Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
gesehen«, erwiderte er. »Slàinte.« Er leerte das Glas mit zufriedener Miene.
    »Oh, aye? Wo denn?« Ian sah nicht sehr erfreut über diese Neuigkeit aus. Ich selbst war überglücklich.
    »In einem Bordell, wo denn sonst?«
    Unglücklicherweise war sein Informant nicht im Stande gewesen, ihm die exakte Lage des besagten Bordells mitzuteilen – doch er war sich einigermaßen sicher, dass es in Cross Creek oder Campbelton war. Nicht minder unglücklicherweise war es schon einige Wochen her. Gut möglich, dass Manfred weitergezogen war.
    »Es ist immerhin ein Anfang«, sagte ich hoffnungsvoll. Penizillin war selbst bei fortgeschrittenen Fällen von Syphilis wirksam, und ich hatte in der Winterküche eine Schüssel angesetzt. »Ich begleite dich, wenn du zum Gefängnis gehst. Wenn wir mit Donner gesprochen haben, können wir dann das Bordell suchen.«

    Die Zufriedenheit in Jamies Miene schwand merklich.
    »Was? Wieso?«
    »Ich glaube nicht, dass Manfred noch dort ist, Tante Claire«, sagte Ian sichtlich belustigt. »Außerdem bezweifle ich, dass er das Geld dazu hätte.«
    »Oh, ha, ha«, sagte ich. »Vielleicht hat er aber gesagt, wo er wohnt, oder? Außerdem will ich wissen, ob er sichtbare Symptome hatte.« In meiner eigenen Zeit war es gut möglich, dass nach dem Auftauchen des ersten Schankers zehn, zwanzig oder gar dreißig Jahre verstrichen, ehe sich weitere Syphilissymptome entwickelten; in dieser Zeit jedoch verlief die Syphilis gewöhnlich sehr viel stürmischer – ein Opfer konnte innerhalb eines Jahres nach der Ansteckung sterben. Und Manfred war seit mehr als drei Monaten fort; es konnte weiß Gott wie lange her sein, seit er sich angesteckt hatte.
    Jamie sah angesichts der Vorstellung, nach Bordellen zu suchen, alles andere als begeistert aus; Ian legte sehr viel größeres Interesse an den Tag.
    »Ich helfe euch suchen«, bot er an. »Fergus kann auch mitkommen; er kennt sich gut mit Huren aus – es ist wahrscheinlich, dass sie mit ihm reden würden.«
    »Fergus? Fergus ist hier?«
    »Ja«, sagte Jamie. »Das war die andere Neuigkeit. Er macht gerade meiner Tante seine Aufwartung.«
    »Aber warum ist er hier?«
    »Nun, du hast doch das Gerede bei dem Empfang gehört, aye? Über Mr. Simms und seine Probleme? Es sieht so aus, als hätten sie sich verschlimmert, und er denkt darüber nach zu verkaufen, bevor jemand seine Werkstatt in Brand steckt und ihn gleich mit. Da ist mir der Gedanke gekommen, dass das besser für Fergus und Marsali geeignet wäre als das Landleben. Also habe ich ihm ausrichten lassen, dass er herkommen und sich mit Simms unterhalten soll.«
    »Das ist ein fabelhafte Idee!«, sagte ich. »Nur … mit welchem Geld würde Fergus die Druckerei denn kaufen?«
    Jamie hustete und setzte eine ausweichende Miene auf. »Aye, nun ja. Ich vermute, man könnte vielleicht einen Handel abschließen, Vor allem, wenn Simms darauf brennt zu verkaufen.«
    »Also schön«, sagte ich resigniert. »Wahrscheinlich möchte ich es lieber nicht im Detail wissen. Aber Ian -« Ich wandte mich an ihn, um ihn scharf anzusehen. »Es liegt mir fern, dir moralische Ratschläge zu erteilen. Aber es kommt nicht – ich wiederhole, nicht – in Frage, dass du dich auf intime Verhöre mit einer Hure einlässt. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Tante Claire!«, sagte er und stellte sich schockiert. »Was für eine Vorstellung!« Doch ein breites Grinsen zog sich über sein tätowiertes Gesicht.

56
    Teer und Federn
    Schließlich ließ ich Jamie doch allein zum Gefängnis gehen, um einen Besuch bei Donner zu arrangieren. Er hatte mir versichert, dass es einfacher sein würde, wenn ich nicht dabei wäre, und ich hatte in Cross Creek einiges zu erledigen. Abgesehen von den üblichen Einkäufen, Salz, Zucker, Stecknadeln und andere Haushaltsvorräten, die aufgefüllt werden mussten, brauchte ich dringend neue Chinarinde für Lizzie. Die Gallbeerensalbe war zwar zur Behandlung von Malariaanfällen geeignet, aber zu ihrer Vorbeugung war sie nicht annähernd so wirksam wie die Chinarinde.
    Doch die britischen Handelsbeschränkungen zeigten ihre Wirkung. Es war natürlich keinerlei Tee zu finden – das hatte ich erwartet; es gab schon seit fast einem Jahr keinen mehr -, aber Zucker gab es auch nicht, es sei denn zu exorbitanten Preisen, und Stahlnadeln waren ebenfalls nicht zu finden.
    Salz konnte ich bekommen. Ich verstaute mein Pfund in meinem Korb und ließ die Docks hinter mir. Es war ein feuchtwarmer Tag; weiter

Weitere Kostenlose Bücher