Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Hunde, unfähig, den Blick zu senken, jedoch in dem Bewusstsein, dass der Fußboden des Zimmers verschwunden war und sie über einem furchtbaren Abgrund schwebten, im endlosen Augenblick vor dem Fall.
    Natürlich war es Allan Christie, der den Bann brach. Die Handbewegung, mit der der junge Mann an sein Messer fuhr, befreite Jamies Blick von Christies, und seine Finger bohrten sich noch fester in das Holz der Tischplatte. Eine Sekunde zuvor hatte er sich körperlos gefühlt; jetzt hämmerte das Blut in seinen Schläfen und durchpulste seine Gliedmaßen, und seine Muskeln zitterten, so sehr drängte es ihn, Allan Christie etwas anzutun. Und seiner Schwester den Hals umzudrehen, damit sie mit dem Lärm aufhörte.
    Allan Christies Gesicht war schwarz vor Wut, doch er war so weit bei Verstand – gerade eben, dachte Jamie -, dass er das Messer nicht zog.
    »Nichts, was ich lieber täte, junger Mann, als Euch den Kopf in die Hände zu geben, damit Ihr etwas zum Spielen habt«, sagte er leise. »Geht jetzt, bevor ich es tue.«

    Christie junior leckte sich die Lippen und spannte sich an, bis seine Fingerknöchel auf dem Knauf weiß wurden – doch sein Blick schwankte. Er sah seinen Vater an, der mit grimmiger Miene dasaß wie ein Stein. Das Licht hatte sich verändert; es schien jetzt von der Seite durch Christies melierten Bart, so dass seine eigene Narbe zu sehen war, eine schmale, rötliche Linie, die sich wie eine Schlange über sein Kinn ringelte.
    Christie richtete sich langsam auf, legte die Hände auf die Oberschenkel, um sich abzustoßen, dann schüttelte er unvermittelt den Kopf wie ein nasser Hund und stand auf. Er fasste Malva am Arm, zog sie von ihrem Hocker hoch und schob sie weinend und stolpernd vor sich her nach draußen.
    Allan folgte ihnen und richtete es so ein, dass er im Hinausgehen so dicht an Jamie vorbeistreifte, dass dieser den Gestank des wütenden jüngeren Mannes riechen konnte. Christie junior warf einen einzigen Blick zurück, die Hand nach wie vor an seinem Messer – doch er ging. Ihre Schritte im Flur ließen die Dielen unter Jamies Füßen beben, und dann wurde die Tür fest zugeknallt.
    Endlich senkte er den Blick, vage überrascht, die abgenutzte Tischplatte vor sich zu sehen und seine eigenen Hände, die sich immer noch flach darauf stützten, als seien sie daran festgewachsen. Er richtete sich auf, und seine Finger krümmten sich. Die steifen Gelenke schmerzten, als sie sich zu Fäusten ballten. Er war durchgeschwitzt.
    Leichtere Schritte kamen durch den Flur, und Mrs. Bug trat mit einem Tablett ein. Sie stellte es vor ihm hin, machte einen Knicks vor ihm und ging hinaus. Darauf standen das einzige Kristallglas, das er besaß, und der Dekanter mit dem guten Whisky.
    Er hatte das obskure Gefühl, lachen zu wollen, sich aber nicht mehr richtig erinnern zu können, wie es ging. Das Licht berührte den Dekanter, und der Whisky darin leuchtete wie ein Chrysoberyl. Er berührte sanft das Glas in Anerkennung von Mrs. Bugs Loyalität, doch das würde warten müssen. In der Welt war der Teufel los, und er würde mit Sicherheit teuer bezahlen müssen. Bevor er irgendetwas anderes tat, musste er Claire finden.
     
    Nach einer Weile türmten sich die dahintreibenden Wolken zu Gewitterwolken auf, und ein kalter Wind fuhr über die Mulde und schüttelte die Lorbeersträucher, so dass sie klapperten wie trockene Knochen. Ich stand ganz langsam auf und begann zu klettern.
    Ich hatte kein festes Ziel im Kopf; es interessierte mich eigentlich auch nicht, ob ich nass wurde oder nicht. Ich wusste nur, dass ich nicht zum Haus zurückgehen konnte. Irgendwann erreichte ich den Fußweg zur Weißen Quelle, gerade, als es zu regnen begann. Dicke Tropfen klatschten auf das Laub von Kermesbeeren und Klettensträuchern, und die Fichten und Kiefern atmeten mit einem duftenden Seufzer aus.
    Das Prasseln der Tropfen auf Blättern und Zweigen wurde unterbrochen
von dem gedämpften Klatschen, mit dem schwerere Tropfen tief in den weichen Boden fielen – der Regen brachte Hagel mit, und plötzlich spritzten winzige weiße Eispartikel wie verrückt von den festgetretenen Nadeln auf und bombardierten mein Gesicht und meinen Hals mit stechender Kälte.
    Da rannte ich los und suchte Schutz unter den tief hängenden Ästen einer Balsamfichte, die über die Quelle ragten. Der Hagel sprenkelte das Wasser und ließ es tanzen, schmolz aber beim Auftreffen und verschwand sofort im dunklen Wasser. Ich saß still, die Arme

Weitere Kostenlose Bücher