Ein Hauch von Seide - Roman
direkt heraus, als hätte sie Emerald schon ihr ganzes Leben lang ihre Probleme anvertraut. »Er ist krank vor Sorge. Ich weiß nicht, was ich machen soll, Emerald. Wenn Dad überlebt, kann ich ihn doch unmöglich damit belasten, dass ich es ihm erzähle und ihn um Hilfe bitte.«
»Wie viel habt ihr verloren?«, fragte Emerald.
Janey zögerte und blickte über ihre Schulter, obwohl sie allein im Wartezimmer waren, bevor sie eingestand: »Etwas über eine Million Pfund – alles, was wir besaßen. Weißt du, als die Investition nicht den erwarteten Profit abgeworfen hat, haben sie auf den Rat dieses sogenannten Freundes alle noch mehr Geld reingesteckt. Der arme John. Es ist sehr schwer für ihn. Weißt du, er konnte immer so gut mit Geld umgehen, und er war immer so … vernünftig und zuverlässig. Ich konnte mich in unserer ganzen Ehe immer an ihn lehnen, und jetzt fühle ich … also, ich fühle mich schuldig, Emerald. Ich hätte mich mehr für unsere finanziellen Angelegenheiten interessieren sollen. Ich hätte nicht einfach erwarten sollen, dass er die ganze Verantwortung übernimmt.«
Emerald überlegte rasch, während sie in sich aufnahm, was Janey ihr erzählt hatte. Drogo hatte gesagt, die ganze Familie bräuchte sie jetzt, doch selbst er hatte so etwas wie das hier nicht ahnen können.
»Ich könnte euch helfen.«
Janeys Gesicht wurde knallrot. »Du? Aber … also, warum solltest du?«
Allerdings, warum sollte sie?
»Wir sind eine Familie« war alles, was Emerald einfiel, »und meine Mutter wird merken, dass etwas nicht stimmt. Du weißt doch, wie sie ist.«
»Ja, schon«, pflichtete Janey ihr bei, »aber ich kann unmöglich Geld von dir annehmen, Emerald.« Sie klang gedemütigt. »Ich habe es dir nicht deswegen gesagt … und abgesehen davon, wäre John niemals einverstanden. Sein Stolz wäre schrecklich verletzt.«
»Dann sag’s ihm einfach nicht«, entgegnete Emerald praktisch.
Ohne auf sie zu achten, sagte Janey zitternd: »Ich kann von dir keine Million Pfund annehmen.«
Sie hatte immer gewusst, dass Emerald ein großes eigenes Vermögen besaß, aber so ein Angebot … Janey war hin- und hergerissen zwischen Dankbarkeit und Ungläubigkeit und den eher praktischen Gedanken, dass John nicht wollen würde, dass sie es annahm.
»Du meinst, es ist dir lieber, wenn deine Söhne in die peinliche Lage geraten, die Schule verlassen zu müssen, und ihr Fitton verliert?«, fragte Emerald in spöttischem Tonfall. »Ich hatte eigentlich eine höhere Meinung von dir, Janey.«
»Ich kann es nicht annehmen«, wiederholte Janey, doch Emerald spürte, dass sie in ihrer Entschlossenheit wankte.
»Es ist exakt das, was Jay tun würde, wenn er könnte, und was mein Vater von mir erwarten würde. Wir sind schließlich eine Familie, Janey. Deine Jungen sind meine Neffen, und ich würde gern davon ausgehen können, dass meine Mädchen, wenn Drogo oder mir etwas zustoßen sollte, jemanden hätten, an den sie sich wenden könnten …«
»Selbstverständlich. Das weißt du doch.« Janeys mütterliche Instinkte waren geweckt, wie Emerald es erwartet hatte.
Wie seltsam, bis jetzt war Emerald nicht bewusst gewesen, dass sie es tief in ihrem Innern wohl immer als selbstverständlich erachtet hatte, dass ihre Töchter im Fall der Fälle von einer ihrer Stief- oder Halbschwestern aufgezogen werden würden, die sie doch so sehr verachtete.
»Ich tue es nicht für dich, Janey«, fuhr sie entschlossen fort, »ich tue es für uns alle. Du lebst schließlich am nächsten bei Denham und kannst meiner Mutter und deinem Vater nicht richtig helfen, wenn du dir Sorgen um eure Existenz machen musst.«
Was Emerald sagte, stimmte, musste sich Janey eingestehen.
»Wir sind eine Familie«, wiederholte Emerald, »und wir stehen vor einer schwierigen Situation. Du wirst deine Zeit opfern müssen, und es ist nur recht, dass ich auch meinen Beitrag leiste, und wenn der darin besteht, dass ich dir helfe, deinen Teil beizutragen.«
»Also, wenn du es so formulierst …«, gab Janey klein bei. Es wäre eine unglaubliche Erleichterung, nicht diese schreckliche Sorge über sich schweben zu haben. Sie könnte sich dann mit aller Kraft darauf konzentrieren, Amber zu unterstützen.
»Ja«, sagte Emerald. »Und damit Johns Stolz nicht allzu sehr leidet, können wir bestimmt dafür sorgen, dass die Treuhänder herausfinden, dass dir noch Geld aus deinem Treuhandfonds zusteht.«
Janey stieß einen Laut aus, der als Protest oder
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