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Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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wieder da. Was war an Gartenzwergen so traurig?
    „Tut mir leid, Jeremy.“ Es tat ihm nicht leid. Ihm fehlte das Empfinden dafür. Doch plötzlich hatte er das Bedürfnis, diese Empfindung spüren zu können. Wie fühlte sich Anteilnahme an?
    „Schon okay“, murmelte Jeremy. „Du kannst ja nichts dafür. Es ist manchmal nur so schwierig,daran zu denken. Vielleicht siehst du einfach viel zu menschlich aus,und daher vergesse ich es ab und an.“
    „Jeremy, der Vorschuss …“
    „Darüber ist das letzte Wort bereits gefallen, Zedrik. Bitte, geh jetzt.“
    „Das werde ich“, sagte er mit aufkeimender Wut. „Und ich werde dein Haus morgen früh wie gewünscht durch die Tür verlassen. Erwarte aber nicht, dass ich nach dem Vollmond zu dir zurückgekrochen komme. Du siehst mich nicht wieder, du selbstloser Samariter.“ Er fuhr herum, rannte in das Gästezimmer und schlug hinter sich lautstark die Tür zu.
     
    ~*~
     
    Sein Gesicht sah furchtbar aus. Furchtbar waren auch die letzten Stunden der Nacht gewesen, nachdem ihn ein viel zu verführerischer Zedrik endlich allein gelassen hatte. Er hatte kein Auge zugetan, sondern war die ganze Zeit mit einem Mordsständer durch sein Zimmer gelaufen. Wenn er sich nicht gerade im Badezimmer einen runterholte. Er hatte sich sogar in die Wanne gesetzt und kaltes Wasser einlaufen lassen. Nichts hatte geholfen. Immer wieder fühlte er sich aufs Neue erregt. So spitz war er seit … seit … schon lange nicht mehr gewesen.
    Natürlich hatte er Zedrik in Verdacht. An seinem Zustand konnte nur dieser verdammte Halbsuccubus schuld sein. Allerdings hatte er keine Ahnung, wie Zedrik das bewerkstelligte. In seiner Verzweiflung hatte er schützende Runen an seine Zimmerwände und die Tür malen wollen, doch er konnte sich nicht auf die korrekte Ausführung konzentrieren, wenn er eine derartig harte Erektion hatte, dass er fürchtete, sein bestes Stück würde abbrechen.
    Müde schlurfte er in das Speisezimmer, wo sein Butler mit dem Frühstück wartete.
    „Guten Morgen, Sir.“
    „Guten Morgen, Harrison.“
    Zuvorkommend schenkte ihm die treue Seele Kaffee ein, goss eine perfekt abgestimmte Menge Milch dazu und offerierte ihm die Times . Die Zeitung fühlte sich von dem Bügeleisen, mit dem Harrison sie stets glättete, noch etwas warm an.
    „Wo ist Zedrik?“, fragte Jeremy, während er die Times aufschlug.
    „Ein ziemlich glühendes Individuum verließ heute in aller Herrgottsfrühe das Anwesen, Sir. Ein kurzer Vergleich meinerseits mit dem derangierten Herrn, den wir in Ihr Gästezimmer einquartiert haben, ergab, dass es sich um besagten Zedrik handelte.“
    Jeremy senkte die Zeitung und schaute Harrison über ihren Rand hinweg an.
    „Glühend?“, fragte er nach.
    „Jawohl, Sir. Ein passenderer Ausdruck fällt mir eben nicht ein. Man merkte dem Herrn an, dass seine Abstammung die eines Succubus‘ ist. Er hatte eine sehr … ähem … anregende Aura.“
    „Hat er gesagt, wohin er geht?“
    „Bedaure, Sir. Allerdings wirkte er auf mich ziemlich desperat.“
    „Desperat?“
    „Entmutigt, hoffnungslos, deprimiert, Sir. Salopp würde man sagen, er schien mir am Ende seiner Weisheit zu sein.“
    „Ich weiß, was desperat bedeutet, Harrison. Ich frage mich bloß warum?“
    „Da kann ich Ihnen leider nicht helfen, Sir.“
    Grübelnd lehnte sich Jeremy in seinem Stuhl zurück, legte die Zeitung beiseite und knabberte an einem Toast mit Orangenmarmelade herum. Zedrik hatte Geld von ihm gewollt. War ihm ein Kredithai auf den Fersen oder brauchte er das Geld für die heutige Nacht?
    „War er sehr desperat?“
    „Äußerst desperat, Sir. Ich wollte ihm ein Omelett backen, bevor er ging. Aber er lehnte dankend ab.“
    Jeremy horchte auf. „Zedrik hat sich tatsächlich bedankt?“
    „In der Tat, Sir. Und er dankte in einer überaus höflichen Art. Zudem bat er um Vergebung wegen des zerbrochenen Gartenzwerges. Ich habe mir erlaubt, die Figur zu kleben.“
    Er hörte Harrison schon gar nicht mehr zu. Zedrik war verschwunden. Zedrik hatte sich bedankt und entschuldigt. Dieser kleine Spinner machte ernst und verschwand wirklich aus seinem Leben. Oder fürchtete er, jemand würde ihn verschwinden lassen, weil er ihm das Geld nicht gegeben hatte?
    Du siehst mich nicht wieder, hallte es ihm in den Ohren. Jeremy stöhnte und legte resignierend den Kopf in den Nacken. Zedrik hatte den Vorschuss also tatsächlich dringend gebraucht. Es sah tatsächlich so aus, als hätte er erneut

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