Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
geschafft, sie zumindest mit dem Nötigsten an Nahrungsmitteln, Decken und Schuhen für die Reise auszustatten – und sie alle an einem Ort versammelt, indem er ihre Marotte, in Panik die Flucht zu ergreifen, strikt unterband. Am Morgen würden sie nach Fraser’s Ridge aufbrechen – keine Sekunde zu früh.
    Er ließ den Blick zufrieden von der Terrasse in Richtung der Wiese schweifen, die hinter Jocasta Cameron Innes’ Stallungen lag. Dort hatten sie vorübergehend ihr Lager aufgeschlagen: zweiundzwanzig Familien mit sechsundsiebzig Seelen, vier Maultiere, zwei Ponys, vierzehn Hunde, drei Schweine und weiß Gott wie viele Hühner, Katzen und Ziervögel, die für die Reise in Weidenkäfigen untergebracht waren. Er trug all ihre Namen – außer denen der Tiere – auf einer eselsohrigen, zerknitterten Liste in seiner Tasche bei sich. Dort befanden sich noch diverse andere Listen, die bis zur Unlesbarkeit überschrieben, durchgestrichen und verbessert worden waren. Ihm war wie einem wandelnden Deuteronomium zumute. Außerdem dürstete es ihn nach einem sehr großen Whisky.
    Dieser erwartete ihn zum Glück bereits; Duncan Innes, Jocastas Ehemann, war ebenfalls von seinem Tagewerk zurückgekehrt. Er saß auf der Terrasse und leistete einem geschliffenen Dekanter Gesellschaft, den die Strahlen der sinkenden Sonne in sanftem Bernstein aufglühen ließen.
    »Wie stehen die Dinge, a charaid ?« Duncan begrüßte ihn herzlich und wies auf einen der Korbsessel. »Möchtet Ihr vielleicht einen Schluck?«
    »Gern, und danke.«
    Er ließ sich erleichtert in den Sessel sinken, der unter seinem Gewicht gemütlich
ächzte. Er nahm das Glas entgegen, das Duncan ihm reichte, und stürzte den ersten Schluck mit einem kurzen »Slainte« hinunter.
    Der Whisky brannte sich durch seine zugeschnürte Kehle, so dass er husten musste, schien dann aber plötzlich alles zu öffnen, so dass sein konstantes, schwaches Gefühl der Atemnot nachließ. Er nippte zufrieden weiter.
    »Sind sie bereit zum Aufbruch?« Duncan wies in Richtung der Wiese, wo der Rauch der Lagerfeuer als goldener Nebel dicht über dem Boden hing.
    »So bereit, wie es nur geht. Arme Teufel«, fügte Roger mitfühlend hinzu.
    Duncan zog eine seiner schütteren Augenbrauen hoch.
    »Sie sind völlig aus ihrem Element gerissen«, erklärte Roger und hielt Duncan sein Glas hin, als ihm dieser anbot, es erneut zu füllen. »Die Frauen haben Todesangst, und die Männer genauso, aber sie verheimlichen es besser. Man könnte meinen, ich würde sie alle als Sklaven auf eine Zuckerplantage verschleppen.«
    Duncan nickte.
    »Oder sie nach Rom verkaufen als Schuhputzer für den Papst«, sagte er ironisch. »Ich glaube nicht, dass einer von ihnen vor ihrer Überfahrt je einen Katholiken auch nur gerochen hat. Und so, wie sie die Nasen rümpfen, gefällt ihnen der Geruch jetzt auch nicht besonders. Ob sie wenigstens dann und wann einen Schluck trinken?«
    »Nur aus medizinischen Gründen und auch dann nur bei akuter Lebensgefahr, glaube ich.« Roger trank genüsslich einen Schluck seines Nektars und schloss die Augen, während ihm der Whisky die Kehle wärmte und sich in seiner Brust einrollte wie eine schnurrende Katze. »Ihr habt Hiram doch kennen gelernt. Oder? Hiram Crombie, ihren Anführer?«
    »Den alten Sauertopf, der einen Stock verschluckt hat? Aye, das habe ich.« Duncan grinste, und die Enden seines langen Schnurrbarts zuckten. »Er kommt gleich zum Abendessen. Trinkt am besten noch einen.«
    »Gern, danke«, sagte Roger und streckte die Hand mit seinem Glas aus. »Obwohl keiner von ihnen viel für hedonistische Vergnügungen übrig hat, soweit ich das beurteilen kann. Man hat das Gefühl, dass sie nach wie vor durch und durch Covenanter sind. Die ewigen Auserwählten, aye?«
    Bei diesen Worten lachte Duncan hemmungslos.
    »Nun, es ist nicht mehr ganz so schlimm wie zu Großvaters Zeiten«, sagte er, als er sich wieder erholt hatte, und griff nach dem Dekanter. »Gott sei Dank.« Er verdrehte die Augen und verzog das Gesicht.
    »Dann war Euer Großvater Covenanter?«
    »Gott, ja.« Kopfschüttelnd schenkte Duncan erst Roger, dann sich selbst großzügig nach. »Ein fanatischer alter Kerl. Nicht, dass er keinen Grund dazu hatte. Man hat seine Schwester am Strand ersäuft, wisst Ihr?«
    »Am Strand … Himmel.« Er biss sich zur Strafe auf die Zunge, war aber zu neugierig, um weiter darauf zu achten. »Ihr meint – hingerichtet durch Ertränken?«

    Duncan nickte, den Blick

Weitere Kostenlose Bücher