Ein Hauch von Seide - Roman
Augen vor Heldinnenverehrung und Aufregung strahlten, unbesonnen flüsterte: »Also, ich finde es unglaublich romantisch. Gwendolyn, glaubst du wirklich, Emerald lädt uns nach Lauranto ein?«
»Also, falls sie es tut, werden meine Eltern es mir sicher nicht erlauben«, erwiderte Gwendolyn tugendhaft. »Und ich würde es auch nicht wollen. Du überraschst mich, Lydia. Wir müssen schließlich an unseren Ruf denken.«
Als Beth ihrer Nichte zuhörte, verließ sie ein wenig der Mut. Die liebe Gwendolyn hatte natürlich recht, aber unter bestimmten Umständen musste man zuweilen … nun, wenn man ehrlich war, dann war die liebe Gwendolyn eine ziemlich reizlose junge Frau, und ihre Mutter hatte noch drei andere Töchter, für die sie passende Ehemänner finden musste.
»Ich wünschte, Emerald wäre zum Abendessen heruntergekommen. Sie muss schreckliche Kopfschmerzen haben, dass sie die ganze Zeit in ihrem Zimmer bleibt«, meinte Lydia naiv. »Meinst du, ich sollte nach oben gehen und nach ihr sehen, Mummy, ihr vielleicht eine Tasse Tee bringen …?«
»Ähm, nein, mein Liebes, ich glaube, das wäre keine gute Idee.« Lady Beths weiche, volle Wangen zitterten im Takt mit der Aufregung in ihrer Stimme.
»Sie hat keine Kopfschmerzen«, fuhr Gwendolyn in missbilligendem, scharfem Tonfall auf. »Emerald hat nie Kopfschmerzen. Wenn du mich fragst, will sie nur Aufmerksamkeit.«
Und ich weiß auch genau, was für eine Art von Aufmerksamkeit sie will und bekommt, dachte Dougie eifersüchtig, selbst wenn Lydia zu naiv war, um an so etwas zu denken. Was war nur los mit der britischen Oberschicht, dass sie es für notwendig erachtete, ihre Töchter bezüglich der Tatsachen des Lebens in solcher Unwissenheit zu halten?
Doch so, wie ich meine Geschlechtsgenossen kenne, dachte Dougie, bleiben Emerald und Alessandro nicht wegen Kopfschmerzen in der Isolation ihres Schlafzimmers – meines Schlafzimmers, wenn ich kleinlich bin. Dougie blickte finster drein. Nicht dass es ihn das Geringste scherte, wen Emerald heiratete oder was sie mit ihm machte. Er wäre ein Narr, irgendetwas anderes als froh zu sein, dass sie ihm nicht länger auf die Nerven ging und ihn nicht unablässig verhöhnte und verspottete und ihn auch nicht dauernd daran erinnerte, dass er weder als Mann noch als Herzog je an ihren Vater heranreichen würde.
Aber auch wenn er sich mit Händen und Füßen dagegen wehrte, so war das Problem doch, dass Emerald eine Art hatte, einem Mann unter die Haut zu gehen. Es spielte keine Rolle, wen sie geheiratet hätte, er würde sich auf jeden Fall so fühlen, musste Dougie sich eingestehen, als … als ob … Wenn er ehrlich war, wollte Dougie gar nicht weiter darüber nachdenken, wie er sich bei dem Gedanken fühlte, dass Emerald jetzt mit einem anderen verheiratet war.
»Mmm, das war schön, Schatz. Und jetzt halt mich fest und verlass mich nicht, ja? Ja, ich weiß, ich habe gesagt, wir würden deine Mutter anrufen, aber dazu ist es jetzt viel zu spät. Sie schläft wahrscheinlich schon, und ich möchte sie ungern wecken.«
Ich hasse die Ausstattung dieser Räume, dachte Emerald, während sie darauf wartete, dass Alessandros tiefe Atemzüge ihr verrieten, dass er eingeschlafen war, bevor sie von ihm abrückte. Die ganze schäbige, altmodische bestickte Seide zeugte viel zu sehr vom Geschmack ihrer Mutter.
Wenn sie und Alessandro ihr eigenes Haus hatten, würde sie es in einem ganz modernen Stil ausstatten lassen. Vielleicht würde sie ja David Hicks damit beauftragen.
Amber und Jay wollten gerade zum Dinner nach unten gehen, als Emeralds Telegramm eintraf. Sie hatten glücklich darüber geplaudert, wie sehr sie sich darauf freuten, eine Woche mit den Zwillingen zu verbringen, die beide den Sommer über in einem Sommercamp in den Vereinigten Staaten arbeiteten, doch Ambers entspanntes Glücksgefühl löste sich rasch in Wohlgefallen auf, als sie Emeralds Telegramm las. Sie las es ein zweites Mal mit einem flauen Gefühl in der Magengrube.
»O nein!«, sagte sie mit angespannter Stimme und reichte Jay das Telegramm, damit auch er es lesen konnte. »Warum tut sie so etwas? Warum hat sie uns nicht einfach erzählt, dass sie und Alessandro heiraten wollen, statt nach Gretna Green durchzubrennen? Sie weiß doch sicher, dass alles, was wir uns für sie wünschen, Glück ist? Ich mache mir schreckliche Sorgen um sie und … wir haben gar keine richtige Beziehung, wie Mutter und Tochter sie haben sollten. Was natürlich
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