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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Hand ansah, den großen Rubin in ihrem Ring. Sie war sich einigermaßen sicher, sich wenn nötig gegen ihn wehren zu können, aber trotzdem…
    »Ich bin sofort zurück«, sagte sie und steckte hastig einen vergessenen Pinsel in das Terpentingefäß. »Nicht weggehen.«
     
    Ich war zwar schockiert, aber nicht so heftig, wie es hätte sein können. Ich hatte es im Gefühl gehabt, dass Donner noch lebte. Es trotz allem gehofft. Dennoch verschlug es mir die Sprache, ihn leibhaftig in Jocastas Morgenzimmer sitzen zu sehen. Er redete gerade, als ich eintrat, brach aber ab, als er mich sah. Er stand natürlich nicht auf und sagte auch nichts dazu, dass ich noch lebte; er nickte mir einfach nur zu und nahm seinen Gesprächsfaden wieder auf.
    »Um die Weißen aufzuhalten. Unser Land zu retten, unser Volk.«
    »Aber du bist in der falschen Zeit herausgekommen«, sagte Brianna zu ihm. »Du warst zu spät.«
    Donner sah sie verständnislos an.
    »Nein, war ich nicht. 1766, da wollte ich landen, und das bin ich auch.« Er schlug sich mit der Handwurzel heftig an den Kopf. »Scheiße! Was war bloß mit mir los ?«
    »Angeborene Dummheit?«, schlug ich höflich vor, nachdem ich meine Stimme wiedergefunden hatte. »Das oder bewusstseinserweiternde Drogen.«
    Der verständnislose Blick flackerte ein wenig, und Donners Mund zuckte.
    »Oh. Ja, Mann. Das auch.«
    »Aber wenn du 1766 herausgekommen bist -«, wandte Brianna ein, »was war dann mit Robert Springer – Otterzahn? Nach dem, was man Mama von ihm erzählt hat, wollte er die Eingeborenen vor den Weißen warnen und die Kolonialisierung verhindern. Aber er ist zu spät gekommen – und selbst er muss doch vierzig oder fünfzig Jahre vor euch angekommen sein!«

    »Das war doch gar nicht der Plan, Mann!«, platzte Donner heraus. Er stand auf und rieb sich mit beiden Händen aufgeregt durch die Haare, so dass sie in alle Richtungen abstanden wie ein Brombeerbusch. »Himmel, nein!«
    »Ach nein? Was zum Teufel war denn dann der Plan?«, wollte ich wissen. »Ihr hattet doch einen.«
    »Ja. Ja, das hatten wir.« Er ließ die Hände sinken und sah sich um, als fürchtete er, dass jemand mithörte. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Bob hatte das vor, was Sie gesagt haben – aber der Rest hat gesagt, es würde nicht funktionieren. Zu viele verschiedene Gruppen, zu viel Druck, mit den Weißen Handel zu betreiben… Das hätte einfach nie funktioniert. Wir konnten es nicht ganz verhindern; nur vielleicht das Schlimmste?«
    Der offizielle Plan der Gruppe war in einer etwas anderen Größenordnung angesiedelt gewesen. Die Reisenden sollten in den sechziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts eintreffen und im Lauf der nächsten zehn Jahre, in der Verwirrung und Neuordnung, der Bewegung, die am Ende des Franzosenkriegs unter den Stämmen und Dörfern herrschte, diverse Indianergruppierungen entlang der Vertragsgrenze in den Kolonien und bis hinauf in kanadisches Territorium infiltrieren.
    Dann sollten sie ihre ganze Überzeugungskraft einsetzen, um die Indianernationen dazu zu bewegen, in der kommenden Revolution auf britischer Seite zu kämpfen, um für einen Sieg der Briten zu sorgen.
    »Die Engländer behandeln die Indianer als souveräne Nationen«, erklärte er so glatt, dass es den Anschein hatte, als hätte er diese Theorie auswendig gelernt. »Wenn sie gewinnen würden, würden sie weiter Handel treiben und alles, was ja okay ist, aber sie würden nicht versuchen, die Indianer zu verdrängen und zu vernichten. Die Kolonisten -«, er wies verächtlich in Richtung der offenen Tür, »- die habgierigen Schweine drängen seit hundert Jahren ununterbrochen weiter auf Indianerland; sie werden nicht Halt machen.«
    Brianna zog die Augenbrauen hoch, doch ich konnte sehen, dass sie diesen Gedankengang faszinierend fand. Offenbar war er nicht ganz so geisteskrank, wie er sich anhörte.
    »Wie konntet ihr nur denken, dass euch das gelingen würde?«, wollte ich wissen. »Nur ein paar Männer gegen – o mein Gott«, sagte ich, als ich sah, wie sich sein Gesicht veränderte. »Ach du lieber Himmel – ihr wart nicht die Einzigen, nicht wahr?«
    Donner schüttelte wortlos den Kopf.
    »Wie viele?«, fragte Ian. Er klang ruhig, aber ich konnte sehen, dass er die Hände um seine Knie geklammert hatte.
    »Keine Ahnung.« Donner setzte sich abrupt hin und sackte wie ein Mehlsack in sich zusammen. »Es waren bestimmt zwei- oder dreihundert in der
Gruppe. Aber die meisten von ihnen

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