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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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auf sie haben würde, wenn Emerald da wäre – ausgerechnet Emerald? »Es ist nichts passiert. Ich bin nur so erleichtert, dich zu sehen«, meinte sie. »Ich hab mich so allein gefühlt.«
    »Hast du deinen Vater gesehen?«, fragte Emerald und überspielte ihre unerwartet emotionale Reaktion auf Janeys Weinen mit einer praktischen Frage.
    »Nein. Mama, also, deine Mutter, ist bei ihm, und der Krankenschwester zufolge will sie einfach nicht von seiner Seite weichen. Man hat ihr gesagt, dass ich hier bin und dass ihr alle Bescheid wisst, aber sie will ihn nicht alleinlassen. Du weißt, wie sehr sie aneinander hängen.«
    »Haben die Ärzte schon etwas gesagt?«, fragte Emerald.
    »Sie können uns noch nichts Neues sagen. Die nächsten Stunden sind wohl kritisch. Es muss schrecklich sein, nicht wahr? Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie ich mich fühlen würde, wenn es John wäre.Aber ich ertrage den Gedanken nicht, er ist zu furchtbar.« Die Worte haspelten nur so aus ihr heraus, so erleichtert war sie, nicht mehr allein zu sein, doch während sie für jemand anderen wie konfuses Gerede klingen mochten, wusste Emerald genau, was Janey meinte. Zum ersten Mal im Leben tauschte Emerald einen Blick gemeinsamen Verständnisses mit ihrer Stiefschwester.
    Die Übelkeit, die Emerald vorher schon einmal überkommen hatte, kehrte wieder zurück, doch Emerald kämpfte dagegen an. Jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt, um sich einzugestehen, wie viel Angst es ihr machte, diese Situation für den Augenblick ohne Drogo durchstehen zu müssen.
    »Ich hätte mir nie vorgestellt, dass so etwas passieren könnte. So was stellt man sich einfach nicht vor, oder?«, fragte Janey sie fast kläglich. »Dad kam mir immer so … er war immer da, und man denkt nicht darüber nach, dass er eines Tages nicht mehr da sein könnte. Ich habe solche Angst um ihn, Emerald. Ich will nicht, dass er stirbt.« Sie fing wieder an zu weinen.
    »Dann darfst du so etwas gar nicht denken«, erklärte Emerald entschieden. »Du musst dir sagen, dass er wieder gesund wird.«
    Ihre Worte machten mehr Eindruck auf Janey, als sie erwartet hatte. Sie lächelte unter Tränen und sagte: »Ich wünschte, ich wäre mehr wie du, Emerald. Du bist immer so … so beherrscht. Bei dir scheint nie etwas schiefzulaufen. Du und Drogo seid so glücklich.«
    Glücklich? Sie? Wenn Janey wüsste!
    »Janey, du hast einen Mann, der dich liebt, und zwei gesunde Söhne«, entgegnete Emerald fest. Zwei Söhne, nicht nur einen, und erst recht nicht gar keinen, dachte sie. War Janey wirklich so blind, dass sie nicht sah, dass Emerald sie beneidete, weil sie etwas hatte, was Emerald sich verzweifelt wünschte? In ihren finstersten Augenblicken hatte sie sich oft vorgestellt, wie ihre Schwestern, besonders Janey und Polly mit ihren Söhnen, verschwörerische Blicke tauschten, wenn sie darüber sprachen, dass Emerald Drogo einfach keinen Erben schenken konnte. Doch Janey schien nicht zu wissen, in welche Richtung Emeralds Gedanken gingen. Sie schüttelte den Kopf und stieß ein kleines bitteres Lachen aus.
    »Zwei gesunde Söhne, die jeden Tag nach Hause geschickt werden können, weil wir nicht mehr in der Lage sind, ihr Schulgeld zu bezahlen – das heißt, falls Fitton uns dann noch gehört und sie noch ein Zuhause haben, in das sie heimkehren können. Ich wollte Daddy fragen, ob er uns helfen kann. Jetzt komme ich mir total egoistisch vor, dass ich es überhaupt in Erwägung gezogen habe.«
    Janey hatte keine Ahnung, warum sie Emerald so viel anvertraute, doch jetzt war es zu spät, um es zurückzunehmen, und auf seltsame Art empfand sie es tatsächlich als Erleichterung, es ausgesprochen zu haben. Das hatte sicher etwas mit der Intimität des Wartezimmers und der Ungewissheit der Situation zu tun.
    Emerald runzelte die Stirn. Sie war immer davon ausgegangen, dass John und Janey in gesicherten Verhältnissen lebten. »Was ist passiert?«, fragte sie direkt heraus. »Und sag jetzt nicht, nichts, denn irgendwas muss ja passiert sein.«
    Die Rolle der schwesterlichen Vertrauten war ihr neu, und die Leichtigkeit, mit der sie sie annahm, überraschte sie. Noch mehr überraschte sie, wie wohl sie sich darin fühlte, fast als würde sie etwas übernehmen, das sie sich heimlich gewünscht und ohne das sie sich unvollständig gefühlt hatte.
    »John hat unser ganzes Geld bei einem … einem Freund investiert, der dann alles in den Sand gesetzt hat«, erklärte Janey ihr gleichermaßen

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