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Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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fast dunkel. Ich muss zurück.« Sie hielt auf die kleine Straße zu, die in die Stadt führte, und er folgte ihr, vorerst erleichtert, auch wenn er sich in keiner Weise der Illusion hingab, dass das Verhör vorbei war.
    Doch sie hatte nur noch eine Frage.
    »Wann werdet Ihr es ihm sagen?«, fragte sie und wandte sich ihm zu, als sie den Waldrand erreichten.
    »Wem was sagen?«, erwiderte er verblüfft.
    »Ihm.« Sie sah ihn mit einem irritierten Stirnrunzeln an. »William. Meinem Bruder.« Ihre Irritation verging, als sie das Wort auf der Zunge spürte. Sie war zwar noch blass, doch unter ihrer Haut begann eine Art Erregung zu glühen. Lord John fühlte sich, als hätte er etwas gegessen, das er überhaupt nicht vertragen hatte. Ihm brach der kalte Schweiß im Gesicht aus, und seine Eingeweide verknoteten sich zu faustgroßen Schlingen. Seine Knie wurden zu Wasser.
    »Habt Ihr völlig den Verstand verloren?« Er packte sie am Arm, genauso sehr, um zu verhindern, dass sie stolperte, als auch, dass sie davonmarschierte.
    »Meines Wissens hat er keine Ahnung, wer sein Vater wirklich ist«, sagte sie mit einem Hauch von Schärfe, »und da Ihr und Pa nie darüber gesprochen habt, habt Ihr es ja wahrscheinlich auch nicht für nötig gehalten, mit ihm zu sprechen. Aber er ist jetzt erwachsen – er hat doch wohl das Recht, es zu erfahren.«
    Lord John schloss leise stöhnend die Augen.
    »Fehlt Euch etwas?«, fragte sie. Er spürte, wie sie sich über ihn beugte, um ihn genauer in Augenschein zu nehmen. »Ihr seht gar nicht gut aus.«
    »Setzt Euch hin.« Er setzte sich selbst mit dem Rücken an einen Baum und zog sie neben sich zu Boden. Er atmete tief durch und hielt die Augen geschlossen, während sein Verstand raste. Gewiss scherzte sie nur? Gewiss nicht, versicherte ihm sein zynisch beobachtendes Selbst. Sie hatte zwar einen ausgeprägten Sinn für Humor, doch davon war im Moment nichts zu spüren.

    Sie konnte es nicht tun. Er durfte es nicht zulassen. Es war unvorstellbar, dass sie – doch wie konnte er sie daran hindern? Wenn sie nicht auf ihn hörte, würden vielleicht Jamie oder ihre Mutter…
    Eine Hand berührte seine Schulter.
    »Es tut mir Leid«, sagte sie leise. »Ich habe nicht nachgedacht.«
    Erleichterung erfüllte ihn. Er spürte, wie sich sein Bauch entkrampfte, doch als er die Augen öffnete, sah er, wie sie ihn mit einer merkwürdigen Art von Mitgefühl betrachtete, die er nicht einordnen konnte. Seine Eingeweide verkrampften sich prompt wieder, und er bekam Angst, dass er auf der Stelle einen peinlichen Anfall von Blähungen erleiden würde.
    Sein Bauch hatte sie besser verstanden als er.
    »Ich hätte es mir denken sollen«, tadelte sie sich selbst. »Ich hätte wissen müssen, wie Ihr darüber empfindet. Ihr habt es ja selbst gesagt – er ist Euer Sohn. Ihr habt ihn all diese Jahre großgezogen; ich kann sehen, wie sehr Ihr ihn liebt. Ihr müsst Euch schrecklich fühlen, wenn Ihr daran denkt, dass William das mit Pa herausfindet und Euch vielleicht Vorwürfe macht, weil Ihr es ihm nicht eher gesagt habt.« Ihre Hand massierte ihm das Schlüsselbein, eine Geste, die wahrscheinlich beruhigend gedacht war. Falls das ihre Absicht war, so war sie spektakulär gescheitert.
    »Aber -«, begann er, doch sie hatte seine Hand ergriffen und drückte sie ernst. Tränen glitzerten in ihren blauen Augen.
    »Er wird es nicht tun«, versicherte sie ihm. »William wird nie aufhören, Euch zu lieben. Glaubt es mir. Bei mir war es genauso – als ich das mit Pa herausgefunden habe. Anfangs wollte ich es nicht glauben; ich hatte doch einen Vater, und ich habe ihn geliebt, und ich wollte keinen anderen. Aber dann bin ich Pa begegnet, und es war – er war … der, der er ist -« Sie zuckte sacht mit den Achseln und hob eine Hand, um sich mit der Spitzenkante an ihrem Handgelenk über die Augen zu wischen.
    »Aber ich habe meinen anderen Vater nicht vergessen«, sagte sie ganz leise. »Und ich werde ihn auch nie vergessen. Niemals.«
    Trotz des Ernstes der Lage gerührt, räusperte sich Lord John.
    »Ja. Nun. Ich bin mir sicher, dass Euch Eure Empfindungen alle Ehre machen, meine Liebe. Und ich hoffe zwar, dass ich Williams Zuneigung genauso genieße und es auch in Zukunft tun werde, doch dies war nicht der Punkt, auf den ich hinauswollte.«
    »Nicht?« Sie blickte mit großen Augen auf, und die Tränen verklebten ihre Wimpern zu dunklen Stacheln. Sie war wirklich ein liebenswertes Geschöpf, und er spürte einen

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