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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wussten sie wohl Bescheid? Über Boston? Davon habe ich bestimmt niemandem erzählt.«
    Jamies Stirnrunzeln vertiefte sich ein wenig.
    »Aye, das wussten sie. Sie haben vorgegeben zu glauben, dass ich es nicht wüsste; haben mir gesagt, ich beherbergte ohne mein Wissen einen Mörder und einen Mann, der eine Bedrohung für das öffentliche Wohlergehen darstellt.«
    »Nun, das Erste stimmt ja auch«, sagte Bobby und berührte vorsichtig sein Brandzeichen, als schmerzte es ihn noch. Dann lächelte er schwach. »Aber ich weiß nicht, ob ich heute noch eine große Bedrohung darstelle.«
    Jamie ignorierte das.
    »Worum es geht, Bobby, ist, dass sie nun einmal wissen, dass Ihr hier seid. Ich glaube nicht, dass sie herkommen und Euch verschleppen werden. Aber ich bitte Euch, Euch hier wachsam zu bewegen. Wenn es so weit ist, werde ich dafür sorgen, dass Ihr unter Begleitschutz sicher zu Lord John zurückgelangt. Ich vermute, du bist noch nicht ganz mit ihm fertig?«, fragte er an mich gerichtet.
    »Nicht ganz«, erwiderte ich freundlich. Bobby zog ein nervöses Gesicht.
    »Nun denn.« Jamie griff in seinen Gürtel und zog eine Pistole hervor, die unter den Falten seines Hemdes verborgen gewesen war. Ich sah, dass es die extravagante Waffe mit den Goldverzierungen war.
    »Tragt sie bei Euch«, sagte Jamie und reichte sie Bobby. »In der Anrichte sind Pulver und Munition. Werdet Ihr über meine Frau und meine Familie wachen, solange ich fort bin?«
    »Oh!« Bobbys Miene war erschrocken, doch dann nickte er und steckte sich die Pistole in den Hosenbund. »Das werde ich, Sir. Verlasst Euch darauf!«
    Jamie lächelte ihn an, und sein Blick erwärmte sich.
    »Das ist gut zu wissen, Bobby. Würdet Ihr vielleicht meinen Schwiegersohn suchen? Ich muss ihn sprechen, bevor ich gehe.«
    »Aye, Sir. Auf der Stelle!« Er richtete sich auf und marschierte davon, einen entschlossenen Ausdruck in seinem Poetengesicht.
    »Was, glaubst du, hätten sie mit ihm gemacht?«, fragte ich leise, als sich die Haustür leise hinter ihm schloss. »Die Browns.«
    Jamie schüttelte den Kopf.
    »Weiß der Himmel. Ihn vielleicht an der nächsten Straßenkreuzung gehängt – oder ihn nur ausgepeitscht und aus den Bergen vertrieben. Sie wollen den Leuten demonstrieren, dass sie in der Lage sind, sie zu beschützen,
aye? Vor gefährlichen Kriminellen und ähnlichem Gesindel«, fügte er hinzu und verzog den Mund.
    »… dass zur Sicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingesetzt werden, die ihre rechtmäßige Macht aus der Zustimmung der Regierten herleiten …«, zitierte ich und nickte. »Damit ein Sicherheitskomitee eine Existenzberechtigung hat, muss es erst einmal eine offensichtliche Bedrohung für die öffentliche Sicherheit geben. Klug von den Browns, dass sie so weit gedacht haben.«
    Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.
    »Wer hat das gesagt? Mit der Zustimmung der Regierten?«
    »Thomas Jefferson«, erwiderte ich und kam mir sehr schlau vor. »Oder vielmehr wird er es in zwei Jahren sagen.«
    »Er wird es in zwei Jahren von einem Herrn namens Locke stehlen«, korrigierte er. »Richard Brown muss eine ordentliche Schulbildung genossen haben.«
    »Du meinst im Gegensatz zu mir?«, sagte ich unbeeindruckt. »Aber wenn du damit rechnest, dass die Browns Unruhe stiften, warum hast du Bobby ausgerechnet diese Pistole gegeben?«
    Er zuckte mit den Achseln.
    »Ich werde die guten brauchen. Und ich bezweifle sehr, dass er sie abfeuern wird.«
    »Vertraust du auf ihre abschreckende Wirkung?« Ich war skeptisch, aber wahrscheinlich hatte er Recht.
    »Aye, schon. Aber mehr auf Bobby.«
    »Inwiefern?«
    »Ich bezweifle, dass er noch einmal eine Pistole abfeuern würde, um sein Leben zu retten – aber vielleicht würde er es tun, um deins zu retten. Und sollte es so weit kommen, werden sie zu nah sein, um danebenzuschießen.« Er sprach ganz sachlich, doch ich spürte, wie sich meine Nackenhaare aufstellten.
    »Nun, das ist äußerst tröstlich«, sagte ich trocken. »Und woher weißt du so genau, was er tun würde?«
    »Habe mich mit ihm unterhalten«, antwortete er knapp. »Der Mann, den er in Boston erschossen hat, war der erste Mensch, den er getötet hat. Er möchte es nicht wieder tun.« Er richtete sich auf und trat unruhig zur Arbeitsfläche, wo er sich damit beschäftigte, die verstreuten kleinen Instrumente aufzuräumen, die ich zum Reinigen ausgebreitet hatte.
    Ich trat an seine Seite und sah ihm zu. Eine Hand voll kleiner

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