäuselt war, dass es keiner besonderen Behutsamkeit bedurfte, das Gespräch auf den Grund meines Besuchs zu lenken.
    Allerdings war er begeistert über mein Geschenk – einen Augapfel, den Ian nach einer Prügelei in Yanceyville klugerweise für mich aufgesammelt hatte und den wir hastig in Alkohol eingelegt hatten. Da ich schon öfter von Dr. Fentimans Vorlieben gehört hatte, dachte ich, dass er ihn vielleicht zu schätzen wüsste. So war es auch, und seine »Bestens!«-Ausrufe wollten gar nicht enden.
    Irgendwann verstummte er aber doch und hielt das Glas blinzelnd ins Licht, um es zu drehen und zu wenden und es voll Bewunderung zu betrachten.
    »Bestens«, sagte er ein letztes Mal. »Es bekommt einen besonderen Ehrenplatz in meiner Sammlung, dessen versichere ich Euch, Mrs. Fraser!«
    »Ihr habt eine Sammlung?«, sagte ich und täuschte große Neugier vor. Ich hatte schon von seiner Sammlung gehört.
    »O ja, o ja! Möchtet Ihr sie sehen?«
    Dies abzulehnen war unmöglich; er war bereits aufgestanden und
schwankte auf eine Tür an der Rückwand seines Studierzimmers zu. Es stellte sich heraus, dass diese in eine große Kammer führte, deren Wandregale dreißig oder vierzig Glasgefäße enthielten. Diese waren mit Alkohol gefüllt – und einer Reihe von Objekten, die

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