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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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der Truhe gewesen war, Daniel Rawlings. Wo war es nur gewesen?
    Ich blätterte noch auf der Suche nach dem Umriss einer halb erinnerten Notiz in den Seiten, als Jamie zurückkam. Er hatte einen Krug heißes Wasser, ein Schälchen Honig und eine kleine Portion Salz in den Händen – und die Beardsley-Zwillinge im Schlepptau.
    Ich sah sie an, sagte aber nichts; sie hatten die Angewohnheit, unerwartet aufzutauchen wie ein Paar Stehaufmännchen.
    »Ist Miss Lizzie sehr krank?«, fragte Jo ängstlich und blickte an Jamie vorbei, um zu sehen, was ich tat.
    »Ja«, sagte ich und beachtete ihn nur halb. »Aber keine Sorge, ich mache ihr gerade Medizin.«
    Da war die Stelle. Eine kurze Anmerkung, als nahe liegender Gedanke nachträglich an das Protokoll der Behandlung eines Patienten angefügt, dessen
Symptome eindeutig nach Malaria aussahen – und der, wie ich mit einem dumpfen Stich feststellte, gestorben war.
    »Der Händler, von dem ich die Chinarinde erworben habe, sagt mir, dass die Indianer eine Pflanze namens Gallbeere benutzen, die der Chinarinde an Bitterkeit gleichkommt und die sie als vorzüglich bei Tertiär- und Quartärfiebern ansehen. Ich habe zu Versuchszwecken einige gesammelt und habe vor, bei nächster Gelegenheit einen Aufguss zu verwenden.«
    Ich nahm eine der getrockneten Beeren aus dem Glas und biss hinein. Beißender Chiningeschmack breitete sich in meinem Mund aus – begleitet von reichlichem Speichelfluss, weil sich mein ganzer Mund verkrampfte und mir infolge der Bitterkeit sofort das Wasser in die Augen stieg. Gallbeere, in der Tat!
    Ich war mit einem Satz am offenen Fenster, spuckte die Beere in das darunter liegende Blumenbeet und hörte gar nicht auf zu spucken. Die Beardsleys kicherten und prusteten, amüsiert über die unerwartete Unterhaltungseinlage.
    »Alles in Ordnung, Sassenach?« In Jamies Gesicht kämpften Belustigung und Sorge um die Vorherrschaft. Er goss einen Schluck Wasser aus dem Krug in einen Tonbecher, fügte einen Schuss Honig hinzu und reichte ihn mir.
    »Bestens«, krächzte ich. »Nicht fallen lassen!« Kezzie Beardsley hatte das Glas mit den Gallbeeren in die Hand genommen und roch vorsichtig daran. Auf meine Ermahnung hin nickte er zwar, stellte das Glas aber nicht wieder hin, sondern reichte es stattdessen seinem Bruder.
    Ich nahm einen guten Schluck heißen Honigwassers in den Mund und schluckte. »Diese Beeren – sie enthalten so etwas wie Chinin.«
    Jamies Miene veränderte sich sofort, und der Ausdruck der Sorge ließ nach.
    »Dann helfen sie der Kleinen?«
    »Ich hoffe es. Ich habe aber nicht viele.«
    »Heißt das, Ihr braucht noch mehr von diesen Dingern für Miss Lizzie, Mrs. Fraser?« Jo blickte zu mir auf, und seine dunklen Augen lugten scharf über das kleine Glas hinweg.
    »Ja«, sagte ich überrascht. »Du willst doch wohl nicht sagen, dass du weißt, wo du sie herbekommst?«
    »Aye, Ma’am«, sagte Kezzie, wie üblich etwas zu laut. »Von den Indianern.«
    »Welche Indianer?«, fragte Jamie, und sein Blick wurde schärfer.
    »Die Cherokee«, sagte Jo mit einer vagen Geste. »Auf dem Berg.«
    Diese Beschreibung hätte auf ein halbes Dutzend Dörfer zutreffen können, doch offenbar meinte er ein bestimmtes Dorf, denn die beiden machten auf der Stelle kehrt wie ein Mann und schienen sofort losziehen und Gallbeeren holen zu wollen.

    »Wartet, Jungs«, sagte Jamie und hielt Kezzie am Kragen zurück. »Ich gehe mit euch. Ihr werdet schließlich etwas zum Eintauschen brauchen.«
    »Oh, wir haben Felle in Hülle und Fülle«, versicherte ihm Jo. »Die Jagdsaison war gut.«
    Jo war ein exzellenter Jäger, und Kezzie hörte zwar noch nicht gut genug, um erfolgreich zu jagen, doch sein Bruder hatte ihm das Fallenstellen beigebracht. Ian hatte mir erzählt, dass sich die Biber-, Marder-, Hirsch- und Hermelinfelle im Schuppen der Beardsleys fast bis zur Decke stapelten. Sie trugen den Geruch stets am Leib, ein schwacher Hauch von getrocknetem Blut, Moschus und kalten Haaren.
    »Aye? Nun, das ist wirklich großzügig von dir, Jo. Aber ich komme trotzdem mit.« Jamie sah mich an, um mir mitzuteilen, dass seine Entscheidung gefallen war – er mich aber trotzdem um meine Billigung bat. Ich schluckte, und es schmeckte bitter.
    »Ja«, sagte ich und räusperte mich. »Wenn – wenn du gehst, möchte ich dir ein paar Tauschwaren mitgeben und dir sagen, worum du im Austausch bitten sollst. Ihr werdet doch erst morgen früh aufbrechen?«
    Die Beardsleys bebten vor

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