Ein Hauch von Schnee und Asche
werde das nicht tun!«
Er stürzte mit wildem Blick auf Jamie los und zielte mit den Händen nach seiner Kehle. Jamie trat zur Seite, verlagerte das Gewicht auf ein Bein und versetzte dem Jungen einen linken Haken in die Leber, der ihm die Eingeweide gegen die Wirbelsäule quetschte und ihn keuchend vornüber sacken ließ. Allan starrte zu ihm auf. Sein Mund stand offen, und das Weiße seiner Augen war rundum zu sehen, dann sank er polternd auf die Knie, während sich sein Mund öffnete und schloss wie der eines Fischs.
Unter anderen Umständen wäre dies vielleicht komisch gewesen, doch Jamie war nicht nach Lachen zumute. Er verlor keine weitere Zeit mit den beiden Männern, sondern fuhr zu Malva herum.
»Nun, was führt Ihr im Schilde, nighean a galladh ?«, sagte er zu ihr. Dies war eine schwere Beleidigung, und Tom Christie wusste, was es bedeutete, auch wenn es Gälisch war; er konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie Christie erstarrte.
Das Mädchen selbst war sowieso schon in Tränen aufgelöst und brach bei diesen Worten in Schluchzen aus.
»Wie könnt Ihr so mit mir sprechen?«, jammerte sie und presste sich die Schürze vor das Gesicht. »Wie könnt Ihr nur so grausam sein?«
»Oh, zum Kuckuck«, sagte er gereizt. Er schob einen Hocker in ihre Richtung. »Setzt Euch, Ihr kleine Irre, und dann werden wir hören, was Ihr in Wahrheit vorhabt. Mr. Christie?« Er sah Tom an, wies kopfnickend auf einen weiteren Hocker und begab sich dann zu seinem eigenen Stuhl, ohne Allan zu beachten, der auf dem Boden zusammengebrochen war, wie ein Kätzchen auf der Seite zusammengerollt lag und sich den Bauch hielt.
»Sir?«
Mrs. Bug, die den Lärm gehört hatte, war aus ihrer Küche gekommen und stand mit großen Augen in der Tür.
»Braucht Ihr… vielleicht irgendetwas, Sir?«, fragte sie und tat gar nicht erst so, als starrte sie nicht von Malva, die mit rotem Gesicht schluchzend auf ihrem Hocker saß, zu Allan, der bleich und keuchend auf dem Boden lag.
Einen kräftigen Whisky – eventuell auch zwei – könnte er brauchen, dachte Jamie, doch das würde warten müssen.
»Ich danke Euch, Mrs. Bug«, sagte er höflich, »aber nein. Wir kommen schon zurecht.« Er hob die Finger, um sie fortzuschicken, und sie verschwand widerstrebend aus dem Blickfeld. Doch sie war nicht weit gegangen, das wusste er; nur um die Kante der Tür herum.
Er rieb sich über das Gesicht und fragte sich, was nur im Moment mit den jungen Mädchen los war. Heute war Vollmond; vielleicht machte es sie ja tatsächlich mondsüchtig.
Andererseits hatte die kleine Hexe ohne Zweifel mit irgend jemandem herumgespielt; jetzt, da sie die Schürze hochgeschoben hatte, war das Baby deutlich zu sehen, eine feste runde Kugel wie eine Kalebasse unter ihrem dünnen Unterrock.
»Wie weit?«, fragte er Christie mit einem Kopfnicken in ihre Richtung.
»Sechs Monate«, sagte Christie und ließ sich widerstrebend auf den angebotenen Hocker sinken. Er war so mürrisch gestimmt wie nie zuvor, hatte sich aber im Griff; das war wenigstens etwas.
»Es hat angefangen, als letzten Sommer die Krankheit gekommen ist; als ich hier war und am Krankenbett Eurer Frau geholfen habe«, platzte Malva heraus, ließ ihre Schürze sinken und starrte ihren Vater mit zitternden Lippen vorwurfsvoll an. »Und nicht nur einmal!« Sie richtete ihren Blick erneut auf Jamie, flehend und mit feuchten Augen. »Sagt es ihnen, Sir, bitte – sagt ihnen die Wahrheit!«
»Oh, das habe ich vor«, sagte er und warf ihr einen finsteren Blick zu. »Und Ihr werdet dasselbe tun, Kleine, das versichere ich Euch.«
Sein Schock ließ langsam nach. Er war zwar immer noch aufgebracht – sogar mit jeder Sekunde mehr -, doch er begann jetzt zu denken, und zwar rasend schnell.
Sie war schwanger von jemandem, der als Freier im Leben nicht in Frage kam; so viel stand fest. Wer? Himmel, er wünschte, Claire wäre geblieben; sie wusste, was in Fraser’s Ridge getratscht wurde, und sie interessierte sich für das Mädchen; sie würde wissen, welche jungen Männer als Kandidaten in Frage kamen. Er selbst hatte nie viel Notiz von Malva genommen, abgesehen davon, dass sie häufig da war und Claire half.
»Das erste Mal war es, als Mrs. Fraser so krank war, dass wir um ihr Leben gebangt haben«, sagte Malva und holte ihn damit ins Hier und Jetzt zurück. »Ich habe dir gesagt, Vater, es war keine Vergewaltigung – Ehrwürden war nur außer sich vor Schmerz, und ich auch.« Sie blinzelte, und eine Träne
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